Euro am Sonntag-Titel

Große Bankenumfrage: DAX bei 9000 Punkten

16.12.10 06:00 Uhr

Die Prognosen der Banker fürs 2011 sehen den DAX im Schnitt bei über 7500 Punkten. Einige Schätzungen versprechen sogar neue Rekorde. Die Vorhersagen der wichtigsten Banken.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Die Börse hat auch im kommenden Jahr Potenzial – so lautet das Ergebnis der exklusiven Kapitalmarktumfrage 2011, die €uro am Sonntag unter nationa­len und internationalen Banken und Analysehäusern durchgeführt hat. Die 21 Institute rechnen im Schnitt mit einem DAX-Stand von 7530 Punk­ten zum Ende des Jahres 2011. Trifft diese Durchschnittsprognose zu, kön­nen Anleger nach derzeitigem Stand (9.12.2010) mit rund acht Prozent Plus im deutschen Leitindex rechnen. Damit bietet der DAX bessere Chancen als die US-Börse oder der Euro Stoxx 50, wo das Plus 7,1 beziehungsweise 6,4 Pro­zent beträgt.

Die Marktanalysen der einzelnen Institute weichen teils erheblich voneinander ab. Die optimistischste Vorhersage für den deutschen Leitindex kommt von den Analysten des Investmenthauses Silvia Quandt & Cie. Chefstratege Ralf Grönemeyer rechnet mit einem DAX-Stand von 9000 Punkten am Jahresende. Von einem neuen Allzeithoch des DAX im Jahr 2011 geht auch die Commerzbank aus. Das Institut sieht das wichtigste deutsche Börsenbarometer bei 8200 Punkten. Die pessimistischste Aussage kommt von der Landesbank Hes­sen-Thüringen (Helaba) mit einem DAX-Schlussstand von 6200 Punkten, was rund zehn Prozent Verlust entspräche.

Auch im kommenden Jahr kalkulieren die Optimisten mit den positiven Einflussfaktoren, die deutsche Aktien bereits 2010 angetrieben haben. „Die Leitzinsen bleiben niedrig, die deutsche Exportindustrie profitiert vom überdurchschnittlich hohen Wachstum der Schwellenländer“, fasst Experte Grönemeyer von Silvia Quandt zusammen. Die Gewinne deutscher Unternehmen dürften weiter ansteigen. Es sind sogar neue Rekorde möglich: Laut Commerzbank etwa werden die Gewinne der 30 DAX-Unternehmen 2011 auf 71 Milliarden Euro und damit auf einen neuen historischen Höchststand klettern. Die Gewinnsteigerung im DAX betrüge dann rund zwölf Prozent. Das Gewinnplus macht sich auch bei der Bewertung bemerkbar. Das jeweils für das kommende Jahr erwar­tete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des DAX steigt laut Commerzbank von etwa elf auf rund 11,5 an. Historisch gesehen wäre der DAX Ende 2011 damit immer noch verhältnismäßig niedrig bewertet: Das durchschnittliche KGV für die vergangenen fünf Jahre liegt bei 12,7.

Prognosen für 2011: Die Einschätzungen der Banken (PDF)

Nach dem Szenario der Helaba ist das Aufwärtspotenzial des DAX hingegen bereits ausgereizt. „Die Produktivitätsreserven der Unternehmen sind inzwischen weitgehend ausgeschöpft, zugleich sind die Kosten für Energie und Rohstoffe deutlich gestiegen. Insoweit besteht die Gefahr von Gewinnenttäuschungen“, begründet Chefvolkswirtin Gertrud Traud ihre These. Sie rechnet mit einer schwankungsintensiven Seitwärtsbewegung des Index und dem Risiko von Kursverlusten. Insbesondere in der ersten Jahreshälfte sieht auch die Münchner Unicredit ein eher turbulentes Marktumfeld.

