Hier stimmt was nicht! Air Berlin vor Umschuldung?

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Das Problem: Dann kann sie nie das Geld verdienen, das nötig ist, um die Bilanz zu sanieren. Dort übersteigen Schulden das Vermögen um fast 900 Millionen Euro. Und das ist nicht alles. Etihad, die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, ist Ende 2011 eingestiegen und hat gut 29 Prozent der Aktien gekauft. Weil Air Berlin defizitär ist, muss laufend Geld nachgeschossen werden. Doch das Potenzial für Anleihe­emissionen ist längst ausgereizt, Etihad wiederum kann seine Beteiligung nicht auf über 30 Prozent ausbauen, da sonst ein Pflichtangebot für die freien Aktionäre fällig wäre. Mit einem Mehrheitseigner aus Dubai würde Air Berlin jedoch die Landerechte in Deutschland verlieren.

Um eine Insolvenz Air Berlins zu verhindern, hat Etihad ein nachran­giges Gesellschafterdarlehen in Höhe von 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Dieses Darlehen läuft endlos, hat ­einen Kupon von acht Prozent, den Air Berlin aber nicht bedienen muss.

Am Aktienmarkt ist die desaströse Lage längst angekommen: Der Kurs bewegt sich knapp über der Ein-Euro-Marke, das Unternehmen wird nur noch mit läppischen 126 Millionen Euro bewertet. Weniger besorgt sind die Inhaber der Anleihen. Die notieren nahe ihrer Rückzahlungsbeträge. Natürlich ist das den hohen Coupons geschuldet. Doch Air Berlin verdient diese schon lange nicht mehr, die Zinsen werden aus Etihads Gesellschafterdarlehen gezahlt.

Wenn Air-Berlin-Chef Stefan ­Pischler den Konzern neu aufstellt, muss er auch die Finanzseite ordnen. Da Air Berlin als britische PLC notiert, wäre ein Schuldenschnitt mit Umwandlung in Eigenkapital ein gangbarer Weg, womöglich auch ein Insolvenzplanverfahren. Dann wird von den Anleihewerten wohl weniger als die Hälfte übrig bleiben. Doch wann könnte das Unternehmen diese ­Umschuldung einleiten? Möglicherweise noch vor November, wenn die Rückzahlung von 200 Millionen Euro für eine Anleihe fällig wird.