Euro am Sonntag-Serie

Attraktives Kanada - Wo Investments lohnen

11.06.10 06:00 Uhr

Im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern hat Kanadas Wirtschaft vieles richtig gemacht. Der nördliche Nachbar der USA verfügt über große Rohstoffvorkommen und solide Finanzinstitute. Das zieht Investoren an.

Werte in diesem Artikel

von Markus Gärtner

Wenn Douglas Porter zum Taschenrechner greift, werden in Kanada viele nervös. Der Finanzexperte bei BMO Capital Markets in Toronto wies einst dem statistischen Bundesamt einen peinlichen Fehler in der Berechnung der Inflationsrate nach. Die 34 Millionen „Canucks“ –wie die Kanadier sich selbst gern nennen – bringt Porter gelegentlich in Rage, wenn er ihnen vorrechnet, wie billig Kleidung, Bücher und Kosmetik jenseits der Grenze in den USA seien, weil dort eben mehr Wettbewerb herrsche.

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Jetzt sorgt der Analyst wieder für Wirbel. Aber diesmal geht es ums ferne Europa. Das Schuldendesaster der Eurozone, so Porter, könne der kanadischen Konjunkturerholung eine Zwangspause aufnötigen. Schließlich ließen die fiskalischen Beben auf dem Alten Kontinent „bis nach Nordamerika die Scheiben vib­rieren“.

Dabei spielen, das gibt Porter selbst zu, direkte Einflüsse weniger eine Rolle. Die Eurozone nahm in den vergangenen zwölf Monaten lediglich fünf Prozent der kanadischen Ausfuhren ab. Das Bruttoinlandsprodukt der EU müsste um zwei Prozentpunkte zurückgehen, um im Ahornland den BIP-Zuwachs um 0,1 Prozent zu drosseln. Das macht in Kanada verständlicherweise niemanden nervös. Zudem konnte die Regierung in Ottawa vergangene Woche einen prächtigen Wachstumssprung von 6,1 Prozent im ersten Quartal verkünden.

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Solide Konjunkturperspektiven

Weil allein Basismetalle 19 Prozent zu den Exporteinnahmen beisteuern und kräftige Einwanderung - vor allem aus Asien - für zuverlässiges Wachstum sorgt, sind die Konjunkturperspektiven grundsätzlich gut. Zwischen 200.000 und 300.000 Neubürger begrüßt das Land jedes Jahr. Das ist knapp ein Prozent der Bevölkerung. Kanada erwartet 2010 laut Internationalem Währungsfonds das höchste BIP-Wachstum unter den führenden Industriestaaten. Die Bank of Canada sagt einen Zuwachs von 3,7 Prozent voraus. Kanada weist in der G 7 die geringste öffentliche Verschuldung auf, die stärkste Währung, das solideste Bankensystem und die größten Rohstoffvorkommen. Eine Insel der Seligen, zumindest bei diesen Kennziffern. „Während die USA seit Ausbruch der Krise 200 Bankenpleiten registrierten und 738 weitere Kreditinstitute finanziell stützen mussten, hat es im nördlichen Nachbarland Kanada keinen einzigen Bail-out gegeben“. So Nancy Hughes Anthony, Präsidentin des kanadischen Bankenverbands.

Das Ahornland ist auch zu einer Energiesupermacht aufgestiegen: Nur Saudi-Arabien kann mehr Öl aus der Erde pumpen, als die Ölsande bei Alberta mit 178 Milliarden Barrel hergeben. Chinas Ölhunger steigert das Interesse an diesem Vorkommen enorm. Im April kaufte Sinopec für 4,6 Milliarden Dollar das Neunprozentpaket von ConocoPhillips an Syncrude Canada. Das ist auf einen Schlag eine Verdoppelung des Ölsandengagements der Chinesen.

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Dies heizt die Jagd nach kanadischen Assets weiter an. Und damit den „Loonie“, wie Kanadas Währung wegen des entenähnlichen Loons auf der Dollarmünze heißt. Der Loonie hat nach scharfer Rally im April die Parität zum US-Greenback erreicht. Die Aussicht auf Schutz vor den globalen Turbulenzen treibt immer mehr Anleger in das nördliche Nachbarland der USA. Im Januar haben sie laut der Statistikbehörde 11,8 Milliarden Kanadische Dollar (CAD) in kanadische Wertpapiere investiert. Anleger aus Übersee oder den USA vertrauten dem Land in den vergangenen zwölf Monaten Portfoliokapital im Volumen von 111 Milliarden Dollar an, ein historischer Rekord.

