Ölkonzerne: Bei diesen Aktien sprudelt es wieder!
Wie Ölkonzerne durch die Krise kommen und welche Unternehmen dabei überraschen können. Die Favoriten der Redaktion.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
"Oil and Money" - der Titel der Konferenz, auf der sich die Chefs der Ölkonzerne mit Vertretern der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) kürzlich trafen, brachte die Spannungen in der Branche auf den Punkt: OPEC-Entscheider wie Saudi-Arabiens Minister für Energie und Industrie, Khalid Al-Falih, warnen inzwischen davor, dass die rigiden Kürzungen bei den Investitionen der Konzerne mittelfristig zu nachhaltigen Einbrüchen im globalen Öl- und Gasangebot führen könnten.
Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur IAE kürzen die Unternehmen ihre Budgets 2016 das zweite Jahr in Folge um ein Viertel. Und sie werden diesen Kurs voraussichtlich auch im nächsten Jahr fortsetzen. Wenn in der Branche jetzt zu wenig in Kapazitäten investiert wird, fehlt das später in der Produktion. Dann kommt es zu Einbrüchen im Ölangebot.
Unter 60 Dollar pro Barrel
Chefs wie Rex Tillerson von ExxonMobil, dem weltweit größten Ölkonzern, stufen die Warnungen als Schwarzmalerei ein. "Ich sehe keine Voraussetzungen für einen großen Zusammenbruch des globalen Öl- und Gasangebots während der nächsten drei, vier Jahre", sagt er. Andererseits rechnet der Manager so bald auch nicht mit spürbar höheren Preisen. Es gebe keine Voraussetzungen für einen deutlichen Anstieg, sagt Tillerson, der seit gut vier Jahrzehnten für den Energiekonzern arbeitet.Aktuell wird das 159-Liter-Fass Rohöl der Sorte Brent an den Börsen für rund 50 Dollar gehandelt. Im Vergleich zum Zwölf-Jahres-Tief im Januar ist das ein Plus von fast 90 Prozent. Auf der Londoner Branchenkonferenz stellten sich Ölkonzerne und ihre großen Ausrüster wie Schlumberger, Halliburton oder Baker Hughes darauf ein, dass die Notierung zwar in den kommenden zwei bis drei Jahren stark schwanken wird. Die Marke von 60 Dollar, so der Konsens, sei aber der Deckel auf dem Barrel.
"Der Markt bleibt schwierig", sagt Martin Craighead, der Chef von Baker Hughes. Dabei hatte der US-Hersteller von Ausrüstungen für Öl- und Gasförderanlagen im dritten Quartal positiv überrascht. Der Verlust fiel deutlich geringer aus als erwartet. Man werde weiter Kosten senken und Schulden abbauen, um mit einem effizienteren Geschäftsmodell fit für die Wachstumsphase zu sein, sagt der Chef. Mit seinem Optimismus steht er nicht allein. Die meisten Firmen in der Branche sind zuversichtlich - und bleiben bei Kosten und Investitionen dennoch auf der Bremse. Auf einen Preisanstieg durch eine Kürzung der Fördermengen der OPEC verlässt sich kaum einer bei der Planung.
Neue Zuversicht
Und dennoch wird zumindest in einigen Bereichen wieder mehr investiert. In den USA nimmt die Anzahl der Ölplattformen nach drei Quartalen mit Rückgängen wieder zu. Positive Signale gibt es auch von der Börse. Kürzlich sammelte die US-Firma Extraction Oil & Gas mit ihrem Börsengang 644 Millionen Dollar ein. Es war das größte Debüt eines Energieunternehmens seit dem Ölpreiscrash vor zwei Jahren.Investoren hoffen, dass das Schlimmste überstanden ist. Tom Ellacot, Chef der Marktforschung beim renommierten Analysehaus Wood Mackenzie, geht davon aus, dass "die Branche vom Überlebensmodus in eine Erholungsphase wechselt". Trotzdem: "Die Firmen bleiben vorsichtig. Disziplin bei den Kosten und ein ausreichender Cashflow haben weiter Vorrang", ergänzt Ellacot. Der Experte taxiert die Budgetkürzungen für das laufende Jahr auf insgesamt eine Billion Dollar.
Fast alle müssen ihre Budgets verkleinern. Unternehmen gelingt es daher nur vereinzelt, wie etwa im Fall der britischen BP, die Produktion leicht zu steigern. Die großen Ausnahmen sind Spaniens Repsol sowie der britisch-niederländische Konzern Royal Dutch Shell: Die beiden haben in Übernahmen investiert - Repsol kaufte Kanadas Talisman Energy, Shell den britischen Flüssiggasspezialisten BG Group - und sind daher in der Lage, ihre Produktion auch im laufenden Jahr erheblich auszuweiten.
