Euro am Sonntag-US-Tipp

US-Konzern Cerner: Digitalkur für Kliniken

07.07.17 16:00 Uhr

US-Konzern Cerner: Digitalkur für Kliniken | finanzen.net

Cerner Corporation hat bewährte Mittel gegen das Datenchaos im Gesundheitswesen, denn er bringt Arztpraxen und Kliniken ins digitale Zeitalter. Sein Honorar: gesundes Wachstum.

von Andreas Meyer, Euro am Sonntag

Die Pflegerin kann die Handschrift des Arztes nicht entziffern, Akten von Patienten stapeln sich im Schwesternzimmer, Medikamentenbestellungen müssen aufgenommen und an die Pharmakonzerne weitergeleitet werden - und der Arztbrief soll seinen Weg vom Krankenhaus zum Hausarzt antreten.



Um solchen Verwaltungswust in Kliniken kümmert sich das US-Unternehmen Cerner Corporation. 1979 wurde die Firma von Neal Patterson gegründet. Auch heute hält der 67-jährige Vorstandschef neben sieben Prozent der Anteile das Ruder fest in der Hand. Die Softwareprodukte finden Anwendung in Arztpraxen, Krankenhäusern, bei Pharmakonzernen und selbst bei Krankenkassen. Mit einem Marktanteil von rund fünf Prozent ist Cerner die Nummer 2 - vor Größen wie Oracle oder General Electric.

Das Geschäftsmodell basiert auf zwei Säulen: Der Neuverkauf von Software macht gut ein Viertel des Umsatzes aus, das Gros entfällt allerdings auf den Service. Dienste wie die Instandhaltung oder Updates der Systeme bei den Kunden, aber auch Schulungen rücken immer stärker in den Vordergrund. Diese Dienste sorgen für kontinuierlich wiederkehrende Erträge. Denn Kunden, die sich für Cerner entscheiden, werden in aller Regel jahrelang komplett von dem Unternehmen versorgt.


An den Serviceleistungen verdienen die Amerikaner so im Lauf der Zeit erheblich mehr als am Neugeschäft. Zumal rund die Hälfte der Kosten - darunter der Vertrieb - durch das Neu­geschäft verursacht wird. Daher ist das Servicegeschäft deutlich profitabler als der Lizenz­verkauf. Die Dienstleistungen sorgen zudem für einen engen Kontakt zum Kunden - und für planbare, wiederkehrende Erträge. Wegen des steigenden Anteils der Dienste steigen auch die Gewinnmargen des Konzerns kontinuierlich an.

Das Geschäftsmodell ist kerngesund. Für Verunsicherung im US-Gesundheitssektor sorgte Ende 2016 indes, dass Donald Trump Präsident wurde. Er will sich von der Gesundheitsreform seines Vorgängers verabschieden. Im vierten Quartal blieben daher die Neuverkäufe hinter den Erwartungen zurück - ein ähnlicher Effekt wie bei der Einführung von Obamacare 2009.


Für Cerner war es auf einer Investorenkonferenz jedoch keine Frage, ob Kunden wieder investieren, sondern eher wann, wie Vertriebsmanager Zane Burke sagte. Tatsächlich zogen die Neuverkäufe im ersten Quartal wieder an. In Kombination mit den steigenden Serviceumsätzen lag das Wachstum bei sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal und übertraf die Erwartungen.

Krankenhaus 4.0

Langfristig dürfte Cerner weiteres Wachstum vor sich haben. Der Trend zur Digitalisierung im Verbund mit immer stärkerer Nachfrage nach Gesundheitsleistungen vor allem in den alternden Industriegesellschaften sorgt für steigende Nachfrage. Klinische Informationssysteme und eine IT-basierte persönliche Langzeitakte für Patienten, das sogenannte Krankenhaus 4.0, halten in immer mehr Einrichtungen Einzug.

Dieser Markt soll laut Schätzungen des US-Research-Instituts Tractica bis 2020 um jährlich 20 Prozent zulegen. Cerner will 25 Milliarden Dollar Umsatz bis 2025 erreichen. Das entspricht auf Basis der zuletzt erreichten rund fünf Milliarden Dollar im Schnitt zehn Prozent Zuwachs pro Jahr. Dafür will Patterson das Auslandsgeschäft stärken. Noch erzielt Cerner knapp 90 Prozent des Umsatzes im Heimatmarkt. Eine Expansion ins Ausland brächte wohl den nächsten Schub.

Investor-Info

Cerner Corp.
Tempo steigt

Die über 24.000 Mitarbeiter von Cerner ­erwirtschafteten 2016 einen Umsatz von 4,8 Milliarden US-Dollar bei einem Netto­gewinn von 636 Millionen US-Dollar. Im ­laufenden Jahr rechnen Experten mit rund neun Prozent Zuwachs bei Umsatz sowie ­Gewinn. Das Wachstumstempo soll sich beschleunigen. Die Aktie geriet Anfang des Jahres nach enttäuschenden Zahlen unter Druck. Das Geschäft und der Kurs holten wieder auf. Weiteres Potenzial, Aktienrückkäufe stützen.

Bildquellen: Cerner Health Services GmbH, Fernando Madeira / Shutterstock.com

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Analysen zu Cerner Corp.

DatumRatingAnalyst
26.10.2018Cerner Equal WeightBarclays Capital
13.09.2018Cerner Equal WeightBarclays Capital
25.07.2018Cerner HoldStifel, Nicolaus & Co., Inc.
08.03.2018Cerner HoldStifel, Nicolaus & Co., Inc.
02.11.2017Cerner OutperformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
25.07.2018Cerner HoldStifel, Nicolaus & Co., Inc.
08.03.2018Cerner HoldStifel, Nicolaus & Co., Inc.
02.11.2017Cerner OutperformRBC Capital Markets
31.10.2017Cerner OutperformRobert W. Baird & Co. Incorporated
19.09.2017Cerner Top PickRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
26.10.2018Cerner Equal WeightBarclays Capital
13.09.2018Cerner Equal WeightBarclays Capital
19.01.2017Cerner Equal WeightBarclays Capital
02.11.2016Cerner NeutralRobert W. Baird & Co. Incorporated
05.08.2015Cerner Sector PerformRBC Capital Markets
DatumRatingAnalyst
15.09.2015Cerner SellStifel, Nicolaus & Co., Inc.
05.08.2015Cerner SellStifel, Nicolaus & Co., Inc.
11.02.2015Cerner UnderperformOppenheimer & Co. Inc.

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