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Übernahme-Fieber grassiert: Die heißesten Kandidaten!

23.09.16 19:40 Uhr

Übernahme-Fieber grassiert: Die heißesten Kandidaten! | finanzen.net

Kurssprünge von bis zu 40 Prozent - Gerüchte und konkrete Offerten treiben die Kurse vor allem kleinerer Unternehmen. Worauf Anleger achten sollten.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Bislang ist es nur ein Gerücht, aber plausibel: Siemens wolle seine Beteiligung an Osram verkaufen. Der DAX-Konzern hat den Leuchtmittelhersteller vor etwas mehr als drei Jahren an die Börse gebracht, besitzt aber noch 17 Prozent der Aktien. Laut Bloomberg könnte ein Verkauf des Pakets noch in diesem Monat abgeschlossen werden - und der erste Schritt zu einer Komplettübernahme von Osram sein.



Als potenzieller Käufer wird die chinesische Investmentfirma GSR Scale Capital gehandelt, die sich im vergangenen Jahr vergeblich um die Beleuchtungssparte von Philips bemüht hatte. Es soll aber auch andere Interessenten geben. Siemens selbst verbinden keine Sentimentalitäten mit Osram. Konzernchef Joe Kaeser hatte das Management der einstigen Tochter sogar öffentlich für Investitionsentscheidungen kritisiert. Zudem würde Siemens gut an einem ­Aktienverkauf verdienen - seit der Abspaltung hat sich der Börsenwert von Osram in etwa verdoppelt.

Wer immer das Siemens-Paket kauft, wäre auf einen Schlag größter Aktionär und könnte mit einem Übernahme­angebot an die restlichen Anteilseigner die volle Kontrolle übernehmen. Osram wäre nicht das erste Unternehmen aus dem HDAX, das aufgekauft wird. In diesem Jahr sind unter anderem Gebote für den Roboterhersteller Kuka und die beiden TecDAX-Werte Aixtron und SLM ­ Solutions auf den Tisch gelegt worden. Und im SDAX ist gerade der Baustoff­zulieferer Braas Monier im Blick von US-Investoren.


Trotz einzelner spektakulärer Deals aber war das Jahr bislang vergleichsweise ruhig. Das zeigen die Daten des ­Finanzdienstes Dealogic, der auch kleinste Firmenkäufe und Fusionen erfasst. Demnach wurden im Schnitt der vergangenen zehn Jahre bis Mitte September rund 1.000 Deals eingefädelt. In diesem Jahr waren es bislang erst knapp über 800.

Die Zurückhaltung der Firmenjäger ist leicht zu erklären: Das schleppende Wirtschaftswachstum, die Probleme vieler Schwellenländer, der britische Volksentscheid zur Europäischen Union schrecken Entscheider in den Chef­etagen ab. Der Druck zu handeln aber steigt: Die behäbige Konjunkturentwicklung macht Übernahmen zu einem eleganten Weg, Wachstum einzukaufen und über Kostensenkungen Gewinne zu hebeln. Die niedrigen Zinsen bieten eine historische Chance, Investitionen günstig zu finanzieren.


Weiteren Anreiz schaffen die Wechselkurse: US-Unternehmen können dank des starken Dollar in Europa quasi mit Rabatt einkaufen. Auch der japanische Yen hat relativ zum Euro in diesem Jahr an Wert gewonnen. Besonders ­aktiv sind chinesische Investoren, die durch Auslandsinvestments neue Wachstums­impulse setzen können.

Fast 40 Prozent Kursplus

Für Anleger sind Übernahmen vor allem aus einem Grund faszinierend: Sie bringen schnelle Kursgewinne. Die Aktie von SLM Solutions schoss um fast 40  Prozent nach oben, als das Übernahmeangebot des US-Riesen General Electric bekannt wurde.

Die Suche nach den nächsten Übernahmekandidaten ist allerdings schwierig. Verhandlungen laufen streng geheim. Schon kleine Indiskretionen können den Aktienkurs des Ziels nach oben treiben. Im Extremfall kann das einen Deal platzen lassen.

Wie wild Übernahmegerüchte an der Börse wuchern können, sieht man bei Siltronic. Die Aktie des Waferherstellers legte Anfang des Monats innerhalb von vier Handelstagen in der Spitze um fast 35 Prozent zu. Bislang gibt es keine konkreten Hinweise, dass es tatsächlich einen Interessenten für Siltronic gibt.

Wer auf Übernahmekandidaten setzt, muss nicht den Gerüchten hinterherrennen. Sinnvoller ist es, sich in die ­Logik der Firmenjäger hineinzudenken. Diese suchen oft nach Unternehmen mit hochwertigen Produkten und einer starken Marktstellung. Das sind Aktien, in die jeder Anleger gern investiert. Ein Kursaufschlag durch ein Übernahmegebot wäre dann ein willkommenes Extra.