Eine Folge des Sparkurses: Das Volumen der neu erschlossenen Reserven, Grundlage für künftiges Wachstum, wird kleiner. Mit 2,7 Milliarden Barrel sind die 2016 erschlossenen Reserven so niedrig wie zuletzt vor 70 Jahren. Auch 2017 soll das Volumen schrumpfen. Für Branchengrößen wie BP, Chevron, ExxonMobil und Royal Dutch ist das beunruhigend. Exxon-Boss Tillerson hat schon Alternativen ausgemacht. Trotz der vielen Pleiten und der Kürzung von Bankkrediten habe sich Amerikas Schieferölbranche im Abschwung überlebensfähig gezeigt. Die Schieferölkapazitäten des Landes seien eine "enorme Reserve", um künftige Nachfrage abzudecken. Und warum solle der weltweit größte Energiekonzern seine Präsenz durch Zukäufe nicht auf den jungen Fracking-Markt erweitern? Dabei wird das Öl mit chemischen Verfahren aus zerkleinertem Schiefergestein gewaschen.
ConocoPhillips ist besonders stark im Schiefergeschäft engagiert. "Von 1990 bis 2010 waren große Projekte notwendig, um zu wachsen. Mit dem Schieferöl hat sich das geändert", sagt Boss Ryan Lane. In einigen Fördergebieten, wie zum Beispiel dem Permischen Becken im Westen von Texas sowie dem Südosten von New Mexico, seien die Förderkosten bei neuen Bohrungen auf 40 Dollar pro Barrel gesunken. Die Effizienz in der Fördertechnik wurde stark verbessert.
Schieferöl ist verfügbar. Und die Projekte sind inzwischen finanziell attraktiver. Das hat Folgen für andere Großprojekte der Multis, etwa Öl- und Gasbohrungen in 5.000 Meter Meerestiefe und darunter. Wegen ihrer hohen Risiken und Aufwendungen genehmigen die Vorstände weniger derartige Projekte.
Stattdessen wird die Effizienz bestehender Förderungen verbessert und neue Bohrungen werden dort vorgenommen, wo schon möglichst viel Infrastruktur vorhanden ist. Beispiel BP: Kürzlich stoppte der britische Ölmulti ein Milliardenprojekt in Australien. Stattdessen wird das aussichtsreiche Mad-Dog-Projekt im Golf von Mexiko fortgesetzt. Für die Erweiterung dieses bereits bestehenden Ölfelds wurde das Budget allerdings von 20 auf neun Milliarden Dollar geschrumpft. "Wir investieren wieder", sagt BP-Boss Bob Dudley, "aber nur in die besten Projekte."
Investor-Info
Royal Dutch Shell
Neuer Gasriese
Nach der Integration des Flüssiggasherstellers BG Group wird Shell bis 2018 zehn neue Förderprojekte in Betrieb nehmen. Trotz ambitionierter Sparziele in der Produktion sowie sinkender Investitionen bleibt Shell auf Wachstumskurs und kontrolliert ein Fünftel des Flüssiggasmarkts. Auf Basis eines Ölpreises von 60 Dollar pro Barrel stellt Shell bis 2012 jährlich zwischen 20 und 25 Milliarden Dollar Cashflow in Aussicht. Je 15 Milliarden sollen ausgeschüttet werden.
Exxon Mobil
Zuverlässiger Primus
Im Sommer haben auch die Amerikaner mit dem Kauf von InterOil ihr Gasgeschäft ausgebaut. Öl macht jedoch 60 Prozent der Produktion des weltweit größten Energiekonzerns aus. Die knappe Verdopplung des Ölpreises seit Januar sollte sich beim Cashflow positiv bemerkbar machen. Exxon hat die Dividende in den vergangenen 34 Jahren stets erhöht. Dank nachhaltiger Ausschüttungen ein Basisinvestment im Energiesektor.
Baker Hughes
Auf eigenen Wegen
Siemens-Rivale General Electric will sein Öl- und Gasgeschäft mit dem drittgrößten Zulieferer der Ölbranche zusammenbringen. Diese Gerüchte beflügelten den Aktienkurs. Vor kurzem hatte Baker Hughes auch gute Quartalszahlen geliefert. Nach der untersagten Fusion mit der Nummer 2, Halliburton, trauen Investoren dem Konzern ein Comeback zu. Die 3,5 Milliarden Dollar, die Halliburton wegen der gescheiterten Fusion an Baker Hughes überweisen musste, helfen dabei.Ausgewählte Hebelprodukte auf Baker Hughes
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: James Jones Jr / Shutterstock.com, Visual3Dfocus / Shutterstock.com
Nachrichten zu Shell (ex Royal Dutch Shell)
Analysen zu Shell (ex Royal Dutch Shell)
Datum | Rating | Analyst | |
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15.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Buy | Jefferies & Company Inc. | |
12.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
12.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
05.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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15.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Buy | Jefferies & Company Inc. | |
12.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
12.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
05.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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01.11.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Neutral | UBS AG | |
31.10.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Neutral | UBS AG | |
08.10.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Neutral | UBS AG | |
05.07.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Neutral | UBS AG | |
02.07.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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26.08.2020 | Shell (Royal Dutch Shell) (A) Underweight | Barclays Capital | |
29.11.2017 | Shell B Sell | Citigroup Corp. | |
29.11.2017 | Shell (Royal Dutch Shell) (A) Sell | Citigroup Corp. | |
29.11.2017 | Shell B Sell | Citigroup Corp. | |
30.01.2015 | Royal Dutch Shell Grou b Sell | S&P Capital IQ |
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