Fielmann-Aktie: Alles eine Frage der Optik!

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Für Günther Fielmann wird es eine besondere Woche. Am Montag erhält der 76-jährige Gründer von Europas größter Optikerkette das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Joachim Gauck ehrt den Unternehmer aus Schleswig-Holstein als "Vorreiter und Visionär".

Vor 44 Jahren hatte der gelernte Augenoptiker in Cuxhaven sein erstes Geschäft eröffnet und anschließend gegen starken Widerstand seiner Zunft Europas größte Einzelhandelskette für günstige Sehhilfen aufgebaut.

Onlinekonkurrenz kein Risiko

Aktuell beschäftigt das Hamburger Familienunternehmen in 700 Niederlassungen - zehn mehr als im Vorjahr - über 17.000 Mitarbeiter. Nach Analystenschätzungen wird das MDAX-Unternehmen im laufenden Jahr bei 1,4 Milliarden Euro Umsatz gut 178 Millionen Euro Nettogewinn machen. Die wachsende Konkurrenz durch Onlineanbieter von Brillen und Kontaktlinsen bremst das Wachstum des Konzerns bisher nicht. Eine Brille über das Internet korrekt anzupassen, sei noch nicht möglich, ist Fielmann überzeugt. Er überlässt diesen Bereich daher Firmen wie Mister Spex oder Brillen 24.

Dass sich der Branchenprimus das leisten kann, zeigen die Zahlen für das zweite Quartal. Dank der starken Nachfrage nach Sonnenbrillen verkaufte Fielmann von April bis Juni mehr als zwei Millionen Brillen und Sehhilfen, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz legte mit einem Plus von fünf Prozent auf 344 Millionen Euro etwas weniger stark zu. Denn: Mit Sonnenbrillen ist im Vergleich zu Sehhilfen pro Stück weniger Umsatz drin. Unterm Strich verdienten die Hanseaten nach Abzug von Steuern 44,6 Millionen Euro, rund 17 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ein Grund für den Sprung ist der umsichtige Einsatz des Werbebudgets. Wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit für die Fußballeuropameisterschaft wurde weniger Geld für Werbung ausgegeben. Trotz der insgesamt soliden Zahlen reagierten Anleger verhalten auf die Quartalsbilanz, obwohl die Aktie wegen ihrer soliden Firmenbilanz - der Konzern verfügt über eine Cashreserve von 300 Millionen Euro - und einer nachhaltigen Dividendenrendite eigentlich begehrt ist. Die Kehrseite der Popularität ist die hohe Bewertung der Aktie. Während Analysten bis 2018 jährlich lediglich zwischen fünf und sieben Prozent mehr Gewinn erwarten, liegt das KGV der Aktie inzwischen bei 30. Das bremst die Kursfantasie.

Zusätzliche Wachstumstreiber

Allerdings sind neue Wachstumstreiber in Sicht. So hat Fielmanns Umsatz mit Hörgeräten mit geschätzten 52 Millionen Euro pro Jahr nach Einschätzung des Bankhauses Lampe inzwischen ein relevantes Volumen erreicht. 2020 könnten es schon mehr als 110 Millionen Euro sein, schätzen die Analysten der Bank.

Zudem werde im Kerngeschäft nach dem erfolgreichen Markteintritt in Italien auch die Anzahl der jährlich neu eröffneten Filialen steigen, erwarten Analysten. Bisher kommen im Schnitt acht neue Läden pro Jahr hinzu.