Euro am Sonntag-Titelstory

Die Rückkehr der Inflation - So schützen Sie Ihr Vermögen!

03.12.16 21:04 Uhr

Die Rückkehr der Inflation - So schützen Sie Ihr Vermögen! | finanzen.net

Mit seinen Versprechen schiebt Donald Trump die Inflationsraten an - was die Notenbanken lange vergeblich versucht haben. Das hat Folgen für die Anlagemärkte weltweit.

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von A. Zehbe und C. Platt, Euro am Sonntag

Viele republikanische Wähler dürften sich nach dem Wahlsieg Donald Trumps kräftig die Augen gerieben haben. Dass Vorhaben wie der Bau einer Mauer zur Grenze von Mexiko oder eine Strafverfolgung gegen Hillary Clinton populistisches Wahlkampfgetöse sind, mochte man sich noch denken. Aber dass der New Yorker Geschäftsmann von Herzstücken republikanischen Gedankenguts abrückt, kommt überraschend. Die bei vielen Trump-Wählern verhasste staatliche Krankenversicherung Obamacare soll bleiben, und das Pariser Klimaschutzabkommen wolle er sich zumindest ansehen. Einzig an seiner angekündigten Wirtschaftspolitik hält er fest - die hat es in sich und sie dürfte weit mehr Einfluss auf das Land haben als irgendein anderes Wahlkampfthema.

Initialzündung für die Teuerung

Seine Pläne haben längst einen Namen: Trumponomics. Mit Milliardeninvestitionen in Infrastruktur, Steuersenkungen und protektionistischen Maßnahmen will Trump der US-Wirtschaft einen kräftigen Schub verpassen. Die Märkte haben reagiert - mit Kurssprüngen bei Aktien und einem Ausverkauf bei Anleihen. Damit kündigt sich auch etwas an, was die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) seit Jahren vergeblich versucht hat: mit billigem Geld die Preise anzutreiben. Nun steigen die Inflationsraten in den USA endlich, eine Zinswende steht an - und das hat Folgen für die Kapitalmärkte in aller Welt.


Leicht anziehende Teuerungsraten sind in den vergangenen Monaten in vielen Ländern zu beobachten gewesen, auch in Deutschland. Verschiedene Anlagestrategen hatten in €uro am Sonntag vor wieder steigenden Inflationsraten als weithin unterschätzte Gefahr für Investments gewarnt. Mit dem Sieg von Trump ist die an den Märkten für die nächsten Jahre erwartete Teuerung jedoch so schnell, so deutlich und in so kurzer Zeit gestiegen, wie es wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte.

Eine Rolle spielt sicherlich die Stabilisierung des Ölpreises. Er ist lange gefallen und hat die Inflation, bei der die aktuellen Preise mit den Preisen vor einem Jahr verglichen werden, nach unten gezogen. Dieser Basiseffekt ist inzwischen ausgelaufen, der Ölpreis ist heute höher, als er vor zwölf Monaten war. Vor einem Jahr kostete ein Barrel der Ölsorte WTI 42,50 Dollar, nun sind rund 48 Dollar je Fass à 159 Liter fällig. Die gestiegenen Energiepreise sind neben der robusten US-Konjunktur und der guten Lage auf dem dortigen Arbeitsmarkt dafür verantwortlich, dass die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten im September um 1,5 Prozent und im Oktober um 1,6 Prozent über denen des Vorjahres lagen.


Dass dies nicht nur ein temporärer Anstieg der Preise ist, sondern ein Wendepunkt erreicht ist, verdeutlicht die sogenannte Break-even-Inflationsrate. Sie misst die Inflationserwartung der Marktteilnehmer aus dem Renditeunterschied zwischen normalen zehnjährigen Staatsanleihen sowie entsprechenden inflationsgeschützten Papieren. Lag die so errechnete erwartete Teuerung im Juni noch bei 1,6 Prozent, ist sie nun auf rund zwei Prozent gestiegen. Das passt zum Stimmungsbild, das eine Umfrage der Bank of America Merrill Lynch unter rund 200 Fondsmanagern zeichnet: 85 Prozent von ihnen rechnen mit steigenden Preisen - das ist der höchste Wert seit zwölf Jahren.

