Euro am Sonntag-Test

Die besten Angebote der großen Onlinebanken

17.08.10 06:00 Uhr

Exklusiver Wegweiser durch den Dschungel der Konditionen: Wo Trader, Sparplananleger oder vermögende Kunden jeweils am günstigsten wegkommen.

von Stephan Haberer, Euro am Sonntag

Erinnern Sie sich noch an Cindy Crawford? Die war Ende der 80er- bis Mitte der 90er-Jahre eines der ersten Super­models – eine makellos schön erscheinende Frau. Die Crawford gilt bis heute als unerreicht. Bloß eines war sie nicht: makellos. Ihr Makel – ein Leberfleck über der Oberlippe – wurde zu ihrem Markenzeichen.

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Mit Preisverzeichnissen von Direkt­banken und Onlinebrokern ist es ähnlich: Auf den ersten Blick scheinen sie alle schön, weil günstig. Wer sich aber näher damit beschäftigt, findet oft mehr oder minder große Makel. Nur: Anders als die Crawford hat es noch keine Onlinebank geschafft, dass der Makel zum positi­ven Markenzeichen wurde. Anderer­seits: Zum Titel „Superbroker“ fehlt einigen nicht viel. Das zeigt ein Vergleich zehn großer Direktbanken und sieben kleiner Spezialanbieter.

Wie jedes Jahr im Sommer hat €uro am Sonntag zu ergründen versucht, was das Traden bei den verschiedenen Anbietern kostet. Dabei ist es alles andere als einfach, die ­exakten Preise für ein bestimmtes Tradingverhalten zu ermitteln. Der Grund: Alle Anbieter von Online­brokerage wollen sich unvergleichbar machen. Da gibt es unterschiedliche Gebührenmodelle von gestaffelten Preisen über Festpreise oder Flat-Fees bis hin zu All-in-Fees, bei denen Gebühren, die von fremden Dienstleistern in Rechnung gestellt werden, schon inklusive sind. Zudem wartet der eine Anbieter mit Rabatten auf, wenn man besonders viel tradet. Der nächste, wenn das Depotvolumen groß genug ist. Wobei jeder Anbieter „Größe“ anders definiert. Bei anderen sind besonders große Orders besonders günstig – oder besonders kleine. Weitere Variante: Rabatt in Abhängigkeit vom Guthaben auf dem Cashkonto.

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Doch das alles sind für uns keine Makel. Man muss als Anleger nur wissen, was man will. Wie bei Supermodels: Der eine steht auf blonde, der nächste auf rothaarige oder, oder, oder. Was aber sind dann Makel? Nun, da gibt’s Banken, die bieten keinen Handel an US-Börsen an. Die nächsten keinen Fondshandel via Börse. Auch Sparpläne auf ETFs oder Zertifikate sind nicht bei allen möglich, ebenso wenig der Handel via Euwax oder Scoach – alles große Makel, da die Modellkunden auch solche Deals machen wollten. Wer so patzte, wurde bei der Bewertung der Musterkunden nicht berücksichtigt, da Vorgaben nicht erfüllt sind. Und wenn man noch gar nicht weiß, welches (Konten-)Modell einem am besten gefällt? Dann sollte man das eigene Tradingverhalten über einen längeren Zeitraum dokumentieren und anschließend mittels der Preisverzeichnisse ausrechnen, wo die eigene Art des Tradens am günstigsten ist. Eine Sisyphos-Arbeit, bei der aber noch weitere kleine Makel ans Tageslicht kommen (können).

