Euro am Sonntag-Interview

Sonya Kraus: "Immobilien sind mein Steckenpferd"

10.06.18 21:50 Uhr

Sonya Kraus: "Immobilien sind mein Steckenpferd" | finanzen.net
Sonya Kraus

Die bekannte Moderatorin spricht im Interview mit €uro am Sonntag über den Karriere-Killer Kind und warum sie bevorzugt in Betongold investiert.

von Julia Pfanner, €uro am Sonntag

Seit 20 Jahren ist TV-Blondine ­Sonya Kraus in der deutschen Medienlandschaft unterwegs. Aber womit verdient sie das meiste Geld? Und was macht sie damit? Als wir sie in der Kameha Suite in Frankfurt treffen, packt sie - ganz Medienprofi - zuerst die Puderpinsel aus und posiert fürs Foto. Dann geht’s los.

€uro am Sonntag: Frau Kraus, Sie haben Ihre Karriere als Model begonnen, sind dann zum Fernsehen gegangen. Dort haben Sie sich schnell ein bestimmtes Image zugelegt. Wie kam’s?
Sonya Kraus: Sagen wir es mal so: Eigentlich habe ich mit unlauteren Mitteln gearbeitet. Gerade bei "talk talk talk", das mein Image geprägt hat. Wir liefen gegen Fußball, und ich wusste, dass die Schaltmacht oft in männlicher Hand liegt. Ich dachte: Gut, die einzige Chance ist, auch dort Bälle und Beine ins Spiel zu bringen. So entstanden die tiefen Dekolletés und kurzen Röckchen.

Bewusste Strategie also?
Ja natürlich. Das klebte zwar dann wie Pech und Schwefel an mir, aber es hat funktioniert. Wir haben es mal in Jeans und T-Shirt versucht. Die Quote fiel erd­rutschartig. Aber ich hatte Spaß an der Sendung und wollte, dass sie lang überlebt, was sie auch getan hat.

Das Image war kein Problem für Sie?
Als Model hat man so eine distanzierte Einstellung zu seinem Körper. Ich habe meine Verpackung interessant gestaltet, damit der Verbraucher dann in dem riesigen Regal zu meinem Produkt greift. Das klingt jetzt strategisch, aber ich habe alles instinktiv gemacht. Mir den Wolf moderiert und viel Spaß daran gehabt, Menschen zu unterhalten.

Gab’s Jobs, die Ihnen keinen Spaß ­gemacht haben?
Ursprünglich wollte ich Ballerina werden. Im jüngsten Alter habe ich da schon viel Muskel- und Fußschmerz mitbekommen. Als Model lernt man, sich von der Fassade und der oberflächlichen Meinung anderer zu distanzieren. Deswegen war ich schon relativ unempfindlich, als ich zum Fernsehen kam.

Muss man in der Branche so sein?
Da gibt es so viele unterschiedliche Charaktere wie es Menschen gibt. Aber es hilft sicherlich. Wer in die Öffentlichkeit geht, um geliebt zu werden, der kriegt aber so eine Watschen. Es kommt immer viel mehr Kritik an als Liebe.

War in Ihrer Karriere viel geplant?
Gar nicht, ich schlitterte lustig wedelnd über die Skilandschaft der Jobs. Besonders viel Spaß hat es gemacht, wenn ich mich auf ein Abenteuer, eine Herausforderung eingelassen habe.

Auch bei der Geldanlage?
Nein, das ist die Ausnahme. In finan­ziellen Dingen bin ich ultraspießig und konservativ. Und wirklich misstrauisch. Das entspricht tatsächlich eigentlich gar nicht meinem Naturell.

Woher kommt das?
Das hat nichts mit Geiz zu tun. Geld ist für mich Unabhängigkeit und Freiheit. Es gibt natürlich Dinge, die man nicht kaufen kann. Aber finanzielle Unab­hängigkeit war für mich, gerade als Frau, immer sehr erstrebenswert.

Wie würden Sie Ihre Einstellung zum Thema Geld beschreiben?
Bodenständig. Ich trage weder teuren Schmuck noch fahre ich ein Luxusauto. Und ich bin nicht gierig. Für mich ist es absoluter Luxus, dass ich bei Jobs nicht fragen muss, wie viel ich dafür bekomme. Ich mache auch Jobs, wenn ich einfach Lust darauf habe. Auf der anderen Seite denke ich bei anderen: Okay, das ist Schmerzensgeld, das mach’ ich. Es ist schön, abwägen zu können.

Womit verdienen Sie das meiste Geld?
Meine Jobs sind nicht meine Haupt­einnahmequelle. Die liegt außerhalb der Öffentlichkeit.

Das heißt?
Schon früh habe ich viel gearbeitet und mein Geld gut investiert. Eins habe ich schnell verstanden: Betongold. Ich konnte es emotional begreifen, es war anfassbar. Ich lebe sehr bescheiden und hatte so immer die Möglichkeit, mein Geld in Häuser zu investieren.

