Deutsche Post: Viel mehr als ein Appel und ein Ei
Die Angst vor neuen Lieferdiensten des Onlinehändlers Amazon drückt die Post-Aktie. Dabei verdient der DAX-Konzern auch am Technologietransfer an seinen Großkunden. Für Anleger eine Gelegenheit.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Die vergangenen zwölf Monate waren nicht schön für Frank Appel. Auch nicht für die Aktionäre der Deutschen Post. Der weltgrößte Logistikkonzern mühte sich durch sein "Übergangsjahr", wie Chef Appel das nimmermüde nannte. Und Anleger sahen zu, wie die Aktie
25 Prozent verlor - der DAX ließ seit Jahresfrist 15 Prozent.
Sorgen um die Entwicklung der Weltkonjunktur belasteten das Papier der Gelben, die niedrigen Leitzinsen ließen die Pensionsverbindlichkeiten in der Bilanz anwachsen. Und überdies bereitete Amazon, einer der größten Kunden der Bonner, Appel und Kollegen Kopfzerbrechen: Der weltgrößte Onlinehändler testet seit Herbst eine eigene Lieferlogistik in der Nähe von München. Die bange Frage der Börsianer: Was, wenn Amazon nicht nur die eigenen Aufträge für die Post streicht, sondern gleich zu deren Konkurrent bei der Auslieferung wird?
Zu allem Überfluss haben die Bonner hausgemachte Probleme. In der Bilanz für 2015 war abzulesen, was der Chef mit "Übergangsjahr" meinte: Statt der drei Milliarden Euro aus dem Jahr 2014 standen operativ nur noch 2,4 Milliarden Euro Gewinn zu Buche. Selbst verschuldete Probleme mit einer fehlerhaften IT-Infrastruktur in der Frachtsparte belasteten die Konzernbilanz - 300 Millionen Euro mussten abgeschrieben werden.
Vor allem das vierte Quartal macht Hoffnung: Der boomende Onlinehandel trägt die Gewinnentwicklung. Die Paketflut zu Weihnachten führte zu einem Konzern-Ebit im Quartal von knapp einer Milliarde Euro. Das lag klar über den Schätzungen.
Wie Weihnachten
Im Gesamtjahr legte der E-Commerce-Umsatz der Tochter DHL um beinahe 25 Prozent zu. Appel rechnet mit weiterem Wachstum. In Deutschland soll das Geschäft mit den Päckchen bis 2020 pro Jahr um fünf bis sieben Prozent wachsen.Und das Logistikprojekt von Amazon in Deutschland gibt dabei durchaus zu denken. Auch in Großbritannien sind die Amerikaner hier aktiv: Die Royal Mail musste deshalb 2014 ihre Wachstumsprognose eindampfen.
Wie man hört bezieht der Onlinehändler das Know-how für den Aufbau der Lieferlogistik auch von den Bonnern - diese verdienen also daran. Zudem hat die Post im zweiten Halbjahr 2015 einen Kontrakt von Amazon für die "Same-Day-Deliveries", Lieferungen am Bestelltag, erhalten. Sprich: Für Amazon bleibt die Post in Sachen Geschwindigkeit offenbar der Maßstab.
Die Gefahr, dass die Post durch stärkere Logistikaktivitäten Amazons Geschäft verlieren könnte, ist zwar nicht vom Tisch. Doch vorerst sprechen für die Nummer 1 ihre Marktposition sowie positive finanzielle Fakten: Der Cashflow entwickelt sich deutlich besser als erwartet. 1,7 Milliarden Euro freie Mittel blieben 2015 in der Kasse. Das nutzt Appel, um ein Aktienrückkaufprogramm über eine Milliarde Euro aufzulegen.
Der operative Gewinn soll 2016 auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro springen. Auch das sollte Börsianern Mut machen, verspricht der Chef so doch ein Gewinnplus von über 25 Prozent. Das Gewinnwachstum ist damit gut doppelt so hoch wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, was nach üblichen Maßstäben eine günstige Bewertung signalisiert. Zudem ist die Dividendenrendite mit über vier Prozent attraktiv. Die Ausschüttung dürfte überdies nachhaltig sein - schließlich wurde sie selbst für das "missratene Übergangsjahr" 2015 nicht gesenkt.
Fazit: Charttechnisch gibt es positive Zeichen, die 200- Tage-Linie wurde überwunden. Günstiger Dividendenwert.
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Bildquellen: Deutsche Post AG, Deutsche Post
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