So gibt es Anbieter, die je gehandelter Aktie an US-Börsen eine Gebühr von einem US-Cent verlangen. Macht einem Kunden, der eine einzige Berkshire Hathaway A-Shares für 120.000 Dollar kauft, nichts aus. Für Trader, die auf Pennystocks spezialisiert sind, können das dagegen immense Kosten sein. Das nächste Institut verlangt dagegen bei hausfremden Fonds nicht nur ein Agio beim Kauf, sondern erhebt auch beim Verkauf eine eigene Gebühr – das kann ins Geld gehen. Und wieder ein anderes berechnet bei Anleihen, die unter pari notieren, Gebühren auf den Nennwert – viel Spaß, wenn man dort mit Zerobonds handelt. Da ist es fast schon skurril, wenn eine Onlinebank bei Verkäufen an US-Börsen die SEC-Gebühr von 0,0000056 Prozent des Verkaufsvolumens weiterreicht. Sprich: Bei einer Order über eine Million Dollar werden 5,6 Cent fällig. Kein Wunder, dass die Gebühr künftig nicht mehr erhoben werden soll.

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Um Anlegern in Sachen Gebührenbelastung zumindest Anhaltspunkte zu geben, haben wir mithilfe von vier Modellkunden die Gesamtkosten je Quartal oder Jahr zu ermitteln versucht (siehe Vorgaben und Tabelle auf den Seiten 66 und 67). Die Ausgangsüberlegung dabei: Den Kunden ist es letztlich egal, wer eine Gebühr einstreicht – die Bank, der Broker, ein Börsenmakler, eine Börse oder Clearingstelle. Sie interessiert, was unterm Strich insgesamt an Gebühren zu zahlen ist. Daher wurden die Direktbanken und Onlinebroker gebeten, bei den Trades auch die durchschnittlichen Fremdkosten anzugeben, die weitergereicht werden.

Große Onlinebanken im Vergleich: Was Musterkunden je Quartal an Gebühren zahlen müssen (PDF)

Während einige Anbieter die Fremdkosten problemlos aufschlüssen, hüten andere sie wie ein Staatsgeheimnis. Um die Gebühren dennoch vergleichbar zu machen, wurden den „Geheimniskrämern“ einfach Fremdgebühren unterstellt. Dabei wurde auf Angaben der Börsen zurückgegriffen – oder es wurden Durchschnittssätze aus Angaben anderer Anbieter gebildet. Das mag zwar nicht ganz der korrekte Wert sein, dürfte aber den realen Kosten näherkommen, als wenn Fremdkosten einfach außen vor blieben.

Konnten die fiktiven Modellkunden Vergünstigungen nutzen, wurde dies berücksichtigt. Es sei denn, Rabatte wurden nur aufgrund befristeter Aktionen gewährt. Doch kaum jemand wechselt wegen einer befris­teten Rabattaktion die Depotbank. Denn bei einer jahre oder jahrzehntelangen Geschäftsverbindung fällt der für einige Wochen gewährte Tradingrabatt kaum ins Gewicht.

Und das Ergebnis des Tests? Generell kann man sagen: Wer Wert auf möglichst viele Handelsmöglichkeiten legt, sollte zu einem der großen Generalisten gehen, die in dieser Ausgabe vorgestellt werden. Diese bieten sowohl für Sparplaner als auch für normale Anleger, aber auch für aktive Trader die meisten Handelsmöglichkeiten. Die kleineren Anbieter sind dagegen generell günstiger als die großen, dafür haben sie häufig ein etwas ein­geschränkteres Angebot.

Für unseren aktiven Trader war übrigens das Angebot der DAB Bank am günstigsten, gefolgt von Cortal Consors und der Deutsche-Bank-Tochter Maxblue. Beim normalen Trader lag dagegen die DKB-Bank vor Maxblue und ING-Diba. Für Sparplaner ist wiederum die DKB-Bank am günstigsten. Mit dem Makel, dass dort nur DKB-Fonds Sparplan-geeignet sind. Auf Platz 2 liegt Cortal Consors. Dritter wurde hier die DAB Bank. Vermögende Kunden, die nur ein paarmal im Jahr große Deals machen, fahren dagegen mit der DKB-Bank am besten – gefolgt von Postbank und Volkswagen Bank direkt. Und zieht man alle Musterkunden in Betracht? Da wurde Maxblue Gesamtsieger vor Cortal Consors und der DAB Bank, die gemeinsam auf Platz 2 kamen. Fast schon makellos.

Kommende Woche: Kleinere Anbieter