Milliarden für die US-Infrastruktur

Es sind also durchaus diverse Faktoren, welche die Inflationserwartungen steigen lassen - der designierte US-Präsident Trump hat mit seiner sich abzeichnenden Politik jedoch den Initialzünder für den Anstieg geliefert. Diese Politik sorgt gleich in mehrfacher Hinsicht dafür, dass mit einer stärkeren Teuerung gerechnet wird. Am wichtigsten dabei ist das Versprechen, viel Geld in den Ausbau und die Erneuerung der Infrastruktur zu stecken. Im Wahlkampf sprach er von einer Billion Dollar, mit der Straßen, Tunnels, Schulen und Krankenhäuser wieder auf Vordermann gebracht werden sollen. Dazu sollen Umweltstandards abgesenkt und die Kreditvergabe erleichtert werden, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Auf diese Weise will Trump wieder mehr Menschen in Lohn und Brot verhelfen. Die Arbeitslosenquote in den USA ist mit 4,9 Prozent aber bereits relativ niedrig. Ein zusätzlicher Aufschwung am Arbeitsmarkt dürfte somit für höhere Löhne sorgen. Und auch hier gab es bereits positive Signale: Im Oktober zogen die Stundenlöhne im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,8 Prozent an - so stark wie zuletzt 2009.


Darüber hinaus hat Trump Steuerkürzungen in Aussicht gestellt. Beides zusammen hätte zur Folge, dass die Amerikaner mehr Geld in der Tasche haben, das sie ausgeben können. Auch das würde die Preise anschieben.

Stärkung der US-Binnenwirtschaft

Ein anderes Versprechen Trumps dürfte die Teuerung ebenfalls antreiben: Der Wahlsieger will sich stärker auf die Bedürfnisse der USA konzentrieren, weniger auf ausländische Unternehmen und mehr auf inländische Produktion setzen. Die avisierte Aufkündigung des Freihandelsabkommens TPP zwischen den USA und mehreren pazifischen Anrainerstaaten war ein Vorgeschmack darauf, wie ernst es Trump mit seinen protektionistischen Plänen ist. Eine Einschränkung des weltweiten Handels wäre eine Zäsur in einer rund 30-jährigen Phase, in der der globale Austausch von Waren die Preise gedrückt hat. Handelshemmnisse wie Zölle würden Importgüter verteuern. Auch die Verlegung von Produktionsstandorten ins Inland hätte schon wegen der höheren Löhne einen Anstieg der Preise zur Folge.

Abgesehen von den protektionistischen Tendenzen bezeichnen viele Ökonomen Trumps Konjunkturpaket als längst überfällig. Selbst die US-Notenbank, die mit ihrer ultralockeren Geldpolitik seit Jahren versucht, der Wirtschaft einen Schub zu geben, dürfte den Großteil der Maßnahmen begrüßen. "Fiskalpolitik sollte eine Rolle spielen, um Wachstum zu stimulieren", sagte Fed-Chefin Janet Yellen im Sommer vor dem US-Kongress. Wachstum, das bedeutet Arbeitsplätze und Inflation - beides sind Kerngrößen, von denen die Zinsentscheidungen der Fed abhängen, und beides spricht für eine Erhöhung des Leitzinses auf der nächsten Fed-Sitzung am 13. und 14. Dezember.

An den Finanzmärkten wird mit diesem Schritt fest gerechnet. Zuletzt hatte die Fed die Zinsen vor einem Jahr angehoben - zum ersten Mal seit der Finanzkrise. Derzeit liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent. Auch dieses Mal wird eine Erhöhung wohl lediglich moderat ausfallen, denn die US-Notenbankchefin kann sich vorstellen, die Inflation für einige Zeit "heiß laufen" zu lassen, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen und nicht direkt durch zu schnell steigende Zinsen abzuwürgen.

Ausverkauf bei Anleihen

Während die Aktienmärkte die Entwicklungen in Sachen Inflation und eines möglichen Zinsanstiegs belohnten, rauschten die Kurse festverzinslicher Papiere in den Keller. Eine Billion Dollar an Anlegergeldern wurden bei dem Anleiheausverkauf rein rechnerisch vernichtet. Viele Analysten riefen nun endgültig das Ende des Bullenmarkts bei Anleihen aus, der seit 35 Jahren für steigende Kurse bei Bonds gesorgt hatte.

