Constantin Medien: "Fack ju Aktionär"
Der Streit um die Kontrolle des Unternehmens Constantin Medien eskaliert. Private Anleger sollten ein Übernahmeangebot annehmen.
von Peter Schweizer, Euro am Sonntag
Mit "Fack ju Göhte" lancierte Constantin Film 2013 den Kinokassenschlager schlechthin. Doch das war gestern. Heute heißt es: "Fack ju Aktionär." Zumindest den freien Aktionär. Der Kampf um Constantin geht in die Endrunde.
Doch der Reihe nach. Auf der turbulenten Hauptversammlung im November 2016 warb der Vorstandsvorsitzende Fred Kogel für seinen Plan, "die Geschäftstätigkeit auf die Segmente Sport sowie Sport- und Event-Marketing zu fokussieren". Er verkündete sogar die Prüfung des Aufbaus eines zweiten Sportsenders neben Sport1. Finanziert werden sollte das Ganze mit dem Verkauf der Constantin Film.
Großaktionär Bernhard Burgener, der auch den Verwaltungsrat der Constantin-Beteiligung Highlight Communications kontrolliert, war gegen den Verkauf.
Nun zeichnet sich ab, dass man sich am Firmensitz Ismaning bei München inzwischen gar nicht mehr auf Sport fokussieren will. Das jedenfalls legen Aussagen eines Insiders nahe, der davon berichtet, dass der Vorstand seit Februar über den Verkauf von Sport1 verhandle. "Topmanager von Sky Deutschland und der britischen Mutter waren in der Firmenzentrale", so der Insider. Auch mit Axel Springer gab es Gespräche.
Kampf um die Liquidität
Anfang April verschob Kogel dann wegen angeblich verspäteter Zahlenzulieferung der Highlight Communications die Veröffentlichung des Jahresabschlusses vom 30. April auf den 27. Juni. Zusatzbegründung: "Klärung verschiedener Bilanzierungsfragen." Ein weiterer Hinweis darauf, dass man sich bei Constantin noch nicht klar ist, wohin die Reise gehen soll.
Wenn Aufsichtsratschef Dieter Hahn und Kogel den Verkauf von wesentlichen Vermögensgegenständen vorantreiben würden, müssten sie diese in der Bilanz separieren und als "zur Veräußerung bestimmte Vermögenswerte" ausweisen - und sich so festlegen, sprich: in der Auseinandersetzung mit Burgener ihre Pläne aufdecken. Zwei Monate mehr Zeit für Verhandlungen, um Klarheit über die Zukunft zu gewinnen, kämen da gelegen; zumal Hahn den Großaktionär Burgener zu einem Shoot-out eingeladen hat. Dabei hinterlegen beide Parteien an einem bestimmten Tag ein öffentliches Kaufangebot für alle Constantin-Aktien. Das höhere gewinnt, der Verlierer verkauft.
Burgener hält davon nichts und will auf Nummer sicher gehen. Das entscheidende Puzzleteil dafür heißt Liquidität. Denn die ist bei Constantin knapp. Praktisch den gesamten Cashflow der Gruppe fährt Highlight ein. Von den 113 Millionen Euro, die in der Bilanz per 30. September 2016 als liquide Zahlungsmittel standen, gehörten rund 100 Millionen Euro zu Highlight und konnten in der Constantin- Bilanz konsolidiert werden.
Nun hat Burgener Anfang der Woche bei Highlight von einer genehmigten Kapitalerhöhung Gebrauch gemacht. Die Zweckbindung - Vorbereitung eines Übernahmeangebots - ermöglicht den Ausschluss des Bezugsrechts. Constantin ist so auf eine Beteiligungsquote von 45 Prozent gefallen und wird dekonsolidieren müssen. Die Aussichten einer Klage stehen schlecht. Burgeners nächster Schritt wäre dann das Übernahmeangebot. Freie Aktionäre sollten es nutzen. Es droht ein langfristiger lähmender Streit.
Investor-Info
Constantin Medien AG
Endrunde im Machtkampf
Die Lage ist unübersichtlich. Beide Großaktionäre, der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Hahn und der Chef der Beteiligung Highlight, Bernhard Burgener, sind unversöhnlich und kämpfen mit allen Tricks. Burgener wird wohl demnächst bei rund 2,60 Euro ein Übernahmeangebot machen - eine Chance für spekulative Anleger. Der Streit könnte sich aber hinziehen und wird das Unternehmen lähmen.
Auffällige Transaktionen
Kein Verfahren gegen Sauter
"Bild am Sonntag" meldete vor einer Woche die Bestätigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), "dass wir derzeit den Handel mit Wertpapieren der Constantin Medien AG im Zusammenhang mit der Meldung von 27. März 2015 auf Insiderhandel hin untersuchen".
Der frühere bayerische Justizminister Alfred Sauter hatte zwei Tage vor Bekanntgabe der Verlängerung des Vermarktungsvertrags zwischen der UEFA Champions League und der Constantin-Beteiligung Highlight 300.000 Aktien gekauft. Zufall? Die Verlängerung sei keine Insidertatsache gewesen, heißt es nun. Kein Verfahren.
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Bildquellen: Constantin Medien AG, Peshkova / Shutterstock.com
Nachrichten zu Constantin AG (Constantin Medien)
Analysen zu Constantin AG (Constantin Medien)
Datum | Rating | Analyst | |
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11.03.2015 | Constantin Medien kaufen | DZ-Bank AG | |
21.02.2014 | Constantin Medien kaufen | DZ-Bank AG | |
19.08.2013 | Constantin Medien kaufen | DZ-Bank AG | |
20.11.2012 | Constantin Medien buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
19.11.2012 | Constantin Medien hold | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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11.03.2015 | Constantin Medien kaufen | DZ-Bank AG | |
21.02.2014 | Constantin Medien kaufen | DZ-Bank AG | |
19.08.2013 | Constantin Medien kaufen | DZ-Bank AG | |
20.11.2012 | Constantin Medien buy | Close Brothers Seydler Research AG | |
17.08.2012 | Constantin Medien buy | Close Brothers Seydler Research AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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19.11.2012 | Constantin Medien hold | Deutsche Bank AG | |
07.11.2012 | Constantin Medien hold | Deutsche Bank AG | |
14.08.2012 | Constantin Medien hold | Deutsche Bank AG | |
06.06.2012 | Constantin Medien hold | Deutsche Bank AG | |
04.06.2012 | Constantin Medien neutral | WestLB AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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06.11.2008 | EM.Sport Media Downgrade | WestLB AG | |
17.04.2008 | EM.Sport Media verkaufen | Wertpapier | |
23.11.2005 | EM.TV meiden | Frankfurter Tagesdienst | |
25.08.2005 | EM.TV zu hohes Risiko | Wirtschaftswoche |
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