Banken auf Kurs

In der Hauptstadt Ottawa sorgt das für einigen Stolz: Kanadas Premier Stephen Harper prahlte beim Weltwirtschaftsforum in Davos zu Jahresbeginn, die Geldhäuser zwischen Halifax und Vancouver seien eine Blaupause, mit der sich die Welt vor der nächsten Finanzkrise bewahren ließe. Eine Bankensteuer? Harper hält dagegen: „Mit Steuern kann man Banken nicht stabiler machen.“ Ein Eklat für den G 20-Gipfel im Juni in Toronto ist programmiert.

Der Stolz der Kanadier ist zu einem guten Teil begründet. Beispiel 1: die Banken. Kanadas Kreditinstitute werden vom Weltwirtschaftsforum seit 2008 als die solidesten auf dem Globus betrachtet. Strenge Regulierung hat den Grundstein für diesen Erfolg gelegt. Die Banken in dem G 7-Land dürfen für Immobilienkäufe nur Kredite ausreichen, wenn Kunden mindestens 20 Prozent Eigenkapital mitbringen. Ist der Kreditanteil höher als 80 Prozent, muss er versichert werden.

So können die Banker im Ahornland bislang eine kaum beschädigte Bilanz vorweisen. Colleen Johnston, die als Finanzvorstand bei der Toronto Dominion Bank (TD) auch für die strategische Ausrichtung zuständig ist, hatte 2009 satte „115 Milliarden CAD-Kredite an den Immobiliensektor in den Büchern, aber nur zehn Millionen Dollar Ausfälle“. Das ist eine Rate von 0,01 Prozent.

Die Kennzahlen der Geldbranche sprechen für sich: Kanadas größte Bank, die Royal Bank – die in der Krise vom 23. auf den 13. Platz in der Banken-Weltrangliste aufstieg –, verzinst ihr Eigenkapital mit 17,5 Prozent. International liegt der Schnitt bei 13,9 Prozent, in den USA bei mageren 4,8 Prozent. Die Folgen sind weitreichend. Während die USA im neuesten Vergleich der wettbewerbsfähigsten Nationen erstmals seit 1993 durch Singapur und Hongkong vom Spitzenplatz verdrängt wurden, kletterte Kanada auf Rang 7. Und während die Einlagensicherung der USA jetzt 775 Problembanken beobachtet, gehen Kanadas Banken schon wieder auf Einkaufstour.

Die TD Bank meldete Mitte Mai zum zweiten Mal innerhalb von Monaten einen strategischen Kauf in den USA. Sie verleibte sich die South Financial Group mit 176 Zweigstellen im Südosten der USA ein. Damit betreibt die zweitgrößte Bank Kanadas erstmals mehr Zweigstellen in den USA als auf ihrem Heimatmarkt. Auch konservatives Management hat die Banken in Kanada vor Schlimmerem bewahrt. „Knifflige Derivate haben wir seit 2005 nicht mehr angefasst“, erläutert Johnston.

Auch die Politik hat ihren Anteil an der guten Ausgangslage. Weil Kanada vor der Krise elf Jahre lang Überschüsse im Staatshaushalt erzielt hatte, gewann es Spielraum zum Anheizen der Konjunktur. Doch das Budgetdefizit, das bei diesem Kraftakt 2009 auf 53 Milliarden CAD anschwoll, wird im neuen Finanzjahr wieder gedrückt, auf drei Prozent des BIP. „Ich hasse Defizite“, brummt Finanzminister Jim Flaherty. Man nimmt es ihm ab. Das laufende Budget „ist das kleinste in zehn Jahren in Bezug auf neue Ausgaben“. Kanada will als erstes G 7-Land bis 2015 den Schuldenstand vor der Krise wieder erreichen. „Seine Schuldensituation ist wesentlich besser als die der USA“, bestätigt Boris Schlossberg, Direktor für Währungsanalyse beim Brokerhaus GFT Forex in New York. Ottawa hält sogar an den Plänen fest, die Gewinnsteuer der Unternehmen bis 2012 um drei Punkte auf 15 Prozent zu senken.

Kanada ist reich an Bodenschätzen
Natürlich kommt Kanada die hervorragende Ausstattung mit Rohstoffen zugute. Die Mining Association of Canada rechnet vor, dass Produkte aus dem Bergbau jedes Jahr 95 Milliarden Dollar zu Kanadas Exporterlösen beisteuern, etwa 19 Prozent. Aluminium, Nickel, Kupfer, Gold, Uranerz, Kohle, Kali, Zink, Dia­manten und Eisenerz spielen im Export jeweils über zwei Milliarden Dollar ein. Das Land zählt bei acht wichtigen Industriemetallen zu den fünf größten Anbietern weltweit. Kein Wunder, dass die China-Euphorie zunehmend auf Kanada abfärbt.