Eurozone hat noch viele Probleme

Besonders schmerzhaft sind diese Entwicklungen für Banken, Vermögensverwaltungen und Pensionskassen, die große Teile ihres Geldes in Anleihen investieren. Aber auch hoch verschuldete Euro-Peripherieländer, deren Anleihekurse ebenfalls sanken, geraten in die Bredouille. Denn fallende Notierungen bedeuten steigende Renditen, die wiederum das Aufnehmen neuer Schulden teurer machen. Auch diese Entwicklung hatte bereits vor einigen Monaten begonnen, sich jedoch mit dem Wahlsieg Trumps deutlich beschleunigt.

So haben sich beispielsweise die Renditen italienischer Papiere mit zehnjähriger Laufzeit in den vergangenen drei Monaten fast verdoppelt und verharren bei rund zwei Prozent. Dabei spielt die Unsicherheit über den Ausgang des Verfassungsreferendums am 4. Dezember eine Rolle - scheitert die Regierung mit ihrem Vorhaben, dürfte es 2017 Neuwahlen in Italien geben.

Die Renditen in Euro-Kernländern wie Deutschland wurden aber von den US-Renditen mit nach oben gezogen. "Der Anstieg in der Eurozone beruht auf einer gewissen Korrelation mit den US-Märkten", sagt Guillaume Rigeade, Rentenfondsmanager bei Edmond de Rothschild Asset Management. Dass sich der Renditeanstieg bei Bundesanleihen im gesehenen Maß fortsetzt, bezweifeln viele Analysten. Rigeade etwa rechnet mittelfristig wieder mit sinkenden Renditen in der Eurozone, weil sich die Fundamentaldaten nicht verbessert hätten. Das dürfte Anleger früher oder später wieder Zuflucht in Bundesanleihen suchen lassen.

Dabei ist auch die Inflationsrate in der Eurozone zuletzt etwas gestiegen. Im Oktober haben sich die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,5 Prozent erhöht, was schon zu ersten Spekulationen über ein Ende der lockeren Geldpolitik geführt hat. Doch Ökonomen bremsen: "Eine Zinserhöhung der EZB ist keine Zukunftsmusik, sie ist nicht mal ein Geflüster. Wir sind ganz weit entfernt davon. Zunächst muss das Aufkaufprogramm auslaufen, ehe wir über Zinserhöhungen sprechen. Weder 2017 noch 2018 erwarte ich eine Anhebung", sagt Karsten Junius, Chefökonom bei der Bank J. Safra Sarasin.

EZB muss weiter auf Geldflut setzen

Auch Hanno Beck, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim, ist skeptisch: "Die Probleme und strukturellen Ungleichgewichte in der Eurozone sind einfach zu groß, als dass man sich hier zu große Hoffnungen machen sollte." Hohe Staatsschuldenquoten, Brexit, Flüchtlingskrise, nationalistische Tendenzen in vielen Staaten, Reformstaus vor allem in den südlichen Ländern - das alles seien ökonomische und politische Unsicherheitsfaktoren, die eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung verhindern.

Als EZB-Chef Mario Draghi am 21. November vor dem Europaparlament sprach, dämpfte er alle Hoffnungen auf einen Zinsanstieg. Europa erhole sich in moderatem, aber stetigem Tempo - um das Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen, sei aber weitere Hilfe vonseiten der Geldpolitik erforderlich. Das EZB-Ziel ist für die gesamte Eurozone weit entfernt. Selbst in Deutschland, wo die Wirtschaft brummt, die Löhne steigen und die Kauflaune gut ist, liegt die Inflation unter einem Prozent.

Gut möglich, dass letztlich gar die Politik Trumps mit massiven Infrastrukturinvestitionen den europäischen Staaten als Vorbild dienen muss, um die Inflation nachhaltig anzutreiben. Vorerst wird jedenfalls die Geldflut im Euroraum anhalten - ebenso wie in anderen Währungsräumen, wo die Notenbanken auch mit geringer Inflation kämpfen.

