Expansionspläne

Deutschland-Pläne unter der Lupe: Warum BYDs Vorstoß für VW zu einem Problem werden könnten

13.09.24 23:20 Uhr

BYD-Aktie: BYD vertreibt seine Autos in Deutschland künftig selbst - Volkswagen könnte der große Verlierer sein | finanzen.net

Bislang lief die Expansion BYDs auf dem deutschen Markt eher schleppend. Das soll sich nun aber ändern. Zu diesem Zweck tätigte BYD eine viel beachtete Übernahme - und könnte damit den ohnehin bereits kriselnden Traditionskonzern Volkswagen weiter unter Druck setzen.

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• BYD übernimmt Deutschlandabteilung des Importeuers Hedin
• Direkte Kontrolle über deutschen Vertrieb soll schwächelndes Geschäft antreiben
• Wird BYD auch hierzulande zum Schreckgespenst von VW & Co.?

BYD meint es mit seinen Anstrengungen, Marktanteile in Deutschland zu gewinnen, ernst. Die Folgen sind noch nicht absehbar - aber die BYD-Expansion könnte Platzhirsche wie allen voran Volkswagen gefährden.

BYD übernimmt Hedin Electric Mobility

BYD, Chinas führender Hersteller von Elektrofahrzeugen, unternimmt einen mutigen Vorstoß auf den europäischen Markt, indem es die Kontrolle über seinen Vertrieb in Deutschland, dem größten europäischen Automarkt, übernimmt. Das Unternehmen hat eine am 30. August publik gewordene Vereinbarung mit dem Generalimporteur Hedin Mobility Group unterzeichnet, um dessen deutsche Tochtergesellschaft Hedin Electric Mobility zu übernehmen. Zwar muss die Transaktion noch von den Kartellbehörden genehmigt werden - dies dürfte aber angesichts der Tatsache, dass BYD auch nach einer Übernahme von Hedin Electric Mobility keineswegs eine marktbeherrschende Stellung einnehmen wird, eher kein Problem darstellen. Ende dieses Jahres soll der Zukauf dann in trockenen Tüchern sein. Über die Höhe des Kaufpreises ist Stillschweigen vereinbart worden; dem "Handelsblatt" zufolge dürfte dieser aber etwa im "niedrigen zweistelligen Millionenbereich" inklusive ausstehender Schulden von Hedin Electric Mobility liegen.

Diese Übernahme ermöglicht es BYD, seine Fahrzeuge direkt in Deutschland zu verkaufen, Zwischenhändler zu umgehen und die Kontrolle über Preise und Vertrieb zu erlangen. Laut Stella Li, Executive Vice President von BYD, "wird BYD gemeinsam mit seinen Handelspartnern den hervorragenden Kundenservice und die Garantieunterstützung in Deutschland weiter ausbauen". Zusätzlich zum Erwerb der Vertriebsrechte wird BYD zwei Flagship-Stores in Stuttgart und Frankfurt übernehmen, die für die Erreichung der deutschen Verbraucher von großer Bedeutung sind.

In den vergangenen zwei Jahren war Hedin Electric für den Import von BYD-Fahrzeugen und -Ersatzteilen nach Deutschland verantwortlich. Die neue Vereinbarung soll BYD eine stärkere Präsenz auf dem deutschen Markt ermöglichen. Indem BYD sowohl den Vertrieb als auch die Preisgestaltung direkt steuert, kann das Unternehmen seine Abläufe straffen und sich schneller an die lokale Nachfrage anpassen - ein wesentlicher Vorteil auf dem hart umkämpften Markt für Elektrofahrzeuge, wie "electrek" hervorhebt.

BYD könnte VW zunehmend unter Druck setzen

Noch ist BYD aber nur ein sehr kleiner Player am deutschen Automarkt. Im Juli 2024 hielt BYD mit 1.432 Fahrzeugzulassungen lediglich 0,1 Prozent des deutschen E-Fahrzeugmarktes. BYD hat jedoch ein viel höheres Ziel: Bis 2026 will das Unternehmen 120.000 Fahrzeuge in Deutschland verkaufen. Anders Hedin, CEO der Hedin Mobility Group, kommentierte die Übernahme laut "electrek" mit den Worten: "Die Grundlage ist nun geschaffen, um das Volumen zu erhöhen, und wir freuen uns darauf, diese Reise in Deutschland gemeinsam mit BYD als Händler fortzusetzen".

Der Schritt von BYD, sein deutsches Geschäft direkt zu kontrollieren, könnte sich für Volkswagen, den dominierenden Akteur auf dem deutschen Automarkt, als Herausforderung erweisen. Wie viele traditionelle Autohersteller hat auch Volkswagen damit zu kämpfen, im schnell expandierenden Elektroauto-Sektor Fuß zu fassen.