Das Reich der Mitte konsumiert laut der kanadischen Mining Association 30 Prozent aller Basismetalle und Mineralien. Minenfirmen profitieren vom Boom: Darunter die Potash Corp., der weltweit größte Kaliproduzent, Barrick Gold, der Weltmarktführer in der Goldproduktion, sowie Kanadas führender Schürfer von Basismetallen, Teck Resources.

Doch die Erfolge haben auch Schattenseiten. Der starke Loonie setzt der Exportwirtschaft des Landes schwer zu, vor allem in Ontario, wo ein Drittel der Kanadier lebt und die Hälfte des BIP erwirtschaftet wird. Die Ausfuhren des Autosektors – der seit 2004 mehr Pkw produzierte als Detroit – brachen in der Krise scharf ein; sein Anteil an den kanadischen Gesamtexporten ging von 25 auf 12 Prozent zurück.

Die Immobilienrally, die sich in Kanada fortsetzte, während der Häusermarkt in den USA kollabierte, hat die Durststrecke erst noch vor sich. Laut OECD weisen Kanadier die höchste private Verschuldung in der Organisation auf. Gehen die Zinsen wieder nach oben, steht den Kanadiern und ihren Banken ein ganz eigener Stresstest bevor. Weil immer noch knapp zwei Drittel aller Ausfuhren in die USA verkauft werden, könnte ein konjunktureller Rückschlag beim südlichen Nachbarn auch Kanada in Mitleidenschaft ziehen.

Investor-Info

Kanadas Wirtschaft: Wachstum über Erwartungen

Die kanadische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2010 deutlich gewachsen und hat sich besser entwickelt als erwartet. Wie die Regierung in der Hauptstadt Ottawa am Dienstag bekannt gab, erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Das ist das deutlichste Plus seit dem vierten Quartal 1999 und 1,5 Prozent mehr im Vergleich zum Vorquartal. Für 2010 werden 3,7 Prozent Wachstum erwartet.

Aktienfonds Kanada : Viel Rohstoffe und Energie

Anlagevehikel speziell für Kanada sind dünn gesät, da der Markt meist mit dem Nachbarn USA unter dem Begriff Nordamerika in einen Topf geworfen wird. Doch die Entwicklung an den Börsen verläuft längst nicht im Gleichklang. Nach Finanztiteln wird die Börse Toronto von Rohstoff- und Energietiteln dominiert. Der UBS Equity Fund Canada (ISIN: LU0043389872) und der State Street Global Advisors Canada sind entsprechend gewichtet. Aktuell ist die Performance des State Street etwas besser. Beides sind solide Kanada-Investments.

Potash Corp. of Saskatchewan: Dünger für die Welt

PCS ist der größte Düngemittelhersteller weltweit, seine jährliche Kapazität von zwölf Millionen Tonnen Pottasche macht über 15 Prozent der jährlichen Weltproduktion aus. 2009 hatten sich die Farmer beim Düngerkauf wegen der hohen Preise zurückgehalten, doch die Nachfrage dürfte wieder anziehen. Megatrend Agrar!

Bombardier: Von der Eisenbahn bis zum Jet

Bombardier, der drittgrößte Flugzeugproduzent der Welt gab am Mittwoch bekannt, dass unter anderem durch den sinkenden Euro der Gewinn im ersten Quartal noch einmal leicht um 3,2 Prozent auf 153 Millionen US-Dollar gefallen ist. Doch das Jet-Geschäft stabilisiert sich, und die Bahnsparte ist wirklich vielversprechend. Kaufen.

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12.03.2018Barrick Gold OutperformRBC Capital Markets
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10.04.2019Barrick Gold BuyDeutsche Bank AG
09.01.2019Barrick Gold OverweightBarclays Capital
12.03.2018Barrick Gold OutperformRBC Capital Markets
07.07.2017Barrick Gold Market PerformBMO Capital Markets
16.03.2017Barrick Gold OutperformRBC Capital Markets
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16.07.2019Barrick Gold Equal WeightBarclays Capital
15.02.2019Barrick Gold HoldDeutsche Bank AG
01.11.2017Barrick Gold Sector PerformRBC Capital Markets
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23.03.2016Barrick Gold HoldDeutsche Bank AG
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