Goldsucher Ian Ball: "Ich will Kanadas Premier werden"
Glücksritter, Goldsucher, Multimillionär: Der Kanadier Ian Ball machte als Manager ein Vermögen in der Bergbaubranche, jetzt strebt er in höchste politische Ämter.
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von Tim Schäfer, Euro am Sonntag
Als Student traf Ian Ball, heute 39, zufällig den Vorstand des kanadischen Bergbauriesen Goldcorp, Rob McEwen, eine Legende in der Rohstoffbranche des Landes. Ein Jahr später heuerte Ball bei seinem Vorbild in einem der weltgrößten Goldminenkonzerne an. 2014 verließ der Glücksritter seinen Mentor und wurde mit 31 Jahren Chef des Konzessionsverwerters Abitibi Royalties. €uro am Sonntag sprach mit dem Blitzstarter und Selfmade-Millionär über das riskante Geschäft der Royalty-Firmen, seine persönlichen Ambitionen und das Potenzial von Gold nach dem jüngsten Kursschub.
Euro am Sonntag: Herr Ball, Sie haben eine kometenhafte Karriere in der Rohstoffbranche gemacht. Woher stammt Ihr Interesse an der Materie?
Ian Ball: Meine Eltern hatten schon früh Anteile an verschiedenen Gold- und Explorationsfirmen gekauft. Als Kind hörte ich beim Abendessen ihre Geschichten und Erfahrungen damit. Das hat mich fasziniert, ich war so etwa fünf Jahre alt.
War das mehr als ein Hobby Ihrer Eltern?
Sie investierten in Firmen, die der bekannte Aktien-Promoter Murray Pezim anpries. Er war berühmt und erfolgreich in der kanadischen Minenszene, schon seit der Entdeckung von Hemlo und Eskay Creek, zwei Gold- und Silbervorkommen in Kanada. Einer seiner Geologen, Chet Idziszek, entdeckte einen Gold-Kupfer-Schatz in Panama, der damals der Firma Adrian Resources gehörte und jetzt Teil der großen Cobre- Kupfermine in Panama ist. Wir besaßen vor langer Zeit diese Aktien. Es war weit mehr als ein Hobby, es brachte viel Geld ein.
Das hat Sie motiviert, in die Minenbranche einzusteigen?
Ja, mir gefielen die enormen Chancen. Es war aber nie meine feste Überzeugung, diesen Weg einzuschlagen. Ein Teil von mir wollte in den Bergbau. Dann aber überlegte ich mir, Jura zu studieren. Ich muss zugeben, ich hatte keine klare Richtung. Im dritten Uni-Jahr traf ich dann Rob McEwen. Das brachte mich in den Goldsektor.
Rob McEwen war Boss von Goldcorp, damals einem der weltgrößten Goldminen-Konzerne. Wie trafen Sie ihn?
Ich sah ihn in einer Bank auf dem Weg zum Fahrstuhl, rannte hin, stellte mich vor. Ich kannte ihn aus einem Magazin, es stellte die "100 reichsten Kanadier" vor. Es war Robs erstes Jahr in dieser Liste. Ich hatte viel über ihn gelesen. Ich sagte ihm, dass er die Firma sehr gut managt.
Wie ging es weiter?
Es war nur ein kurzes Gespräch, doch man muss eine solche Gelegenheit nutzen. Ich habe dann geraten, was wohl seine E-Mail-Adresse sein könnte, und schickte mehrere E-Mails an verschiedene Adressen in der Hoffnung, dass die richtige dabei ist. Eine funktionierte, er antwortete. Er hielt später einen Vortrag in der Innenstadt von Toronto. Die Bank ließ mich nicht in den Saal. Ich wartete in einem Café gegenüber für einige Stunden.
Sie waren hartnäckig ...
Wenn Sie sich für einen Job interessieren, tun Sie alles, um ihn zu bekommen. Ich ging also auf Rob zu, als er sein Hotel verließ, überreichte ihm eine Präsentation, die für ihn nützlich sein könnte, wie er Goldcorp führen sollte. Er sagte, dass er sich innerhalb einer Woche melden wolle. Am selben Abend schickte er mir eine E-Mail und lud mich für ein Vorstellungsgespräch ein.
Mutig. Wie lief es?
Es ist nervenaufreibend mit jemanden dieses Kalibers zu sprechen. Ich war erst 22. Aber es klappte.
Schon in Ihrem ersten Job berichteten Sie direkt an McEwen, wie kam das?
Das war reiner Zufall. Und es passierte schon an meinem ersten Arbeitstag. Der Mitarbeiter, der direkt mit ihm zusammenarbeitete, wurde am Vortag entlassen. Die Person wiederum, die direkt unter Rob McEwen arbeitete, erhielt ebenso die Kündigung. Rob erlaubte daraufhin, dass ich ihn auf einige Branchenevents begleiten durfte.
Sie wurden mit 26 einer der jüngsten Vorstände in der Branche überhaupt.
