Heiliger Ökosalat: Whitewave Foods sollten Sie kennen!

von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Wenn Amis ihren Kühlschrank füllen, dann greifen sie gern zu Produkten von Whitewave Foods. Dazu gehören die Ökomilch Horizon Organic, die es praktisch in jedem Supermarkt gibt, oder die Sojamilch Silk, die unter Veganern beliebt ist. Selbst in Deutschland hat der in Denver ansässige Lebensmittelkonzern Anhänger. So schneidet die Sojamilch Alpro in Untersuchungen der Stiftung Warentest regelmäßig gut ab - was sich wiederum gut auf die Geschäfte auswirkt: 2015 stieg der Alpro-Umsatz um mehr als ein Fünftel, die Produktionsanlagen stoßen an ihre Kapazitätsgrenze. Jetzt will Whitewave-Chef Gregg Engles investieren: "Wir reagieren, um die rasant wachsende Nachfrage zu bedienen, das ist großartig."

Zum Imperium des ökologisch orientierten Konzerns zählen 14  Produktionsstandorte, da­run­ter drei in Europa. Auch in China ist Whitewave präsent, die Firma betreibt ein Joint Venture mit einem Getränkeher­steller. Die Produkte folgen dem Zeitgeist. Immer mehr Konsumenten ernähren sich vegetarisch oder sogar vegan: Sie verzichten auf Fleisch oder gar auf alle Lebensmittel tierischen Ursprungs. Whitewave stellt deshalb immer mehr Nahrungsmittel für diese Zielgruppe her, vom Joghurt über die Milch bis zum Speiseeis - alles auf Sojabasis.

Das Geschäft läuft gut, von 2007 bis 2015 verdreifachte sich der Umsatz auf 3,8 Milliarden Dollar. Chef Engles setzt auch auf Zukäufe. Im Mai 2015 erwarb er einen texanischen Hersteller von Kaffeesahne aus Soja. Im August verleibte sich Whitewave eine Firma aus Kalifornien ein, die griechische und australische Biojoghurts und Kefirgetränke vermarktet. Whitewave inte­griert die zugekauften Produkte in aller Regel in die eigene Produktion. Die Größe bringt dabei Vorteile im Einkauf, in der Herstellung und Verwaltung.

Einen Coup landete Engles 2014 mit dem Kauf des Ökosalat­anbauers Earthbound Farm für 600 Millionen Dollar. Die US-Firma bietet ihre Grünkost in Supermärkten an - gewaschen und geschnitten in durchsichtigen Kunststoffboxen.

Biobauers Ärger mit SAP

Earthbound ist ein Baby der Aussteiger Drew und Myra Good­­ma, die 1984 eine kleine Himbeerfarm gründeten und sich schworen, auf Chemikalien zu verzichten. Zwei Jahre später kamen die Goodmas auf die Idee mit den Fertigsalaten, die Erfolgsstory begann. Doch das Wachstum wurde nicht immer gut gemanagt. Die Firma plagt sich derzeit mit Problemen einer misslungenen SAP-Einführung. Im vierten Quartal gab es hier Umstellungsprobleme, Aufträge blieben liegen, Ware im Millionenwert landete im Abfall. Der Umsatz sank um fünf Prozent. Whitewave-Boss Engles verspricht, dass das eine einmalige Sache gewesen sei.

Neben der guten fundamentalen Entwicklung ist die Whitewave-Aktie auch noch aus an­deren Gründen interessant: Im Januar trat Tony Vernon, einst Chef von Kraft Foods, dem Aufsichtsrat bei. An der Wall Street gibt es seitdem Übernahmegerüchte. Das Sortiment der Ökokonzerns sorgt offenbar auch für Appetit bei Investoren.

Investor-Info

Whitewave Foods

Soja macht stark

Der Anbieter von Ökolebensmitteln investiert stark in Anlagen und Zukäufe, der freie Cashflow ist gering. Deshalb gibt es keine Dividende. Dafür weist Whitewave zweistellige Wachstumsraten auf und bewegt sich in einem Zukunftsmarkt. Für 2016 werden 14 Prozent Gewinnplus erwartet, 2017 sollen es 17  Prozent werden. Nach einer Schwäche­phase seit Sommer vorigen Jahres hat die ­Aktie jetzt wieder nach oben gedreht. Langfristig aussichtsreich, Orders limitieren.