Frankfurt intern: Francotyp Postalia-Aktie - Querelen in unsicheren Zeiten

von Peer Leugermann, Euro am Sonntag

Auf dem Treffen wollte Großaktionär Rolf Elgeti dem FP-Chef Rüdiger Günther - ohne Angabe genauer Gründe - das Vertrauen entziehen. Elgeti hält 28 Prozent an Francotyp Postalia (FP). Im Zwist mischt auch Aufsichtsratschef Klaus Röhrig mit, seine Rolle bleibt indes undurchsichtig. Röhrig sitzt für Active Ownership Capital (AOC), die 9,5 Prozent halten, im Gremium. 2016 holte der Chefaufseher Günther zu FP, Mitte 2019 verlängerte er dessen Vertrag bis Ende 2022. Nun sieht er Differenzen in der "Umsetzung der Unternehmensstrategie". Von einem Streit zwischen ihm und Günther war zuvor nichts bekannt.

Röhrig dürfte in der Zwickmühle stecken: Druck kommt von Elegti, der ihm auf der vergangenen HV die Entlastung verweigerte, Gefahren drohen aber auch durch das Gesetz. Stimmen sich Aktionäre, die gemeinsam über 30 Prozent der Anteile halten, ab, wäre ein Übernahmeangebot Pflicht. Unbestritten ist: FP muss sich wandeln. Der Kernmarkt, die hochprofitable Frankiermaschine, schrumpft. Elgeti dürfte die Digitalisierung zu langsam gehen, zuletzt schlugen die Zahlen jedoch die eigenen Erwartungen der Firma.

Elgeti könnte auch andere Absichten verfolgen. Der Mann, der Günther ersetzen soll, ist Carsten Lind. Der Manager ist Partner des Beteiligungsunternehmens Bavaria Industries und dort für die Geschäfte des FP-Konkurrenten Azolver zuständig. Seither wird über die Zerschlagung von FP spekuliert. Ob verlorenes Vertrauen der wahre Grund für den Machtkampf ist, darf bezweifelt werden.