Rob hatte damals zwei Firmen, neben Goldcorp gab es die kleinere Explorationsfirma Lexam. Meinen ersten Führungsposten erhielt ich bei Lexam. Der Fokus lag auf der Gewinnung von Öl und Gas im US-Bundesstaat Colorado. Doch es gab ein Problem, wir erhielten keine Genehmigung, unsere Explorationsarbeiten fortzuführen. Wir machten deshalb mehrere Zukäufe im Goldsektor, um weitermachen zu können. Dabei lernte ich sehr viel übers Bergbaugeschäft. Lexam fusionierte dann mit McEwen Mining, zwei Firmen, die Rob McEwen mehrheitlich gehörten. Ich war dann für Personal und den mexikanischen Betrieb verantwortlich. Später wurde ich ins Topmanagement befördert und erhielt ein hohes sechsstelliges Gehalt.
Haben Sie Ihren Lebensstil geändert?
Nein, ich behielt mein Haus für 13 Jahre. Und ich fahre immer noch das gleiche Auto, das ich direkt nach der Uni kaufte.
Wie legen Sie Ihr Geld an?
Als ich Chef beim Royalty-Unternehmen Abitibi wurde, steckte ich mein gesamtes Gehalt siebeneinhalb Jahre lang in die Aktie des Unternehmens.
Das Unternehmen wurde später vom Konkurrenten Gold Royalty gekauft. Aber wie schafften Sie es ganz nach oben bei Abitibi?
Ich wollte nicht mehr die Nummer 2 sein. Ich rief den damaligen Abitibi-Vorstandschef Glenn Mullan an. Ich schlug ihm vor, dass er Verwaltungsratsvorsitzender werden könnte mit der Begründung, dass sich unsere Fähigkeiten ergänzten und wir gemeinsam den Wert der Firma steigern könnten. Er stimmte glücklicherweise zu. Das war 2014. Damals notierte die Aktie bei 0,50 CAD. Das Unternehmen hatte 600.000 CAD Schulden und nur noch 40.000 CAD Bares, zudem war der Cashflow negativ. Doch die Zusammenarbeit war sehr erfolgreich. Binnen siebeneinhalb Jahren stieg der Kurs auf 27 CAD. Die Aktie kletterte im Schnitt 80 Prozent im Jahr! Ich glaube, das hatte es in der Minenbranche davor noch nicht gegeben.
Wie brachten Sie die Aktie in Fahrt?
Der Katalysator für die Kursrally waren unsere Royalties in der Malartic-Mine. Die historischen Daten zeigten, dass sich dort große Goldvorkommen befinden. Es ist heute die größte offene Goldmine Kanadas. Die beiden Betreiber, Agnico und Yamana, gaben 1,7 Milliarden CAD für den Ausbau aus. Das Projekt hat inzwischen unsere Erwartungen übertroffen. Wir trafen damals die richtige Entscheidung: Wir haben keine neuen Aktien emittiert, wie das üblich war. Mithilfe eines kreativen Finanzdeals generierten wir Cash, sodass wir alle Rechnungen für den Ausbau bezahlen konnten, ohne neue Aktien ausgeben zu müssen. Unsere Aktionäre litten nicht unter einer Verwässerung des Börsenwerts. Keine andere Mine weltweit hatte am Ende so wenige Aktien ausgegeben.
Keine Aktienoptionen, keine Verwässerung, das ist rar in der Branche.
Ja, das Management möchte meistens seine Taschen füllen, zum Schaden der Aktionäre. Der Grund ist, dass die Manager kein eigenes Geld investieren, denn sie erhalten Aktien kostenlos über Optionen. Ihnen ist es somit egal, ob der Kurs durch Verwässerung sinkt. Im Bergbau besteht daher nicht selten eine umgekehrte Korrelation zwischen Aktienkurs und Managervergütung.
Die Branche ist berüchtigt dafür. Was kann man dagegen tun?
Wenn Sie CEO sind und sich jedes Jahr kostenlose Aktien zuschanzen, warum sollten Sie jemals Aktien kaufen? Wir bei Abitibi mussten Aktien wie alle anderen Aktionäre kaufen.
Zu welchem Kurs haben Sie Ihre Abitibi-Papiere gekauft?
Ich begann bei zwei CAD einzusteigen. Mein Durchschnittskurs lag zwischen acht und neun CAD.
Wie viel haben Sie privat investiert?
Ich habe drei oder vier Millionen CAD in die Firma gesteckt.
Sie haben viele Millionen verdient. Was machen Sie als Nächstes?
Mein Ziel war es, die beste Goldfirma hinsichtlich der Kursentwicklung zu leiten. Mit Abitibi habe ich dies erreicht. Mein nächstes Ziel ist es nun, Premierminister von Kanada zu werden.
Tatsächlich. Sie rechnen sich für den Termin im Herbst 2025 Chancen aus?
Politik ist generell vergleichbar mit dem Führen einer Aktiengesellschaft. Die Leute haben in erster Linie eigene Interessen im Blick. Und es gibt nicht viele Politiker, die nach ihren Bürgern schauen.
