thyssenkrupp: Der Rettungsplan steht
Die neue thyssenkrupp-Chefin Martina Merz kehrt mit eisernem Besen. Sie bereitet Aktionäre auf eine längere Durststrecke vor und streicht die Dividende.
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von Isabell Walter, €uro am Sonntag
Mit der Vorlage der Bilanz hat Martina Merz ihr Debüt als thyssenkrupp-Chefin in Essen gegeben. Doch die Zahlen und der Ausblick fielen wenig erfreulich aus: Der Nettoverlust des Stahl- und Industriekonzerns hat sich im Geschäftsjahr 2018/2019 auf 260 (Vorjahr: zwölf) Millionen Euro ausgeweitet. Die Dividende (Vorjahr: 15 Cent je Aktie) wird gestrichen.
Auch der angekündigte Abbau von 6000 Stellen könnte noch ausgeweitet werden. Im nächsten Jahr könnte deshalb das Minus noch deutlich größer sein, hieß es. So ist für die Restrukturierungsmaßnahmen ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag im laufenden Geschäftsjahr eingeplant. Das Geld dafür soll aus der gesteigerten Performance und der anstehenden Transaktion der Aufzugsparte Elevator stammen, erklärte die Vorstandsvorsitzende.
Vor diesem Hintergrund legt der neu formierte Vorstand die Prioritäten auf die Steigerung der Performance, die Elevator- Transaktion, die Zukunftsfähigkeit des Stahlgeschäfts und den Umbau der Organisation. "Dieses Unternehmen und seine Geschäfte haben viel Potenzial, und ich bin überzeugt vom Erfolg des Transformationsprozesses", unterstreicht die neue Konzernchefin die Pläne.
Fokus auf Restrukturierung
Die Aktie gab am Donnerstag zeitweise elf Prozent nach. Es kommt aber auch Zustimmung von Investoren und Analysten: Das Analysehaus Kepler Cheuvreux bleibt bei seiner Kaufempfehlung für die Aktie. Der Ausblick auf das neue Geschäftsjahr sei zwar schwach gewesen, entscheidend sei aber der klare Fokus auf Restrukturierung und Portfolioveränderungen, meint Analyst Rochus Brauneiser.
Nun gelte es, auch die anderen Bereiche wieder auf Kurs
zu bringen, so Merz. Davon sind insbesondere die Bereiche Anlagenbau, Autozuliefersparte und Stahl betroffen. So wird sich Industrial Solutions auf den operativen Turnaround fokussieren. Gleichzeitig sieht der Konzern Chancen, die verschiedenen Geschäfte im Anlagenbau gemeinsam mit Partnern oder unter einem neuen Dach weiterzuentwickeln.
Außerdem will thyssenkrupp die strukturellen Herausforderungen im Stahlbereich angehen. Ziel sei es, dem Stahl eine langfristige Perspektive zu geben. Ein Zukunftskonzept soll demnächst in den Aufsichtsgremien besprochen werden.
Dass Merz nur für zwölf Monate aus dem Aufsichtsrat als Vorstand entsendet wurde, könnte Zweifel am Erfolg der Restrukturierung schüren, die mindestens zwei bis drei Jahre dauern wird.
Merz selbst sieht das unproblematisch. Gemeinsam mit dem Gesamtvorstand will sie die Zeit nutzen, um die Restrukturierung voranzutreiben. Dass sie selbst nicht für den gesamten Zeitraum des Prozesses Vorstandsvorsitzende sein wird, sei zweitrangig.
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