Invesco-Chefvolkswirt Greenwood: "Sehe keine Blase am Aktienmarkt"
John Greenwood, der Chefvolkswirt von Invesco, spricht im Interview über die nicht bewältigten Folgen der Finanzkrise und den Rückenwind für den Aktienmarkt.
von Peter Gewalt, Euro am Sonntag
John Greenwoods Worte als Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft
Invesco sind gefragt. Gilt der Brite doch mit seinen knapp 50 Jahren Joberfahrung in der Finanzbranche als einer der renommiertesten Experten seiner Zunft.
€uro am Sonntag: Herr Greenwood, wie stark leiden die Volkswirtschaften zehn Jahre nach der Lehman-Pleite noch unter der Krise von damals?
John Greenwood: Das hängt ganz entscheidend davon ab, inwieweit der Privatsektor in diesen Staaten seine Schulden abgebaut hat. Schließlich war die Überschuldung die wichtigste Ursache der Lehman-Krise. Das hat dazu geführt, dass auf der einen Seite die Bewertungen der Assets wie Immobilien und Aktien massiv eingebrochen sind, die hohen Kreditverbindlichkeiten der Haushalte und der Privatwirtschaft im Gegensatz aber nicht abgenommen haben.
Mit welchen Folgen?
Das hat stark auf Konsum, Investitionen und letztlich auf das Wirtschaftswachstum gedrückt. Daher gehört eine starke Entschuldung erst der Privat- und dann der Staatshaushalte zu den Voraussetzungen für eine Normalisierung des Wirtschaftswachstums. So leidet Japans Wirtschaft nun schon seit über 25 Jahren darunter, dass sich in dieser Hinsicht in dem Land wenig getan hat.
Welches Land hat sich seither am besten geschlagen?
Ganz klar die USA, die dank massiver Sparanstrengungen die Schuldenbelastung des Privatsektors deutlich senken konnten. Da hinken im Vergleich Großbritannien sowie die EU und da speziell Italien und Frankreich weit hinterher. In diesen Staaten bleibt das Wirtschaftswachstum hinter seinen Möglichkeiten.
Könnte denn der US-Handelsstreit mit China der wirtschaftlichen Erholung weltweit ein Ende setzen?
Dass Zölle eine schlechte Nachricht für Konsumenten und Unternehmen sind, steht fest. Da aber die Warenimporte nur rund zwölf Prozent zum US-amerikanischen BIP und 15 Prozent zum chinesischen BIP beitragen, würden selbst schärfere Zölle das reale BIP-Wachstum der USA nur um rund 0,1 bis 0,2 Prozent reduzieren.
Es bestehen daher keine Risiken?
Das größte Risiko, das einer Fortsetzung des globalen Aufschwungs im Weg stehen könnte, sind mögliche geldpolitische Fehlentscheidungen in den USA oder der Eurozone, nicht das protektionistische Säbelrasseln der Trump-Regierung.
Parallel zur wirtschaftlichen Erholung gab es in den letzten Jahren auch einen breiten Aufschwung auf dem Aktienmarkt. Sind Aktien insbesondere in den USA nicht längst viel zu teuer?
Man darf die Bewertung von Aktien nicht isoliert betrachten, sondern immer in Relation zu anderen Assets. Und im Vergleich zu Anleihen sind US-Aktien seit 2008 bis heute allgemein günstiger bewertet, was vor allem mit dem außergewöhnlich niedrigen Zinsniveau zu tun hat.
Sie sehen daher keine Blase am Aktienmarkt?
Nein, Blasen entstehen, wenn die Geldmenge zu schnell wächst und sich dies in steigenden Kursen niederschlägt. Die Situation ist weltweit aber eine ganz andere. Obwohl die seit Jahren niedrigen Zinsen in den Industrieländern zu höheren Assetpreisen geführt haben, sind die Geld- und die Kreditmenge nur langsam gewachsen. Und das wird sich angesichts der hohen Verschuldung so schnell nicht ändern, welche die Notenbanken davon abhält, zu stark an der Zinsschraube zu drehen.
Gibt es denn auch noch Luft nach oben?
Ja, denn Phasen wie derzeit, in denen die Unternehmensgewinne steigen und die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sinken (aufgrund steigender Zinsen), waren historisch gesehen meistens sehr gut für die Börsen. Und schaut man sich den US-Konjunkturzyklus an, in dem die Zinsen langsam anziehen, dann könnte der Aufschwung durchaus noch zwei bis vier Jahre weitergehen.
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