E-Bikes von Accell: Darauf fahren Anleger voll ab
Der niederländische Hersteller Accell nutzt erfolgreich den wachsenden Trend zum E-Bike. Anleger schwimmen auf der Elektro-Welle mit.
von Jürgen Büttner, Euro am Sonntag
Spätsommer bedeutet für die Fahrradbranche Messezeit. Ab Ende August können Interessierte in Friedrichshafen am Bodensee die neuesten Produkte auf der Eurobike bestaunen. Nach der größten Ausstellung in Europa ziehen die Hersteller nach Las Vegas weiter, wo in der zweiten Septemberhälfte mit der Interbike die größte Fahrradmesse Nordamerikas stattfindet.
Die niederländische Accell Group ist auf beiden Messen vertreten. Das Unternehmen hofft nicht nur auf regen Kundenzuspruch, sondern auch auf Produktauszeichnungen. Accell darf sich gute Chancen ausrechnen.
Schließlich besitzt der im mittleren und gehobenen Marktsegment tätige Hersteller insgesamt 26 Fahrradmarken. In Deutschland genießen zum Beispiel die Markennamen Ghost, Winora und Haibike großes Renommee. Die in Schweinfurt ansässige Tochter Haibike heimste zuletzt etliche Produktpreise ein. Größter Coup war 2014 der Award "E-Bike des Jahres". Der Erfolg spiegelt die starke Stellung von Accell wider in einem der am schnellsten wachsenden Marktsegemente: Räder mit Elektromotor.
Die neuen Modelle sind mit E-Antrieben des japanischen Zulieferers Yamaha ausgestattet, der als Vorreiter gilt. Der Erfolg der Niederländer - vor allem bei den elektrisch unterstützten Mountainbikes - kam auch für Vorstandschef René Takens überraschend. Eigentlich hatten die Verantwortlichen nämlich nicht mit einer großen Nachfragewelle in diesem Nischensegment gerechnet.
Auf die Elektrowelle hat Takens indes schon früh gesetzt und die Vertriebsaktivitäten des Unternehmens in mehr als 70 Ländern darauf ausgerichtet. Auch die jüngsten Ergebnisse belegen, dass der Plan aufgeht. Im ersten Halbjahr wuchs Accell beim Umsatz um zehn Prozent auf 630 Millionen Euro. Der Nettogewinn stieg um sieben Prozent auf 34 Millionen Euro.
Strom treibt Wachstum
Hauptantrieb des Wachstums war die starke Nachfrage nach E-Rädern, der Absatz in diesem Segment zog um knapp 40 Prozent an. Der Trend soll laut Marktforschung anhalten. Das US-Institut Navigant Research rechnet mit einem weltweiten Umsatzanstieg von 15,7 Milliarden Dollar im laufenden Jahr auf 24,3 Milliarden Dollar im Jahr 2025, was einem durchschnittlichen Wachstum von rund fünf Prozent entspricht. Zum Vergleich: Der Fahrradmarkt insgesamt wächst bloß halb so schnell.Accell gilt als europäischer Marktführer in dem Segment. Über 40 Prozent des Umsatzes stammen von Stromrädern. Insgesamt verkauften die Niederländer rund 1,6 Millionen Fahrräder im vergangenen Jahr. Wegen der hohen Stückzahlen kann Accell günstig bei Komponentenlieferanten einkaufen und so dem Preisdruck in der Branche begegnen. Die Größe hilft auch, sich gegen branchenfremde Unternehmen zu behaupten, die derzeit in großer Zahl auf den Markt drängen. Chef Takens ist unermüdlich auf der Suche nach Übernahmezielen. Nach 17 Jahren an der Spitze will der 62-Jährige die Marktstellung weiter ausbauen.
Ziel für das zweite Halbjahr ist es, bei Umsatz und Gewinn zuzulegen. 2016 dürfte wohl das zehnte Jahr in Folge mit einem Rekordumsatz werden. Takens hätte wohl auch nichts gegen abermals neue Rekordergebnisse zu seinem 20-jährigen Dienstjubiläum 2019.
Investor-Info
Accell
In Hochform
Nach langer Seitwärtstendenz ist die Aktie der Accell Group auf Rekordkurs eingeschwenkt. Gelungen ist der charttechnische Befreiungsschlag dank überzeugender Halbjahreszahlen. Im Gesamtjahr erwarten Analysten erneut einen Rekordumsatz. Der Gewinnanstieg wird fürs laufende Jahr auf etwa sieben Prozent geschätzt. Angesichts des Wachstums bei E-Bikes ist die Bewertung moderat. Aufträge limitiert platzieren - am besten an der Amsterdamer Börse.Weitere News
Bildquellen: Accell Group, Dennis Stratmann/Accell Group
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