Wann haben Sie damit angefangen?
Ich habe nach meiner ersten Immobilie gesucht und angefangen, mich über Finanzierungen zu informieren, da war ich ungefähr 19. Das war zu meiner ­Model-Zeit. In meiner Verwandtschaft kannte sich niemand mit Finanzen aus. Mit etwa 16 habe ich meine erste Steuererklärung abgegeben und dafür schon große Steuerschinken gelesen und mir dann, ganz banal, handwerkliche Dinge angeeignet. Ich habe mich auch in Fallen bei gebrauchten Immobilien, bautechnische Mängel und so weiter eingelesen. Das fand ich superinteressant, außerdem konnte ich ja nicht zu jedem Objekt einen Sachverständigen mitnehmen. Ich bin an meine Investments aber auch nie mit Gier rangegangen.

Sondern?
Mit Faszination und Ehrfurcht gegenüber Bauwerken. Eine Immobilie ist auch etwas Emotionales, sie ist wie eine Höhle für Menschen, sie kann so viel darstellen. Dieses Gefühl gibt mir ein Wertpapier nicht. Immobilien sind eben mein Steckenpferd.

Lassen Sie sich in Geldfragen beraten?
Da bin ich total misstrauisch. Mir haben Leute viel Mist erzählt, denen ich zum Glück nicht vertraut habe. Was mir alles empfohlen wurde: von extrem spekulativen Aktien bis Ostimmobilien. Gut, wer in Berlin gekauft hat, ist jetzt fein raus. Das nehme ich mal davon aus.

Welche Art von Immobilien haben Sie?
Bestandsimmobilien, also Wohnhäuser und Gewerbeimmobilien in Ballungs­gebieten. Aber nur auf mir bekanntem Terrain. Ich würde nie dort investieren, wo ich nicht selbst die Attraktivität der Lage einschätzen könnte.

Finden Sie deutsche Immobilien teuer?
Wenn ich mir Ballungsräume in Übersee anschaue, leben wir hierzulande noch unglaublich günstig. Gerade Berlin ist vergleichsweise billig. Auch wenn es für Berliner schockierend ist, wie teuer mittlerweile die Wohnungen sind. Natürlich sind die momentanen Zinskonditionen für Immobilienkredite verführerisch. Sicher gibt es einige Objekte, die überteuert sind, auch eine ­gewisse Goldgräberstimmung. Aber Immobilien sind sehr individuell, das kann man nicht verallgemeinern.

Sind Immobilien Ihre Lieblingsanlage?
Würde ich gar nicht sagen. Immobilien können arbeitsintensiv und kostspielig sein. Und eine Belastung, wenn man keine gute Hausverwaltung hat. Aber es ist das, wovon ich am meisten verstehe. Bei allem anderen muss ich auf Freunde vertrauen, die das beruflich machen und an mir nichts verdienen wollen - und hoffentlich viel ­davon verstehen.

Dann haben Sie Aktien und Anleihen?
Ein kleines, buntes Portfolio. Viele würden sicher sagen, es könnte mehr sein, aber ich bin da wirklich sehr konservativ. Ein Beispiel: Ich war ein paar Mal in Las Vegas zum Arbeiten, und alles, was ich ausgegeben habe, waren zehn Dollar für diese lustigen Coins, die man als Glücksbringer auf die Chips klebt, die ich meinen Freunden mitgebracht habe. Das beschreibt ganz gut meine Einstellung zum Geld. Ich möchte nicht jeden Morgen erst mal die Kurse checken.

Reden Sie bei der Aktienauswahl mit?
Ich lasse mir erklären was, wie und wieso. Wenn ich etwas vorschlage, heißt es oft: Kannst du machen, bringt aber nicht viel. Ich denke dagegen: Ist doch super, wenn "spektakuläre" vier Prozent rauskommen. Wow, ist doch mehr als die Inflation. In Edelmetalle investiere ich auch. Und kaufe auch mal einen Brilli. Weil ich ihn anfassen kann, nicht weil er schön ist.

Irgendwas, wo Sie sagen: Das hätte es nicht gebraucht?
Ach, man braucht ganz wenig. Aber das Gefühl habe ich jedes Mal, wenn ich auf den Antikflohmarkt gehe, nur um mal zu gucken. Und dann komme ich mit Kartons bepackt zurück.

Für was geben Sie viel Geld aus?
Urlaube. Das sind Erlebnisse, die bleiben. Ich bin aber trotzdem Realistin: Vom Abstecher zur ISS habe ich mich verabschiedet, so viele Flöckchen habe ich nicht beiseite geschafft.

Im Februar ist Ihr neues Buch erschienen: "Baustelle Blödmann. Und heute bringe ich ihn um". Wollen Sie damit viel Geld verdienen?
Nein, das ist wirklich Leidenschaft.