Zu den Belastungsfaktoren zählt erwartungsgemäß die Schuldenkrise in der Europäischen Union. „Das nächste Jahr wird an den Aktienmärkten ein schwieriges, weil die Schuldenkrise die Anleger verunsichert“, sagt Tammo Greetfeld, Aktienstratege der Unicredit. Dies sei das größte makroökonomische Risiko, das „hoffentlich durch entsprechende finanzpolitische Maßnahmen“ entschärft werde, heißt es im Marktausblick der US-Bank Goldman Sachs. Dennoch ist die Stimmung auch hier insgesamt zuversichtlich. Viele Experten gehen insbesondere für die zweite Hälfte 2011 von einer Stabilisierung und allmählichen Beruhigung aus. „Die Finanzpolitik der europäischen Staaten dürfte künftig besser abgestimmt werden. Wir rechnen mit einem Ende der Angst um die Eurozone“, sagt Stefan Hofrichter, Kapitalmarktstratege bei Allianz Global Investors. Die deutsche Wirtschaft wächst den Prognosen der Kreditinstitute zufolge weiter, wenn auch in etwas langsamerem Tempo. Den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) veranschlagen die Analysten im Schnitt bei 2,3 Prozent. Innerhalb der Europäischen Union bleibt Deutschland damit Spitze. Das Wachstum der ­Eurozone schätzen die Experten im Schnitt auf lediglich 1,4 Prozent. „Wir werden weiterhin ein Europa der zwei Geschwindigkeiten erleben“, sagt Andreas Rees, Chefvolkswirt der Unicredit.


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Das Verhältnis der Antriebskräfte der deutschen Konjunktur wird sich indes verschieben. Der Aufschwung wird nach Auffassung der Mehrzahl der Experten nicht mehr überwiegend durch das Exportwachstum, sondern zunehmend durch eine stärkere Binnennachfrage getrieben. Neben der steigenden Beschäftigung führten niedrige Preissteigerungen bei moderaten Lohnerhöhungen im kommenden Jahr zu höheren verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, argumentiert etwa die Helaba. „Der Konsum hat seine Schwächephase überwunden“, sagt Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Bank.

Gleichwohl sorgt das Wachstum in den Emerging Markets weiterhin für gute Laune in deutschen Unternehmen. Die chinesische Wirtschaft soll 2011 um neun Prozent zulegen. Allerdings dämpfen die bereits eingeleiteten Maßnahmen der Zentralbank, wie etwa der inzwischen erhöhte Mindestreservesatz, den Aufwärtsdrang zunehmend.Zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen die Finanzexperten hinsichtlich der Entwicklung in den USA. Skeptiker rechnen mit einer weiteren Abschwächung des Wachstums der weltgrößten Volkswirtschaft, so etwa die Bank BNP Paribas, die für 2011 ein Plus des US-BIP von lediglich 1,6 Prozent prognostiziert. Ein Double Dip, also ein erneutes Abtauchen der US-Wirtschaft in die Rezession, gilt jedoch auch unter Pessimisten als unwahrscheinlich. Im Schnitt gehen die befragten Institute von 2,3 Prozent Plus aus. Zum Vergleich: Für das laufende Jahr erwartet die Fed ein Wachstum zwischen 2,4 und 2,5 Prozent.

Optimisten rechnen hingegen mit einem Zuwachs der US-Wirtschaft von bis zu drei Prozent. Mittels ihrer offensiven Geld­politik sollte es die Fed demnach schaffen, das Wachstum in den Staaten allmählich anzukurbeln. Nach Ansicht der Bank Goldman Sachs haben US-Aktien im kommenden Jahr deshalb besonders gute Perspektiven. Das US-Institut rechnet mit einem Aufwärtspotenzial des breiten US-Index S & P 500 von rund 18 Prozent.

Insgesamt rechnen die Banken beim S & P 500 mit einem Plus von 7,1 Prozent. Beim Technologieindex Nasdaq 100 sollen es 0,3 Prozent sein. Die erwartete Zinspolitik bleibt in den USA sehr locker, in Europa könnte sie allmählich restriktiver werden – so das Fazit der Vorhersagen. Nur vier von 21 Experten gehen davon aus, dass die US-Zentralbank den Leitzins am Jahresende 2011 gegenüber dem jetzt geltenden Band von null bis 0,25 Prozent erhöht haben wird. Bei der Europäischen Zentralbank erscheint eine Zinserhöhung eher wahrscheinlich, vor allem in Richtung zweite Jahreshälfte. „Die Politik der EZB wird im Lauf des Jahres restriktiver werden“, sagt etwa Unicredit-Volkswirt Rees.

Die Münchner rechnen für das vierte Quartal mit Zinserhöhungen. So lässt sich auch der laut Prognosen tendenziell fallende Kurs deutscher Staatsanleihen erklären, der sich im niedrigeren Bund Future widerspiegelt. Experten erwarten das Rentenbarometer indes auch wegen der Schuldenkrise schwächer: Die Glaubwürdigkeitskrise des Euro drückt demnach tendenziell auf die Kurse deutscher Staatsanleihen.