Für die USA sind das gute und schlechte Nachrichten. Schlechte, weil der Dollar an Stärke gewinnt, was amerikanische Exporte auf dem Weltmarkt verteuert. Da die USA stark vom Binnenmarkt abhängig sind und Trump diesen noch stärken will, dürfte das Dollar-Problem aber überschaubar bleiben. Profitieren werden die USA von den Zinsunterschieden zu anderen Währungsräumen: Sie sorgen dafür, dass Investoren ihr Kapital aus anderen Teilen der Welt abziehen und in den USA anlegen. So kann sich das Land weiter vergleichsweise günstig mit Geld eindecken und sich sein zunächst schuldengetriebenes Wachstum finanzieren lassen.

Aktien
Leichte Teuerung hilft

Aktien verhalten sich in Phasen von Inflation unterschiedlich. Inwiefern sie davon betroffen sind, hängt von den Gründen für die Teuerung und dem Ausmaß ab. Bei einer spürbaren, aber nicht übertriebenen Inflation haben sich Aktien meist gut entwickelt. Als ideal gilt eine Teuerungsrate von zwei bis sechs Prozent. Im Regelfall profitieren die Unternehmen davon, dass die Preise steigen. Denn Konsumenten sind eher bereit zu kaufen, wenn zu erwarten ist, dass Waren und Dienstleistungen künftig teurer werden. Das erhöht den Absatz. Hinzu kommt, dass Inflation durch eine gute Arbeitsmarktsituation und höhere Löhne befeuert wird - was dazu führt, dass Verbraucher mehr Geld ausgeben. Auf diese Weise steigen die Gewinne der Konzerne und damit die Aktienkurse.

Auf der anderen Seite kann Inflation für Unternehmen auch schlecht sein: Dann nämlich, wenn vor allem die Preise für importierte Waren und Rohstoffe steigen. Das erhöht die Produktionskosten und reduziert die Gewinnmarge, falls die gestiegenen Kosten nicht an die Verbraucher weitergegeben werden können.

Bei einer übertriebenen Inflation sieht die Sache anders aus. Aktien bieten dann keinen wirklichen Schutz. Zwar kann es zu einer Hausse kommen, weil die Anleger -wegen der anhaltenden Geldentwertung in Aktien flüchten. Doch die Unternehmenszahlen stützen einen solchen Kursanstieg nicht. Denn die Konzerne können in die Höhe schnellende Kosten oft nicht rasch genug auf die Verbraucher abwälzen, sodass sich ihre Gewinnsituation verschlechtert. Zudem belastet eine hohe Inflation die gesamte Volkswirtschaft und geht mit einer großen Unsicherheit einher, die auch die Aktienmärkte in Mitleidenschaft zieht.

Zurzeit wirkt sich die anziehende Inflation nur mittelbar auf den Aktienmarkt aus: durch den Renditeanstieg auf den Rentenmärkten. "Banken - vor allem die halbwegs soliden US-Institute - profitieren von den gestiegenen langfristigen Renditen, weil dies höhere Einnahmen ermöglicht", sagt Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Die zuletzt sehr begehrten Dividendentitel dürften in den USA hingegen kurzfristig leiden: "Sie dienten vielen als Zins-ersatzprodukt und dieses Thema sollte für die Anleger mit steigenden Zinsen weniger interessant werden." Die Tatsache, dass der US-Dollar an Stärke gewinnen dürfte macht US-Aktien unter Währungsaspekten attraktiv. Auch europäische Exporteure profitieren, weil ein schwacher Euro ihre Produkte in den USA erschwinglicher macht.

Anleger, die kostengünstig und breit gestreut in globale Aktien einsteigen wollen, nutzen am besten einen ETF, der den Welt-aktienindex MSCI World abbildet. Damit investieren sie in mehr als 1.600 Titel, US-Werte haben einen Anteil von 59 Prozent.

