Hier stimmt was nicht! Drägerwerk: Gefährlicher Spagat

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Beobachtern drängt sich die Vermutung auf, dass ein strukturelles Problem vorliegen könnte. Die Lübecker sind ein Spezialist für Beatmungstechnologie und in zwei Geschäftsbereichen tätig. Einmal finden die Produkte in der Medizintechnik Anwendung, etwa bei der Beatmung von Patienten.

Ein anderer Einsatzbereich ist die Sicherheitstechnik, etwa bei Feuerwehren. Beide Bereiche werden eigenständig geführt. Eigentlich sollte jeder Bereich zweistellige Margen erlauben. Doch Drägerwerk schafft das bei Weitem nicht. Und: In der Medizintechnik konkurriert das Unternehmen mit großen Konzernen, die dank günstigerem Produktmix mehr Rendite erzielen.

Richtig fatal wird die Situation durch die veraltete Kapitalstruktur. Um den beherrschenden Einfluss der Familie Dräger zu gewährleisten, entstand in den vergangenen Jahrzehnten eine Kombination aus Vorzugs- und Stammaktien und Genussscheinen. Eine Aufnahme von Eigenmitteln im größeren Stil ist nicht möglich. Damit gerät das Unternehmen im Vergleich zu Konkurrenten ins Hintertreffen.

Während sogar Firmen wie Siemens mit dem Börsengang ihrer Medizintechniksparte einsehen, dass Fokussierung Vorteile bringt, wagt die Familie den Spagat. Um aus dieser Zwickmühle herauszukommen, gibt es zwei Wege. Der eine: Kapitalstruktur vereinfachen, also Stämme, Vorzüge und Genussscheine zusammenlegen. Damit würde der Anteil der Familie zwar verwässert. Mit vollem Zugang zum Kapitalmarkt könnte man es allerdings wagen, die breite Aufstellung beizubehalten.

Will die Familie an der Kapitalstruktur nichts ändern, gibt es zu einer Aufspaltung wohl keine Alternative. Das kann durch den Verkauf eines Bereichs aber auch durch einen Börsengang der Sparten erfolgen. Wichtig ist, dass das operative Geschäft einen eigenen Zugang zu Eigenkapital hat.