Snap-IPO: Wird das die Schnappschuss-Party des Jahres?
Der Börsengang von Snap Inc. wird der größte an der Wall Street seit der Premiere des Webhändlers Alibaba. Anleger schauen sich das Spektakel am besten gelassen an.
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von Julia Pfanner, Euro am Sonntag
"Mir geht es gut" - das kann man seinen Freunden auch kreativer mitteilen. Etwa mit einem selbst gedrehten Handyvideo, für das man sich virtuelle Hasenohren aufsetzt. Das Werk wird dann mit Freunden geteilt und ist nach maximal zweimal Anschauen schon wieder verschwunden. Das ist Snapchat. Fünf Jahre ist es erst her, dass die Studienfreunde Evan Spiegel und Robert Murphy mit der App starteten - heute nutzen diese 158 Millionen Menschen täglich. Snap Inc., die Muttergesellschaft von Snapchat, bezeichnet sich selbst als Kamerafirma. Die Kamera soll der Ausgangspunkt für Kommunikation sein.
Das Social-Media-Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Venice will Anfang März den Sprung an die New Yorker Börse wagen. Der wird mit Spannung erwartet: Snap strebt einen Börsenwert zwischen 19 und 22 Milliarden Dollar an und will über drei Milliarden Dollar einnehmen.
Das wäre der größte Technologiebörsengang seit der Premiere der Alibaba Group. Der chinesische Internethändler ging 2014 mit einem Gesamtwert von 168 Milliarden Dollar an die Börse. In einem Video, mit dem Snap um Investoren wirbt, hebt CEO Spiegel Snapchats besonderes Merkmal hervor: Die geteilten Inhalte löschen sich von selbst. "Snapchat wird genutzt, um zu kommunizieren", sagt Spiegel. Die Posts geisterten aber nicht ewig im Netz herum. Das rasant gewachsene Unternehmen begeistert vor allem junge Leute. Laut Marktforscher Moffett Nathanson sind 58 Prozent der Nutzer von Snapchat zwischen 13 und 24 Jahren alt.
Teurer Börsenneuling
Jung, dynamisch - und teuer - ist Snap. Die Bewertung laut angestrebter Spanne beim Emissionspreis (siehe unten) entspräche etwa dem 50-Fachen des Umsatzes im Jahr 2016. Zum Vergleich: Facebook, weltweite Nummer 1 der Social-Media-Branche, wurde zum Börsengang 2012 mit dem 28-Fachen des Umsatzes aus dem Vorjahr bewertet. Nun liegt die Aktie beim 14-Fachen.Das ist aber nicht das Einzige, was Investoren Sorge bereitet. Ihre Entscheidungen wollen die Gründer und Altaktionäre auch nach dem Gang an die Börse selbst treffen. Neue Aktionäre, die Snap- Papiere beim Börsengang zeichnen, werden kein Stimmrecht haben.
Großes Rätselraten herrscht unter Investoren, wie sich die Aktie entwickeln könnte. Wird Snap ein zweites Facebook oder ein zweites Twitter?
Die beiden Social-Media-Unternehmen spiegeln die Extreme wider: Nach holprigem Börsenstart 2012 konnte Facebook seinen Kurs bis heute um etwa 256 Prozent steigern. Aktionäre der ersten Stunde des Kurznachrichtendienstes Twitter bekommen heute nur noch um die 60 Prozent des Emissionspreises für ihre Anteile. Das liegt daran, dass Twitter vier Jahre nach der Börsenpremiere mit stagnierenden Nutzerzahlen kämpft - und immer noch rote Zahlen schreibt.
Facebook hingegen erzielte bereits ein Jahr vor dem Börsengang knapp eine Milliarde Dollar Gewinn. "Der Twitter-Kursverlauf ist ein Paradebeispiel für ein Unternehmen, das mit hohen Erwartungen gestartet ist, die dann nicht vollständig erfüllt werden konnten", sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Auch Snap macht bisher nur Verluste. Erst 2015 erzielte die Firma nennenswerte Werbeumsätze. 2016 steigerte sie den Umsatz um nahezu 600 Prozent auf 404 Millionen Dollar. Die Ausgaben waren aber extrem hoch, netto schrieb Snap 515 Millionen Dollar Verlust.
Die Investitionen könnten sich lohnen, schließlich zielt Snap auf einen milliardenschweren Wachstumsmarkt - wie Facebook und Twitter: Der digitale Medienwerbemarkt soll in den USA laut Marktforscher eMarketer bis 2020 um 57 Prozent auf 113 Milliarden Dollar wachsen. Bis 2019 soll Werbung auf mobilen Geräten ein Drittel der gesamten Werbeausgaben bei Medien in den USA ausmachen.