Anleihen
Geldwerte unter Druck

Anleihen sind die Verlierer eines inflationären Umfelds. Weder der Nennwert noch der Kupon passen sich im Normalfall der Teuerung an. Der Gegenwert an Waren, den Anleiheeigner für den fixen Betrag ihres Papiers oder die jährlichen Zinsen erhalten, sinkt also beständig. Dadurch werden Rentenanlagen immer unattraktiver, je höher die Inflation ist. Bei einer Hyperinflation verlieren sie ihren Wert im Lauf der Zeit völlig - letztlich nicht anders als der Geldschein.

Zudem sind die Emittenten in einem inflationären Umfeld gezwungen, neue Anleihen mit höheren Kupons zu versehen, um einen gewissen Ausgleich zu schaffen. Das setzt die Kurse schon emittierter Bonds unter Druck. Bereits die gestiegenen Inflationserwartungen haben zuletzt dazu geführt, dass die Renditen gestiegen und im Gegenzug die Kurse von Anleihen gefallen sind (siehe Grafik unten).

Anleiherenditen in Prozent(pdf)

Wer Anleihen bis zur Endfälligkeit hält, muss angesichts gefallener Kurse aber nicht in Panik ausbrechen. Denn zum Laufzeitende werden die Papiere zu 100 Prozent zurückgezahlt. Vor einer Entwertung durch Inflation bewahrt dies allerdings nicht. Unter den jüngsten Entwicklungen dürften besonders Schwellenländeranleihen leiden. Sie verbuchten 2015 und 2016 hohe Zuflüsse. Mit höheren Zinsen in den Vereinigten Staaten dürfte ein Teil dieses Geldes dorthin zurückwandern und die Schwellenländeranleihen schwächen.

Es gibt aber Rentenpapiere mit Inflationsschutz. Die inflationsgebundenen Anleihen, auch Linker als Abkürzung für inflation-linked Bonds genannt, berücksichtigen beim Nennwert und dem Kupon die Teuerungsrate. Bei ihnen werden also der Wert zum Laufzeitende sowie die Zinsen erhöht, wenn die Verbraucherpreise steigen. Mit Linkern können sich Anleger gegen Inflation absichern - ihre Kurse sind deshalb bereits gestiegen. "Die Papiere sind sehr teuer, weil sich viele schützen wollen", gibt Ökonom Junius zu bedenken.

Fondsmanager Rigeade hat inflationsgebundene US-Staatsanleihen in den Tagen nach der Präsidentenwahl genutzt, um aus den gestiegenen Inflationserwartungen Profit zu schlagen. Er hat die Papiere aber lediglich kurz gehalten. "Die Inflationserwartungen in den USA entsprechen jetzt wieder dem langfristigen Durchschnitt, sodass ich die Linker bereits wieder verkauft habe", erläutert Rigeade.

Trotz gestiegener Kurse kommen Anleger, die festverzinsliche Wertpapiere und Inflationsschutz verknüpfen wollen, um inflationsgebundene Anleihen kaum herum. Der ETF iShares Global Inflation Linked Government Bond gibt die Entwicklung der wichtigsten Papiere dieses Bond-Segments wieder. Als Alternative kommen Long-Short-Rentenfonds in Betracht, die sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse bei Anleihen setzen können.

Gold
Nur Schutz vor Extremfällen

Gold gilt als idealer Schutz vor Inflation. Denn das Edelmetall behält dank seiner Knappheit - zumindest ungefähr - seinen Wert, während Papiere mit aufgedruckten Zahlen nutzlos werden können. Seine Rolle als Inflationsschutz spielt es aber nur in Zeiten starker Teuerung oder gar Hyperinflation aus. In Phasen beherrschbarer Inflation sind Aktien meist das bessere Investment, weil die Unternehmen von anziehenden Preisen und steigenden Löhnen der Verbraucher profitieren.

Gold erscheint in einem Umfeld wachsender Konzerngewinne eher uninteressant. Hinzu kommt, dass steigende Zinsen bei moderater Inflation Gold relativ gesehen unattraktiver machen, weil das Edelmetall mit Anlageformen, die Zinsen abwerfen, konkurrieren muss. Dies zeigt sich auch aktuell: Der Goldpreis hat seit der US-Wahl deutlich nachgegeben. "Die politischen Unsicherheiten sind in einer Trump-Welt allerdings größer als in einer Obama-Welt", sagt Junius: "Gold könnte mittelfristig eher deshalb anziehen als wegen Inflation."

