Turnaround-Aktien: Wie Anleger richtig auswählen
Der Fondsmanager Peter Huber bei Starcapital setzt unter anderem auf Turnaround-Werte. Er weiß, worauf Anleger zu achten haben.
Turnaround-Spekulationen versprechen zwar hohe Gewinne, doch vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Peter Huber zur Frage, wie Anleger bei der Auswahl gestrauchelter Firmen vorgehen sollten.
€uro am Sonntag: Woran erkennen Anleger Firmen, die vor einer Turanround-Situation
stehen könnten?
Peter Huber: Vor dem Turnaround kommen zuerst die Schwierigkeiten: Der Kurs ist stark gefallen, häufig wegen Problemen mit der Bilanz, wegen Umsatzrückgängen, Verlusten oder hohen Schulden. Ein Kursverfall allein reicht allerdings nicht für einen attraktiven Turnaround-Kandidaten. Es darf keine strukturellen Probleme geben, und das Unternehmen muss seine Probleme erkannt und einschneidende Maßnahmen ergriffen haben. Ein Unternehmen muss sich damit flexibel zeigen.
Welche Maßnahmen sind das?
Das sind etwa Managementwechsel, Sanierungskonzepte und Restrukturierungspläne, neue Strategien etwa im Vertrieb oder auch Schuldenabbau.
Wann ist der richtige Punkt für den Einstieg?
Ein guter Einstiegszeitpunkt ist, wenn das Unternehmen wegen der Umstrukturierung hohe Verluste schreibt und die Sanierungsmaßnahmen noch nicht gegriffen haben. Idealerweise hat der Aktienkurs zu diesem Zeitpunkt bereits einen Boden ausgebildet und reagiert nicht mehr negativ auf weitere schlechte Unternehmensmeldungen.
Welche Turnaround-Kandidaten sind besonders aussichtsreich?
Das sind Firmen mit bekannter Marke, starker Marktstellung und solider Kundenbasis oder besonderer Kompetenz. Marktführer profitieren von einer Belebung als Erste. Wenn die Nachfrage wieder anzieht, steigen die Gewinne wegen der Restrukturierungsmaßnahmen überproportional an. Wir konzentrieren uns bei Turnaround-Aktien auch auf große Firmen, weil hier wegen des öffentlichen Interesses — etwa wegen der Arbeitsplätze — das Konkursrisiko geringer ist.
Was sollten Anleger beachten, wenn sie einen Turnaround-
Kandidaten im Depot haben?
Hier Stop-Loss-Marken zu setzen, hat Nachteile, weil die Aktie in solchen Situationen oft extrem volatil ist. Besser ist es, erst nur einen Teil zu investieren und nachzukaufen, wenn noch einmal ein stärkerer Kursrutsch erfolgt. An der Turnaround-Story sollte sich dabei nichts geändert haben. Oder man kauft zu, wenn sich der Turnaround konkretisiert.
Wie sieht es mit dem Zeithorizont aus?
So eine Turnaround-Spekulation kann sich über mehrere Jahre hinziehen. Anleger sollten nur eine kleine Position ihres gesamten Depotwerts in einen einzelnen Turnaround stecken.