Eine mögliche Kehrseite der Schwäche der Renten: Sie könnte – in Verbindung mit der hohen vorhandenen Liquidität – Investoren verstärkt in Aktieninvestments treiben. Auch die Prognosen zum Stand des Euro gehen weit auseinander. Die Spanne reicht von 1,18 bis 1,50, der Schnitt liegt bei rund 1,35 Dollar. Der Euro wird demnach also tendenziell etwas stärker. Eine Interpretation: Die Wirkung einer Leitzinserhöhung könnte die Unsicherheit um den Euro überwiegen.

Gold bleibt weiter interessant. Im Schnitt rechnen die Institute mit einem Preisanstieg beim Edelmetall auf 1520 Dollar pro Feinunze bis Jahresende. Die Hausse würde demnach mit rund acht Prozent Kursplus in 2011 anhalten, obwohl der Preis des Metalls bereits 2010 um über 25 Prozent gestiegen ist. Anhaltende Inflationsängste angesichts der unvermin­dert expansiven Geldpolitik vor allem in den USA spielen hier eine Rolle. Öl soll den Prognosen zufolge auf Jahressicht um rund sechs Prozent zulegen, der Preis am Jahresende bei gut 94 Dollar pro Barrel stehen. Zum Vergleich: 2010 hat die Notierung um knapp 20 Prozent zugelegt. Für Auto­fahrer wäre ein gemäßigteres Tempo eine gute Nachricht, schließlich dürfte dann auch der Benzinpreis 2011 nicht mehr allzu stark steigen.

Und wie verlässlich sind die Vorhersagen? Der Blick zurück auf die Prognosen in €uro am Sonntag für 2010 zeigt, dass die Analysehäuser zumindest im vorigen Jahr generell zu vorsichtig waren. Die Optimisten von damals, in diesem Fall die Schweizer UBS und die Commerzbank, kommen mit ihren DAX-Prognosen von je 6900 Punkten der heutigen Wirklichkeit am nächsten. Für Anleger wäre es ja nicht schlecht, wenn es 2011 ähnlich liefe.

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Investor-Info

LBBW Exportstrat. Deutschland
Exportlastige DAX-Aktien
Der DAX ist dieses Jahr einer der besten Indizes in ganz Europa. Auch 2011 können Anleger getrost am Heimatmarkt investieren. Dabei sollten sie aber den Blick fürs Ausland nicht verlieren. Beides in einem bietet der LBBW Exportstrategie, der beste Aktienfonds mit Schwerpunkt deutsche Standardwerte in diesem Jahr. Er investiert überwiegend in exportstarke DAX-Titel wie Siemens oder Bayer. Diese Strategie zahlt sich aus und brachte dem Fonds 2010 mehr als 30 Prozent Gewinn.

Comgest Magellan
Konsumfreudige Aufsteiger
Die Mittelschicht in den Schwellenländern wächst, die Konsumfreude der Aufsteiger nimmt zu. Auf diesen Trend setzt der Aktienfonds Comgest Magellan. Die Fondsmanager Vincent Strauss und Wojciech Stanislawski holen sich nur Unternehmen ins Portfolio, die konstante Gewinne versprechen. Diese sehen sie etwa bei Konsum­güterherstellern und ­Telekoms in Lateinamerika, Afrika und Asien. Banken und Rohstoffwerte meiden sie. Über 200 Prozent plus in zehn Jahren.

Threadneedle US Equities AU
Wachstumsstarke US-Branchen
Fondsmanagerin Jane Henderson verfolgt beim Threadneelde US Equities einen Branchenanstz. Erst sucht sie nach US-Industriesektoren mit hohem Wachstumspotential. Dann wählt sie Aktien vielversprechender Unternehmen für ihr Portfolio aus. Papiere von Boeing, Oracle und Nike stehen momentan ganz oben auf ihrer Liste. Henderson konnte 2010 knapp 20 Prozent Plus erzielen. Der Fonds ist auch langfristig in seiner Gruppe erfolgreich und trägt die €uro FondsNote 1.

Gold
Währung der Zweifler
Gold hat mit rund 30 Prozent Plus ein phänomenales Jahr hinter sich. Wer 2011 eine Krisenstimmung an den ­Finanzmärkten erwartet, sollte weiter auf das gelbe Edelmetall setzen. Dazu bietet sich zum einen der db ETF Physical Gold Euro Hedged (ISIN: DE000A1EK0G3) der Deutschen Bank an, der den Goldpreis abbildet und dabei Währungsschwankungen ausgleicht. Zum anderen können Anleger mit dem Aktienfonds Falcon Gold (ISIN: CH0002783535) auf Unternehmen setzen, die das begehrte Edelmetall suchen und fördern. In Dollar hat der Fonds seit Jahresbeginn 55 Prozent Plus gemacht.

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