Und die Nutzer von Snap, Millennials zwischen 18 und 34 Jahren, werden gern von Werbetreibenden umgarnt. "Snap hat die Voraussetzungen, ein erfolgreiches Unternehmen zu werden. Die Stellschrauben, um Werbung für Snapchat anzuziehen, sind da", sagt Bernd Kiegler, Fondsmanager des Raiffeisen-Technologie-Aktienfonds. Noch sei es aber zu früh zu sagen, wie die Snap-Aktie sich entwickelt.
Die Umsätze sollen laut Schätzungen erst mal weiter steigen. Doch was beim Ergebnis passiert, steht in den Sternen. Im Börsenprospekt gibt sich Snap extrem vorsichtig: Man werde womöglich niemals Gewinn machen, heißt es da. Das Wachstum der Nutzerzahlen soll sich zudem abschwächen, wie bereits im zweiten Halbjahr 2016. Snap warnt auch, dass seine jungen Nutzer sprunghaft seien und bei neuen Trends schnell umsteigen könnten.
Das Unternehmen will den nachlassenden Nutzerzustrom mit neuen Produkten ausgleichen, die zu größerem Engagement anregen sollen. Das Problem: Im dritten Quartal 2016 kam es infolge der Einführung neuer Produkte und Updates zu Problemen, die die Performance der App schwächten. Die Konkurrenz ist zudem nur eine App entfernt. Primus Facebook, der 27 Milliarden Dollar Umsatz und 1,2 Milliarden aktive Nutzer auf die Waage bringt, wollte Snap kaufen, zuletzt 2013 für drei Milliarden Dollar. Spiegel lehnte ab. Jetzt hat Facebook-Chef Zuckerberg einen anderen Weg gewählt: Die Apps seines Konzerns kopieren die Funktionen von Snap.
Der Primus kontert
So bietet seit vorigem Sommer der Fotodienst Instagram eine Stories-Funktion. Nutzer können damit ebenfalls Videos und Bilder zusammenstellen, die von selbst wieder verschwinden. Mit Erfolg: Die Funktion hat laut Facebook täglich fast so viele Nutzer wie ihr Vorbild Snapchat. Seit wenigen Tagen verschwinden auf Wunsch auch beim beliebten Chatdienst Whatsapp Bilder oder Videos nach kurzer Zeit.Die Snap-Gründer wollen mit neuen Produkten rund um das Thema Kamera dagegenhalten. Ende 2016 erschien die Kamerabrille Spectacles. Die Sonnenbrille nimmt Videos auf, Nutzer können diese via Snapchat teilen. Nach kurzem Hype sank der Preis der Brille aber rasant von rund 900 auf etwa 180 Dollar. Gut möglich, dass die Schnappschussparty an der Wall Street ebenfalls schnell zu Ende ist.
Investor-Info
Snap
Der Börsenkandidat
Die angepeilte Bewertung von Snap ist mit dem 50-Fachen des Umsatzes hoch. 2016 schrieb Snap über 500 Millionen Dollar Verlust - bei einem Umsatz von gut 400 Millionen Dollar. Die Gewinnschwelle ist nicht in Sicht.
erw. Zeitpunkt: Anfang März
Börse: NYSE/New York
erw. Ausgabepreis je Aktie 2): 14,00-16,00 US-$
erw. Börsenwert 1), 2): 19,5-22,2 Mrd. US-$
erw. Zahl emittierter Aktien 2): 200 Millionen
1) alle Aktien, 2) Stand: 24.02.17, 12 Uhr
Facebook
Der Branchenprimus
Seit dem Börsengang 2012 stieg der Kurs um rund 230 Prozent. An den 1,2 Milliarden aktiven Nutzern kommt kaum ein Werbekunde vorbei. Das Umsatzwachstum schwächt sich zwar etwas ab. Dank Zukäufen wie der FotoApp-Tochter Instagram bleibt Facebook aber technologisch an der Spitze. Die Gewinne sollen 2017 um 30 Prozent steigen. Attraktiv.Ausgewählte Hebelprodukte auf Meta Platforms (ex Facebook)
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Ink Drop / Shutterstock.com, Gil C / Shutterstock.com
Nachrichten zu Snap Inc. (Snapchat)
Analysen zu Snap Inc. (Snapchat)
Datum | Rating | Analyst | |
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15.12.2022 | Snap Hold | Jefferies & Company Inc. | |
17.11.2021 | Snap Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
22.10.2020 | Snap buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
21.10.2020 | Snap buy | Jefferies & Company Inc. | |
21.10.2020 | Snap Outperform | RBC Capital Markets |
Datum | Rating | Analyst | |
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17.11.2021 | Snap Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
22.10.2020 | Snap buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
21.10.2020 | Snap buy | Jefferies & Company Inc. | |
21.10.2020 | Snap Outperform | RBC Capital Markets | |
21.07.2020 | Snap buy | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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12.09.2018 | Snap Sell | BTIG Research | |
08.11.2017 | Snap Sell | UBS AG | |
16.03.2017 | Snap Sell | MoffettNathanson | |
03.03.2017 | Snap Reduce | Nomura | |
02.03.2017 | Snap Sell | Pivotal Research Group |
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