Die Übernahme kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für den kriselnden Volkswagen-Konzern, der im Juli einen Rückgang der E-Autoverkäufe in Deutschland um 2,2 Prozent verzeichnete. BYDs direkte Kontrolle über die Preisgestaltung und den Vertrieb gibt dem Unternehmen die Flexibilität, aggressiv mit Volkswagen und anderen lokalen Herstellern zu konkurrieren. Volkswagen hat mit Kostensenkungsmaßnahmen zu kämpfen und erwog kürzlich die Schließung seines AUDI-Werks in Brüssel - die erste Werksschließung seit 26 Jahren. Je mehr BYD in Deutschland Fuß fasst, desto größer wird der Druck auf Volkswagen, innovativ zu sein und die Kosten zu senken.

BYD hat große Ambitionen auf dem lukrativen europäischen Markt - bislang aber noch wenig vorzuweisen

Die Übernahme von Hedin Electric Mobility durch BYD ist Teil seiner breit angelegten europäischen Strategie, die darauf abzielt, bis 2026 fünf Prozent des europäischen Marktes für Elektrofahrzeuge zu erobern. Derzeit machen chinesische Autohersteller, darunter BYD, Xpeng und SAICs MG, nur 9,9 Prozent der europäischen EV-Verkäufe aus. BYD positioniert sich jedoch für ein beträchtliches Wachstum in den kommenden Jahren, insbesondere durch die zunehmende Kontrolle, die das Unternehmen nun in europäischen Schlüsselmärkten wie Deutschland hat. Laut einer Studie der Rhodium Group verdient BYD an jedem in Europa verkauften Seal U Modell rund 14.300 Euro (15.400 US-Dollar), verglichen mit 1.300 Euro (1.400 US-Dollar) pro Einheit in China, wodurch das Unternehmen trotz der EU-Strafzölle gegen chinesische E-Auto-Hersteller weiterhin einen großen Anreiz hat, seine Verkäufe in Deutschland zu steigern.

Die Vereinbarung unterstreicht auch die langfristige Partnerschaft zwischen BYD und der Hedin Mobility Group, die weiterhin als BYD-Händler auf dem schwedischen Markt agieren wird. Mit der Markteinführung neuer Modelle und der Möglichkeit, wettbewerbsfähige Preise in Deutschland festzulegen, ist BYD auf dem besten Weg, ein wichtiger Akteur im europäischen Elektrofahrzeugsektor zu werden. Während der deutsche Markt für Elektroautos im vergangenen Monat einen Rückgang der Zulassungen um 36,8 Prozent verzeichnete, könnten die flexible Preisgestaltung und das verstärkte Vertriebsnetz von BYD es dem Unternehmen ermöglichen, diese Herausforderungen zu meistern und seine Marktdurchdringung zu beschleunigen.

BYDs Ambitionen sind jedoch nicht ohne Hürden. Obwohl das Unternehmen weltweit an Dynamik gewonnen hat und im zweiten Quartal 2024 zum siebtgrößten Automobilhersteller aufgestiegen ist, steckt sein Erfolg in Europa noch in den Kinderschuhen. Das Unternehmen muss seinen Absatz drastisch steigern, um sein Ziel von 120.000 Fahrzeugen in Deutschland bis 2026 zu erreichen. Mit der Kontrolle über die Preisgestaltung, den Vertrieb und die wachsende Einzelhandelspräsenz könnte BYD jedoch gut positioniert sein, um die europäische Automobillandschaft aufzurütteln.

Kann die BYD-Aktie aus ihrem Seitwärtstrend ausbrechen?

Unterdessen tut sich auch die BYD-Aktie schwer, an ihre phänomenale Rally des Jahres 2020 anzuknüpfen. In dem ersten Jahr der COVID-19-Pandemie hatten sich zeitgleich auch andere E-Auto-Hersteller wie allen voran Tesla innerhalb weniger Monate in ihrem Wert vervielfacht und der E-Auto-Boom erreichte seinen ersten Höhepunkt.

Die Euphorie ist aber längst verflogen: Seit Anfang 2021 befinden sich die Papiere des größten chinesischen EV-Produzenten jedoch nun mehr oder minder in einem Seitwärtstrend. Auf Zwölf-Monats-Sicht liegt der BYD-Anteilsschein, der an der Börse in Hongkong derzeit 238,80 Hongkong-Dollar kostet (Stand: Schlusskurs vom 12. September 2024), knapp im Minus: Aktionäre mussten in diesem Zeitraum Einbußen in Höhe von 3,63 Prozent hinnehmen. Auf Drei-Jahres-Sicht häufen sich sogar Verluste von 8,18 Prozent an.

Ob die zuvor noch so erfolgsverwöhnten BYD-Investoren mit ihren Papieren künftig wieder mehr Freude haben werden, hängt zu einem großen Teil von der Frage ab, ob BYD auch fernab des chinesischen Heimatmarktes Fuß fassen kann - so wie unter anderem auch in Deutschland. Inwiefern die Anfang Juli in Kraft getretenen EU-Strafzölle den chinesischen Herstellern auf dem europäischen Markt zum Verhängnis werden, ist unter Marktbeobachtern derzeit noch umstritten.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Philip Lange / Shutterstock.com, Robert Way / Shutterstock.com

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