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Ferrari: Warum nicht nur die Wall Street drauf abfährt

29.10.15 22:57 Uhr

Ferrari: Warum nicht nur die Wall Street drauf abfährt | finanzen.net

Der italienischen Sportwagen-Ikone Ferrari gelingt ein perfektes Börsendebüt in New York. Für echte Ferraristi ist die Aktie bestimmt ein Muss. Wer Geld anlegen will, setzt besser auf den Mutterkonzern FCA.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Für eingeschworene Ferraristi ist es eine Revolution: Statt des klassischen Saugmotors mit acht Zylindern treibt den neuen Sportwagen 488 GTB aus Maranello ein Turbomotor an. Das Aggregat liefert mit weniger Hubraum mehr Leistung als das des Vorgängers, betört aber zur Beruhigung der Traditionalisten wie eh und je mit eindrucksvollem Sound.



Auch das Börsendebüt in New York lief wie geschmiert - nur der Klang der Glocke an der Wall Street war weniger spektakulär als das Röhren eines V8-Motors. In einer Spanne zwischen 48 und 52 Dollar wurden die rund neun Prozent der Anteile angeboten. Standesgemäß am oberen Ende erfolgte die Zuteilung. Und nach dem Start kam das "cavallino rampante", das sich aufbäumende Pferdchen im Logo, gehörig auf Trab. Die Aktie ging zum Debüt mit sechs Prozent Plus aus dem Handel.

Kunst der Verknappung

Rund zehn Milliarden Dollar ist eine der bekanntesten Marken Italiens jetzt an der Börse wert - und immerhin für Anleger zu haben. Einen Ferrari selbst können sich schließlich nur die wenigsten leisten. Sergio Marchionne, der Chef der Ferrari-Mutter FCA (steht für Fiat Chrysler Automobiles), hat das clevere Geschäftsprinzip der Norditaliener auch gleich beim Börsengang angewandt. Der Sportwagenbauer versteht es wohl wie keine zweite Automarke weltweit, seine Produkte zu Raritäten zu machen: Das Angebot ist extrem knapp, die Preise sind irre hoch. Lange nicht jeder, der das Geld hat, bekommt einen Ferrari - oder gar eines der sündteuren Sondermodelle, die der Konzern regelmäßig herausgibt. Es braucht schon einen einwandfreien automobilen Lebenslauf, um hier Kunde zu werden.

Ferraris Geschäftszahlen sind deshalb so etwas wie ein Gegenentwurf zu herkömmlichen Businessplänen. Absatzsteigerung? Wie profan. Exklusivität und Profitabilität sind gefragt. 2012 lieferte Maranello rund 7.400 Wagen aus, im vergangenen Jahr waren es bloß noch knapp 7.300. Der Umsatz beschleunigte im Zeitraum dennoch von 2,2 auf 2,8 Milliarden Euro, das operative Ergebnis von 330 auf 390 Millionen. Das Geschäft mit den Rennern könnte dabei noch weitaus lukrativer laufen - wenn nicht Forschung und Entwicklung etwa der legendären Motoren Unsummen verschlängen. Und das Formel-1-Engagement will auch finanziert sein. Insgesamt gibt Ferrari rund 20 Prozent des Umsatzes pro Jahr für die Tüfteleien seiner Techniker aus. Bei anderen Herstellern sind es meist gerade mal um die fünf Prozent.

Wachstum mit Begrenzer

Extra für den Börsengang hat Marchionne seinem Statthalter in Maranello, Amedeo Felisa, dann doch ein Plus beim Absatz ins Bordbuch geschrieben. Rund 9.000 Fahrzeuge peilt Ferrari demnach bis 2019 an. Vor allem in den USA sollte bei der Stammkundschaft - etwa an der Wall Street - noch einiges zu holen sein. Im weltgrößten Automarkt China ist Ferrari mit unter zehn Prozent Umsatzanteil noch vergleichsweise schwach, da könnte man auch noch Gas geben.


Bei 10.000 Fahrzeugen pro Jahr allerdings läuft der Absatzmotor in einen Begrenzer: Verkaufen die Italiener weltweit mehr Autos, greifen die harschen US-Emissionsgesetze für Fahrzeugflotten, von denen Ferrari auf seinem wichtigsten Absatzmarkt bislang ausgenommen ist. Dann dürfte es teuer werden.

Für Fans ist die Aktie sicher ein Muss, so wie die Pferdchen-Fahne oder das Sebastian-Vettel-Poster. Jedoch ist sie mit einem für 2015 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 30 sehr teuer. Für Investoren gibt es eine Alternative: Die Mutter FCA hält nach dem Börsengang noch 80 Prozent - und verwendet vieles, was von Ferrari entwickelt wird. So treiben Motoren aus Maranello etwa das Topmodell der Marke Alfa Romeo an. Überhaupt drückt Sergio Marchionne kräftig aufs Gas und legt trotz der über 100 Milliarden Euro Jahresumsatz zackiges Wachstum vor. Das Comeback von Alfa Romeo soll da nur der Anfang sein.


Das Beste: Anfang 2016 soll es bei FCA quasi Ferraris für alle geben. Dann werden laut Plan die restlichen Anteile - bis auf das Zehn-Prozent-Paket, das Gründersohn Piero Ferrari hält - bei einem Spin-off an FCA-Aktionäre verteilt. Ein Fest nicht nur für Ferraristi.

Investor-Info

FCA
Ferraris für alle

Von den rund 18 Milliarden Euro Marktkapitalisierung ist gut die Hälfte durch den Börsenwert der Luxustochter Ferrari abgedeckt. Dazu gesellt sich ein imposantes automobiles Massenmarktgeschäft um die Marken Fiat und Chrysler samt attraktiver Nischenmarken wie Alfa Romeo. Das Umsatzplus liegt über zehn Prozent pro Jahr. Der Gewinn soll laut Schätzungen 2015 über 20 Prozent, 2016 über 50 Prozent steigen. Ferrari-Aktien sind zum Jahresanfang versprochen. Spekulativ.

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