Euro am Sonntag-Interview

Holidaycheck-Chef: "Wir spielen ein anderes Spiel"

08.07.16 13:30 Uhr

Holidaycheck-Chef: "Wir spielen ein anderes Spiel" | finanzen.net

Georg Hesse heißt der neue Chef des Online-Reisevermittlers. Im Kampf gegen große Konkurrenten setzt der Ex-Amazon-Manager ganz auf Kundenfreundlichkeit. Einfach wird das nicht.

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von Joachim Spiering, Euro am Sonntag

Der neue Chef kommt ganz lässig daher. Jeans, hellblaues Hemd, dunkelblaues Sakko, keine Krawatte. Ein CEO der weniger steifen Art. Seit Januar ist Georg Hesse (43) Vorstandschef bei der Tomorrow Focus AG, die dieser Tage in Holidaycheck Group umbenannt wird. Der neue Name macht Sinn: Mit dem auf Pauschalreisen spezialisierten Portal holidaycheck.de und der niederländischen Bewertungsplattform zoover.nl ist die Firma - nachdem diverse Beteiligungen verkauft wurden - nun rein aufs Reisegeschäft ausgerichtet.



Hesse kommt von Amazon, war dort in verschiedenen Führungspositionen tätig, und das merkt man sofort. Die Fokussierung auf den Kunden ist Amazons Mantra und Hesse hat es komplett verinnerlicht. Holidaycheck soll das "urlauberfreundlichste Unternehmen der Welt" werden. Ganz schön kesse Ansagen für einen Mittelständler, der mit seinen 100 Millionen Euro Umsatz (und Verluste schreibend) gegen Giganten wie Booking.com ankämpfen muss.

€uro am Sonntag: Herr Hesse, was ist Ihnen bei Ihrem neuen Arbeitgeber als Erstes aufgefallen?
Georg Hesse:
Dass es in der Branche eine riesige Diskrepanz hinsichtlich der Kundenfreundlichkeit gibt. Das Personal am Boden, also Mitarbeiter im Reisebüro oder Stewardessen, sind extrem kundenfreundlich. Die Unternehmen, die diese Leute beschäftigen, sind es aber gar nicht. Es gibt in der Branche keine Firma, der man blind vertraut. Diese Lücke wollen wir schließen.


Sie sagen also, Wettbewerber wie Booking.com seien nicht kundenfreundlich. Aber das stimmt doch nicht.
Ich denke doch. Interessant wird es ja erst, wenn man sich die Prozesse hinter den Urlaubsangeboten anschaut. Hier lässt sich vieles noch sehr viel besser und transparenter machen. Ein Beispiel: Bis ein Urlauber eine Pauschalreise im Internet bucht, klickt er wochenlang auf zig verschiedenen Seiten herum. Wir überlegen, wie man diese Schritte mit einfachen und spielerischen Angeboten zusammenfassen kann.

Sie sind ein relativ kleiner Anbieter. Wie wollen Sie in dem hart umkämpften Markt bestehen?
Der Pauschalreisemarkt in Deutschland ist 15 Milliarden Euro groß, zwei Drittel davon werden immer noch übers Reisebüro vermittelt. Es ist also genügend Wachstumspotenzial für Onlineangebote vorhanden und damit auch für uns.


Dennoch haben Sie es im Vergleich zu den großen Platzhirschen schwer.
Was das Vertrauen der Urlauber im deutschsprachigen Raum angeht, sind wir der Platzhirsch. Wir spielen ein anderes Spiel als die globalen Technologiekonzerne. Wir wollen uns auf die lokalen Bedürfnisse der Urlauber aus unseren Kernmärkten konzentrieren. Nehmen Sie das Beispiel Amazon. Es gibt lokale Nischenanbieter, die gegen Amazon überaus erfolgreich sind. Das können wir bezogen auf den Reisemarkt im deutschsprachigen Raum auch schaffen.

Sie gaben 2015 bei 104 Millionen Euro Umsatz 38 Millionen für Werbung aus. Bleibt es dabei?
Es ist ein hart umkämpfter Markt, allerdings werden wir mehr Geld in direkte Kundenbeziehungen investieren und weniger in Suchmaschinenmarketing. Die Preise werden immer teurer, Google ist an vielen Stellen unattraktiv geworden. Und der Kunde hat von diesen erhöhten Ausgaben gar nichts.

Wie wirkt sich der Terror aus?
Natürlich beeinflusst er unser Geschäft. Aber die Menschen stellen ja nicht das Reisen ein, sie reisen nur woandershin. Wir erwarten damit keine langfristige Änderung des Urlaubsverhaltens.

Werden Sie Zukäufe tätigen?
Ja, wenn es uns in Sachen Kundenerfahrung hilft. Das kann auch eine Akquisition im technologischen Bereich sein. Wir werden aber keinen Umsatz um des Umsatzes willen zukaufen.

Was erwarten Sie für 2016?
Wir werden trotz des Gegenwinds im Pauschalreisebereich beim Umsatz leicht wachsen und voraussichtlich ein ausgeglichenes Bruttoergebnis haben. Unter dem Strich dürften aber neun Cent Verlust je Aktie herauskommen.

Investor-Info

Holidaycheck Group
Harter Wettbewerb

Mit 34 Millionen Euro Nettocash steht die Firma finanziell gut da. Aufgrund erhöhter Marketingaufwendungen wurden zuletzt Marktanteile gewonnen. Aber: Der Markt ist hart umkämpft und margenschwach. Auch 2016 wird die Gruppe Verluste schreiben. Die Bank Warburg schätzt, dass der Umsatz bis 2018 von 104 auf 135 Millionen steigt. Hinsichtlich des Gewinns werden aber lediglich sechs Cent je Aktie prognostiziert. Macht ein KGV von über 40. Das ist viel. Beobachten.

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Bildquellen: HolidayCheck AG

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09.08.2018HolidayCheck ReduceHSBC
13.02.2014TOMORROW FOCUS kaufenBankhaus Lampe KG
14.10.2013TOMORROW FOCUS kaufenHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
01.10.2013TOMORROW FOCUS kaufenHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
20.09.2013TOMORROW FOCUS kaufenJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
DatumRatingAnalyst
13.02.2014TOMORROW FOCUS kaufenBankhaus Lampe KG
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01.10.2013TOMORROW FOCUS kaufenHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
20.09.2013TOMORROW FOCUS kaufenJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
01.07.2013TOMORROW FOCUS kaufenHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
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19.08.2013TOMORROW FOCUS haltenDeutsche Bank AG
12.08.2013TOMORROW FOCUS haltenHSBC
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09.08.2012TOMORROW FOCUS holdDeutsche Bank AG
12.03.2012TOMORROW FOCUS holdDeutsche Bank AG
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09.08.2018HolidayCheck ReduceHSBC
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