Apple und der schleichende Angriff auf die Macht der Banken
In der gegenwärtigen Unsicherheit an den Märkten spielen einmal mehr Banken eine zentrale Rolle. Die Pleite der Silicon Valley, die überstürzte Rettung der Credit Suisse zeigen deutlich, dass das Geschäftsmodell "Bank" immer schwieriger wird. Neben den großen Einschlägen bedroht die Bankenlandschaft aber vor allem eine langsame Erosion, die von ganz anderer Seite kommt - und kaum aufzuhalten ist.
Interessant dabei: steigende Zinsen galten zunächst in der Wahrnehmung der Märkte als gut für die Banken, weil sie damit ihre Marge ausbauen, Gewinne steigern und so ihre Stabilität festigen konnten. Doch was so verheißungsvoll begann wurde schnell zum Alptraum: Da in den Bankbilanzen hohe bestände an Anleihen schlummern, die durch steigende Zinsen an Marktwert einbüßen, kamen immer mehr Institute unter Druck. Und natürlich wettete der Markt auch schnell gegen die als schwach erkannten - bis zum Exit.
Doch eine weit größere Gefahr geht von Unternehmen aus, die in ganz anderen Branchen gestartet sind, aber gute Beziehungen zu Kunden haben. Der wichtigste Angreifer dabei heißt Apple. Der Tech-Konzern hat in den vergangenen Jahren sein Finanzangebot immer weiter ausgebaut. Zuletzt kam ein Sparkonto auf den (US-)Markt, für das Goldman Sachs die Lizenz hinhält. Dieses Sparkonto ist überraschend gut verzinst und gräbt anderen Banken Kunden ab.
Apple hat gezeigt, dass neben dem Umsatz über den Verkauf der iPhones oder anderer Hardware auch mit Services gutes Geld zu verdienen ist. Die Finanz-Services werden dabei immer weiter ausgebaut und bilden schon fast den Funktionsumfang einer Digitalbank ab: Bis auf ein Girokonto ist eigentlich alles vorhanden. So bietet Apple neben dem Sparkonto auch einen kredit- und Finanzierungsbereich, hat das in den USA weit verbreitete Buy Now Pay Later im Angebot oder reicht eine Kreditkarte aus. Nicht zu vergessen, dass Apple Pay auf iPhone oder Apple-Watch das Bezahlen auch kleiner Beträge sehr einfach machen.
Wozu also noch ein Girokonto, wenn alle wichtigen, häufig genutzten Bankfunktionen bereits extrem einfach auf Geräten zur Verfügung stehen, die ohnehin benutzt werden? Die Banken haben dem wenig entgegenzusetzen. Zwar wird es noch eine ganze Weile dauern, bis Sparkassen mit starker Vor-Ort-Bodenhaftung von Apple abgelöst werden. Doch reine Digitalbanken bieten oft schon kaum mehr, als Apple das leisten kann.
Die traditionellen Banken stehen also nicht nur wegen ihrer vom Zinsanstieg gebeutelten Bilanzen unter Druck. Sie werden schon seit Jahren angegriffen von Digitalbanken, mussten Marktanteile angeben und mit dem Eintritt ganz neuer Wettbewerber wird der Druck noch einmal größer. Denn eines haben Apple aber auch Google, Meta oder Amazon allen Banken voraus: Ihre Leistungen werden von den Kunden regelmäßig, freiwillig und gerne genutzt.
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von Uwe Zimmer, Geschäftsführer Z-Invest GmbH, Köln
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