Was ist Ihr politisches Programm, was wollen Sie als Premier besser machen - hat es mit Rohstoffen zu tun?
Unsere Ureinwohner werden schlecht behandelt. Man muss in kein Dritte-Welt-Land gehen, um eine solche Armut zu sehen. Wir haben diese Armut in den USA und Kanada bei uns zu Hause. Wir haben nicht mal sauberes Trinkwasser für viele dieser Communities. Das muss korrigiert werden. Ein anderes Problem ist, dass Kanada gespalten ist - es ist ähnlich wie in den USA. Wir müssen wieder ein Land werden. Und wir haben sehr viele Infrastrukturprobleme.
Wie setzen Sie diese Visionen um?
Es ist erstaunlich: Je öfter Sie Leuten erzählen, was Ihr Ziel ist, desto mehr glauben Sie an sich selbst. Es setzt Sie unter Druck, es zu tun. Schauen Sie sich Cristiano Ronaldo an. Er sagt den Leuten, er sei der Beste weltweit. Dann muss er allen zeigen, dass er der Beste ist. Ich mache das ähnlich. Ich setze mir ein Ziel. Und ich muss dann darüber sprechen.
Sie sind vermögend. Warum genießen Sie nicht einfach Ihr Leben?
Ich glaube nicht, dass schöne Dinge einen zu einem glücklicheren Menschen machen. Ich kenne Leute, die haben wenig und sind die Glücklichsten, die ich kenne. Es geht um den Blick aufs Leben. Allerdings gibt es Vorteile. Wenn Sie im Privatjet reisen, ersparen Sie es sich, durch einen Flughafen zu gehen. Es ist nicht der Luxus, sondern die Zeit. Das geht auch Warren Buffett so, im Stau zu stehen, ist das Schlimmste.
Woher kommen Ihre hohe Motivation und Ihr Ehrgeiz?
Es sind die Leute, die ich kenne. Es ist sicherlich Rob McEwen. 90 Prozent von dem, was ich über den Bergbau weiß, ist von ihm. Wer erfolgreich sein will, muss heute außergewöhnlich sein. Mich inspirieren aber auch Leute, mit denen ich nicht in Kontakt stehe, etwa Legenden wie Howard Hughes, John F. Kennedy, aber auch noch lebende Persönlichkeiten wie Cristiano Ronaldo, all diese Leute zeigen, was man erreichen kann.
Sie haben jahrelange Erfahrung mit Rohstoffen. Was ist Ihre Einschätzung zu Gold und Silber, was würden Sie Anlegern empfehlen?
Zu Silber habe ich keine Meinung.
Was ist mit dem Goldpreis, die Kämpfe in der Ukraine und die daraus folgende große Unsicherheit haben die Notierung steigen lassen. Wie geht es weiter?
Der Krieg in der Ukraine und die Inflation haben langfristig kaum einen Einfluss. Sie sorgen bloß für kurzfristiges Rauschen, für Schwankungen.
Was beeinflusst die Notierung des Edelmetalls Ihrer Meinung nach?
Die beiden Haupttreiber sind die Geldpolitik und die Geldmenge. Meiner Ansicht nach bestimmt den Preis vor allem die Entwicklung der Geldmenge. Daher sehe ich langfristig den fairen Goldpreis bei 2.200 US-Dollar je Unze (aktuell bei etwa 1.930 US-Dollar, die Red.) Der Goldpreis hat meiner Ansicht nach rund 300 Dollar Potenzial.
Das Modell:
Royalty-Firmen
Goldlizenzunternehmen wie Abitibi finanzieren Bergbauunternehmen in frühen Phasen, wenn sie Kapital benötigen und noch keine Einnahmen haben. Später profitieren die Royalty-Firmen von der Förderung, erhalten einen bestimmten geringen Anteil an jeder geförderten Unze. Da die Konzessionen in der Regel die Lebensdauer einer Mine abdecken, kann das Modell sehr lukrativ sein.
Die Legende:
Abitibi Royalties
Die Royalty-Firma Abitibi musste erst einige Jahre warten, bis die inzwischen größte offene Goldmine Kanadas, die Malartic-Mine, fertig gebaut war. Der Standort erwies sich als einer der einträglichsten des Landes. Im September 2021 erwarb der Wettbewerber Gold Royalty Abitibi für rund 350 Millionen kanadische Dollar (CAD), das sind umgerechnet rund 250 Millionen Euro.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Bernard Weil/Toronto Star/Getty Images
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05.05.2016 | Agnico-Eagle Mines Outperform | RBC Capital Markets | |
28.03.2016 | Agnico-Eagle Mines Neutral | UBS AG | |
15.01.2016 | Agnico-Eagle Mines Outperform | BMO Capital Markets |
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16.03.2017 | Agnico-Eagle Mines Sector Perform | RBC Capital Markets | |
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27.10.2015 | Agnico-Eagle Mines Equal Weight | Barclays Capital | |
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31.07.2015 | Agnico-Eagle Mines Equal Weight | Barclays Capital |
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