Worum geht es darin? Wie man Männer am besten um die Ecke bringt?
Ja, der Titel klingt sehr provokant. Ich denke, das ist die moderne Frauen­sprache: Wir reden Tacheles, aber mit Charme. Es sind Lach- und Sachgeschichten über die Macken der Männer. Jeder Mann wird - das hat was mit den Hormonen zu tun - nach spätestens zwei Jahren Beziehung ein wenig zum Blödmann. Ich schreibe, wie man damit umgeht, auch für sich selbst. Das heißt nicht, dass man den Mann umbringen oder verlassen muss, aber es ist wichtig zu wissen, damit man keinen Illusionen verfällt. So wie sie uns die Schnulzen dieser Welt suggerieren.

Sie sind seit 20 Jahren mit Ihrem Freund zusammen. Wie oft würden Sie ihn gern umbringen?
Der Impuls, zum Messer zu greifen, ist oft da. Das ist natürlich eher Ausdruck eines Gefühls: Es kann doch nicht sein, dass Männer so beratungsresistent sind. Wenn man ihnen 100 Mal etwas sagt oder charmant um etwas bittet, dass das trotzdem so unglaublich ignoriert wird. Das ist eine typisch männliche Eigenschaft und hat meiner Meinung nach mit dem Mannsein an sich zu tun. Ich habe zwei kleine Söhne und denke mir immer: Wie anstrengend ist es, ein Mann zu sein. Immer Superlativ. Immer der Schnellste, Lauteste, Stärkste. Das erklärt auch, warum die Führungspo­sitionen so gern mit Männern besetzt sind. Die Ellenbogen sind bei Kerlen nicht nur an den Ellenbogen, sondern am ganzen Körper montiert.

Ziemlich stereotyp, oder?
Erschreckend! Ich dachte eigentlich, wir sind supermodern. Aber ich recherchiere sehr viel - mit meinem Look muss man wissenschaftlich belegen, was man so salopp behauptet. Im Buch verpacke ich das in eine sehr lustige, populärwissenschaftliche Sprache.

Warum sind Ihrer Meinung nach - neben den Ellenbogen - weniger Frauen als Männer in den Führungsetagen?
Das Problem ist der ultimative Karrierekiller Kind. Denn ob man es möchte oder nicht: Plötzlich haben andere Dinge Priorität. Die E-Mail vom Chef ist weniger wichtig als die Frage, ob der Rucksack des Kindes für morgen gepackt ist. Das ist verrückt, aber das hat die blöde Schlampe Mutter Natur einfach so einprogrammiert. Ich selbst war ein konsequentes, To-do-Listen abarbeitendes Karrieretier. Plötzlich habe ich gelernt, Nein zu sagen und zu denken: Ach nö, das muss jetzt nicht sein.

Das klingt aus Karrieresicht jetzt etwas frustrierend.
Es ist einfach eine Tatsache. Der muss man ins Auge sehen und schauen, wie man damit umgeht. Es ist toll, dass wir Frauen so sind. Aber es ist leider keine Selbstverständlichkeit, dass ein gemeinsames Kind auch eine gemeinsame Aufgabe ist. Wie viele hochqualifizierte Frauen aus meinem Bekanntenkreis sitzen mit drei Kindern zu Hause! Halb freiwillig, einfach weil sie emotional so an ihren Kindern hängen und sagen: "Mein Mann verdient genug für uns." Das ist so ein enormes Potenzial an kompetenten Fachkräften, das da einfach verschenkt wird. Schauen wir uns doch die Situation an: Die Unis werden gestürmt von jungen Frauen.

Und dann?
Starten sie in den Beruf. Irgendwann kommt dann diese verdammte Frage: Brüte ich jetzt neun Monate, schieße einen Sprössling in die Welt und bin dann erst mal draußen? Dazu kommen die körperliche Kraft, die nötig ist, und der psychische Part, einen gefühlten Teil von sich in fremde Hände zu geben. Auf der anderen Seite sollten wir uns das Muttersein auch nicht entgehen lassen. Es ist ein Drahtseilakt.

Vita

Sonya Kraus wurde 1973 in Frankfurt am Main geboren. Mit 15 wurde sie als Model entdeckt, machte 1992 ihr ­Abitur. Ihre TV-Karriere startete sie 1998 beim "Glücksrad". Später war sie lange bei ProSieben zu sehen, moderierte etwa "talk talk talk" oder "Do It Yourself - S.O.S.". Dazu kamen weitere Medienjobs und Tätigkeiten etwa als Schauspielerin. Ihre wichtigsten Jobs derzeit: Seit 2017 moderiert sie im hr-Fernsehen, dieses Jahr erschien ihr sechstes Buch. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten und ihren beiden Söhnen in Frankfurt.

Buch

Im Februar erschien das sechste Buch der Moderatorin: Baustelle Blödmann. Und heute bringe ich ihn um. Mit salopper Wortwahl schreibt sie über Männermacken und gibt Tipps, wie Frauen damit umgehen.




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Bildquellen: Axel Griesch für Finanzen Verlag