In diese Kategorie gehört Symrise. Der Hersteller von Geschmacks- und Duftstoffen wächst seit Jahren kontinuierlich. Mit einem Marktanteil von zwölf Prozent sind die Niedersachsen nach ­eigener Berechnung die Nummer 3 in der Branche und liegen sechs Prozentpunkte hinter der Nummer 1, Givaudan. Symrise wäre ein potenzielles Übernahmeziel für den Marktführer - oder einen großen Chemiekonzern wie BASF, der so die hohen Eintrittshürden dieses Markts überwinden könnte. Obwohl sich Übernahmegerüchte um Symrise bislang schnell verflüchtigt haben, ist die Aktie kontinuierlich gestiegen.

Auch um einen der bekanntesten deutschen Biotechwerte, Morphosys, gibt es immer wieder Spekulationen. Die Firma aus dem Münchner Umland hat eine breite Palette an Antikörpern in der Entwicklung. Das macht Morphosys zu einem Ziel für Pharmakonzerne, die Nachschub für ihre Produktpipeline suchen. Die schlechte Entwicklung der Aktie über die letzten Monate könnte die Gerüchte wieder aufflackern lassen.

Komplexer ist die Ausgangslage bei Puma. Der Sportartikelkonzern, der sich lange als Lifestylemarke versucht hat, setzt wieder stärker auf Sportartikel, die tatsächlich beim Sport getragen werden. Das passt nicht so richtig zur Ausrichtung des Großaktionärs Kering. Das französische Markenkonglomerat setzt eher auf noble Namen wie Gucci. Analysten spekulieren daher, dass Kering Fortschritte im operativen Geschäft von Puma zum Ausstieg nutzen wird. Als potenzielle Käufer werden das US-Markenkonglomerat VF Corporation und Finanzinvestoren gehandelt.

Der DAX im Visier

Selbst die Übernahme eines DAX-Konzerns ist kein Tabu. Neu aufgepoppt sind in dieser Woche Gerüchte um Infineon, nachdem der japanische Wettbewerber Renesas ein Gebot für den amerika­nischen Autochip-Spezialisten Intersil vorgelegt hat. In der Chipbranche gibt es auffallend viele Übernahmen, da der Kostendruck bei diesen Unternehmen besonders groß ist.

Die letzte Übernahme eines DAX-Konzerns liegt derweil bereits zehn Jahre zurück. Damals wurde der Berliner Pharmakonzern Schering von Bayer geschluckt. Jetzt übernehmen die Leverkusener das US-Agrarunternehmen Monsanto. Ein Schritt, der den DAX-Konzern auch davor bewahren dürfte, selbst zu einem Übernahmekandidaten zu werden.

Investor-Info

Kandidaten
Attraktive Ziele

Die Redaktion hat fünf Unternehmen herausgesucht, bei denen sich eine Übernahme­spekulation langfristig lohnen kann, die aber auch ohne einen Deal Potenzial bieten sollten.

Name ISIN Kurs 1) Jahr1)
Infineon DE 000 623 100 4 +49,5 %
Morphosys DE 000 663 200 3 -42,2 %
Osram DE 000 LED 400 0 +3,6 %
Puma DE 000 696 960 3 +24,2 %
Symrise DE 000 SYM 999 9 +25,5 %
1) Wertentwicklung der Aktie über die vergangenen zwölf Monate Stand: 15.09.16; Quelle: Bloomberg

SG M & A
Kaufen in Europa

Die französische Bank Société Générale hat für einen Aktienindex potenzielle Übernahmekandidaten aus Europa ermittelt. Der Index SG M & A umfasst 50 Aktien, die meisten aus Großbritannien und Frankreich. Deutschland war zuletzt mit fünf Aktien vertreten, ­unter anderem mit Software AG und Nemetschek. Über die vergangenen zehn Jahre hat das Zertifikat 93 Prozent an Wert gewonnen. Der breite europäische Stoxx Europe 600 schaffte im selben Zeitraum nur 46 Prozent.

Solactive German M & A
Kaufen in Deutschland

20 Übernahmekandidaten aus Deutschland sind in dem von Solactive aufgelegten Index German Mergers & Acquisitions gebündelt. Portfoliomanager Jörg Lang setzt aktuell etwa auf Osram, Morphosys und Stada. Seit Auflage im September 2012 hat der Index 89 Prozent zugelegt und den HDAX damit um 41 Prozentpunkte geschlagen. Anleger können in den Index über ein Zertifikat der HypoVereinsbank investieren. Der Finanzen Verlag, in dem €uro am Sonntag erscheint, ist bei diesem Produkt Indexberater.

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Bildquellen: Robert Lucian Crusitu / Shutterstock.com, Kiselev Andrey Valerevich / Shutterstock.com

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