Wer Gold als Währung der letzten Instanz nutzen will, sollte auf Münzen oder Barren setzen. Diese lassen sich bei Händlern wie Degussa Goldhandel, GoldSilberShop.de oder Philoro Edelmetalle erwerben. Kostengünstiger und bequemer kann man Gold jedoch über einen ETC der Deutschen Börse ins Depot holen. Xetra-Gold bildet den Preis des Edelmetalls ab und verbrieft einen Lieferanspruch des Goldes, mit dem das Produkt hinterlegt ist.

Dollar
Parität in Sicht

Fast 4,4 Prozent hat der Dollar nach den US-Wahlen gegenüber dem Euro an Wert gewonnen, aktuell kostet er 0,95 Euro. Erhöht die US-Notenbank im Dezember wie erwartet erstmals seit einem Jahr die Zinsen, könnte sich die Dollar-Aufwertung fortsetzen und er sogar die Parität erreichen. Denn höhere Zinsen würden dafür sorgen, dass Investoren ihr Geld aus anderen Ländern in Richtung USA abziehen.

Gleichzeitig ist in Europa angesichts weiter schwacher Wirtschaftsdaten kein Ende der lockeren Geldpolitik in Sicht. Einige Analysten halten sogar eine weitere Lockerung durchaus für möglich. Das würde den Euro noch mehr unter Druck setzen.

Ohne Risiko sind Dollar-Investments dennoch nicht. Vor allem die Differenz zwischen Teuerungsrate und Zinsen sollten Anleger im Blick haben. Steigt sie zu schnell, verlieren Dollar-Investoren an Kaufkraft (finanzielle Repression). "Doch solange die Inflation im Rahmen bleibt und drei bis vier Prozent nicht überschreitet, schadet das der Währung nicht", erläutert Anlagestratege Vorndran. Auch würden die Amerikaner aktuell einen starken Dollar noch nicht als Bedrohung, sondern als Stärke der US-Wirtschaft sehen. Anleger, die von einem starken Dollar profitieren wollen, könnten Währungseffekte beim Kauf von US-Aktien oder US-Bonds nutzen. Alternativ können risikobereite Anleger mit einem Long-Zertifikat USD/EUR auf eine weitere Aufwertung des Dollar zur europäischen Währung setzen.

Immobilien
Achtung beim Werterhalt

Immobilien sind Sachwerte und können als solche einen gewissen Schutz vor Inflation bieten. Fest steht, dass sie nicht innerhalb kurzer Zeit, etwa in Phasen galoppierender Inflation, wertlos werden können. Dass sie hingegen ihren Wert im Gleichlauf mit der Inflationsrate steigern, ist kein Automatismus. Nur wenn die Gebäude in Gebieten mit Bevölkerungszuwachs liegen und gut gepflegt werden, lassen sie sich zu gestiegenen Preisen verkaufen. Ein Knackpunkt liegt in der Verschuldung zum Kauf einer Immobilie.

Auf der einen Seite hilft eine Inflation, den realen Wert der Schulden zu verringern und ist deshalb gut für den Darlehensnehmer. Auf der anderen Seite kann Inflation verbunden mit einem Zinsanstieg für Probleme bei der Anschlussfinanzierung sorgen. Bereits in den vergangenen Wochen sind etwa die Zinsen für Baudarlehen spürbar gestiegen. Das kann nicht nur Eigentümer in Schwierigkeiten bringen, sondern auch den Immobilienmarkt als Ganzes ausbremsen.

Einem Direktinvestment in Immobilien am nächsten kommen Offene Immobilienfonds wie der UniImmo: Deutschland. Sie arbeiten oft mit Mietverträgen, die an die Entwicklung der Inflation gekoppelt sind. Damit ist eine gewisse Anpassung an die Teuerung auf der Einnahmenseite möglich. Eine Alternative sind Aktienfonds, die in Immobiliengesellschaften wie REITs investieren. Diese zeigten beispielsweise in Phasen hoher Inflation in den USA zwischen 1974 und 1982 den stärksten realen Wertzuwachs.

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