Fonds & Volatilität: Wie man nervöse Zuckungen umgeht
06.10.16 03:00 Uhr
Die Kurse von Wertpapieren schwanken mal stärker, mal schwächer. Wie die Volatilität als wichtigste Risikokennzahl berechnet wird, was Anleger wissen müssen.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Sie bilden ein untrennbares Paar: Rendite und Risiko. Der eine Begriff, Rendite, ist jedem Anleger geläufig und benennt, wie hoch die Gewinne oder Verluste eines Investments ausgefallen sind. Der andere Begriff, Risiko, bezeichnet etwas Abstrakteres: Wie hoch die Gefahr ist, dass es mit der Geldanlage anders kommt als gedacht - meist natürlich im negativen Sinn.
Die gebräuchlichste Kennzahl für das Risiko ist die Volatilität. Sie beschreibt, wie stark der Kurs eines Wertpapiers schwankt. Doch was bedeutet Volatilität genau und wie wird sie berechnet? Mathematisch gesehen handelt es sich dabei um die Standardabweichung. Damit lässt sich ausrechnen, wie deutlich verschiedene Zahlen aus einer bestimmten Menge vom Mittelwert abweichen.
Um die Volatilität zu bestimmen, werden bei Fonds meist drei oder fünf Jahre betrachtet. Als erster Schritt werden üblicherweise die monatlichen Renditen gesammelt und daraus der Mittelwert berechnet. Anschließend wird mithilfe der Formel für die Standardabweichung ermittelt, wie weit sich die Monatsrenditen im Durchschnitt von diesem Mittelwert entfernt haben. Um die Werte zu vereinheitlichen, werden die Zahlen annualisiert. Das Ergebnis ist eine Prozentzahl, die ausdrückt, wie hoch die durchschnittliche Abweichung vom Mittel ausgefallen ist.
Ein Beispiel: Hat ein Fonds durchschnittlich zwei Prozent pro Monat zugelegt und seine Volatilität beträgt 20 Prozent, so lagen seine Monatsrenditen im Mittel also zwischen 1,6 und 2,4 Prozent. Weil es sich bei dieser Schwankungsbreite aber um den Durchschnitt aller Abweichungen handelt, fallen die einzelnen Monatsrenditen deutlich extremer aus.
Richtschnur für Anleger
Die Angaben zur Volatilität helfen Anlegern bei der Wahl eines passenden Produkts. Fonds mit hoher Volatilität liefern weniger konstante Ergebnisse als solche mit niedriger Volatilität. Ein Fonds mit hoher Volatilität ist nur für Anleger geeignet, die diese Art der Flatterhaftigkeit auch aushalten können.Weil die Kurse am Aktienmarkt stärker schwanken als Anleihekurse oder Immobilienpreise, ist die Volatilität von Aktienfonds höher als die von Renten- oder Immobilienfonds. So lag in den vergangenen drei Jahren die annualisierte Volatilität von Aktienfonds im Durchschnitt bei 15,9 Prozent, die von Rentenfonds bei 5,6 Prozent. In der Investor-Info unten stellen wir zwei Fonds vor, die durch besonders geringe Schwankungen innerhalb ihrer Vergleichsgruppe aufgefallen sind.
Anleger, die etwas über die Schwankungsintensität eines Fonds erfahren wollen, finden Angaben dazu meist auf den monatlichen Produktdatenblättern. Diese lassen sich von den Internetseiten der Fondsanbieter herunterladen. Alternativ lässt sich die Volatilität über Online-Finanzportale wie etwa www.finanzen.net ermitteln.
Bei der Berechnung der €uro- FondsNote, dem hauseigenen Rating von €uro am Sonntag, spielt die Volatilität eine wichtige Rolle. Nur Fonds mit einer guten Kombination aus hohen Zuwächsen und geringen Schwankungen erhalten Spitzenbewertungen.
Mit der historischen Volatilität als Risikokennzahl nicht verwechselt werden sollte die implizite Volatilität. Sie ist eine Kenngröße dafür, welche Schwankungen eines Wertpapiers in der Zukunft erwartet werden. Als solche spielt sie vor allem im Optionshandel ein Rolle, bei dem es um Wetten auf die künftige Entwicklung eines Werts geht.
Investor-Info
UniImmo: Deutschland<br> Wie ein Strich
Der UniImmo: Deutschland, der Gebäude in ganz Europa kauft, ist extrem schwankungsarm. Der Wert des Offenen Immobilienfonds stieg in den vergangenen Jahren stetig an, heftige Ausschläge gab es nicht. Das hat auch damit zu tun, dass der Wert der gehaltenen Immobilien nur alle drei Monate geschätzt wird. Daneben sorgen regelmäßige Mieteinnahmen und ein hoher Bargeldanteil für Glättung. Die Volatilität lag in den vergangenen drei Jahren bei nur 0,1 Prozent.BL-Equities Dividend
Ruhiger Vertreter seiner Art
Als Aktienfonds kommt der BL-Equities Dividend natürlich nicht ohne Schwankungen aus. Doch im Vergleich zur Konkurrenz fallen sie sehr gering aus: Die Volatilität betrug in den vergangenen drei Jahren nur 9,5 Prozent. Fondsmanager Guy Wagner sucht weltweit nach verlässlichen Dividendenzahlern. Die geringen Schwankungen resultieren auch daher, dass Wagner bis zu 30 Prozent des Portfolios absichern kann und von dieser Möglichkeit regelmäßig Gebrauch macht.Weitere News
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