BP: Auf dem Boden der Realität
Der britische Ölkonzern British Petroleum bereitet sich auf langfristig niedrige Marktpreise vor. Die wichtigste Botschaft für Aktionäre: Die Dividende soll nicht gekürzt werden. Dennoch bleiben Fragezeichen.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Alles steht auf dem Prüfstand. Nur an einem Etatposten wird nicht gerüttelt: Die Dividende sei sicher, beteuert Bob Dudley. Der BP-Chef hat erstmals seit dem Ölpreiscrash des vergangenen Jahres längerfristige Pläne präsentiert, wie der Konzern die Ausschüttung an die Aktionäre auch bei niedrigem Ölpreis finanzieren will. Konkret: Die Kosten werden weiter gedrückt, Investitionen gekürzt und Vermögenswerte verkauft.
An eine schnelle Erholung des Marktes glaubt BP offenbar nicht. Das neue Basisszenario geht von einem Ölpreis von 60 Dollar je Barrel bis zum Jahr 2017 aus. Im Juni vergangenen Jahres kostete ein Barrel 115 Dollar. Derzeit sind es knapp 50.
Die aktuellen Geschäftsergebnisse von BP zeigen die Probleme, aber auch die Substanz des Konzerns: Der operative Gewinn aus dem Ölfördergeschäft ("Upstream") ist im dritten Quartal um 80 Prozent auf 823 Millionen Dollar eingebrochen. Abgefedert wird der Rückgang durch das zweite Standbein des Konzerns: Das Raffineriegeschäft wandelt Öl in Treibstoff um und verkauft diesen dann. Ein niedriger Ölpreis macht das sogenannte "Downstream"-Geschäft profitabler.
Im dritten Quartal steigerte BP seinen Gewinn in diesem Bereich um 55 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar. Rechnet man die kleineren Geschäftsbereiche von BP sowie Sonderposten hinzu, schrumpfte der operative Quartalsgewinn des Konzerns um 40 Prozent auf 3,3 Milliarden. Analysten hatten mit einem noch tieferen Einbruch gerechnet.
Insgesamt dürfte BP im laufenden Jahr laut Analystenschätzungen nicht genug freie Finanzmittel erwirtschaften, um die Dividende zu decken - wie schon in drei der vorangegangenen fünf Jahre. Deshalb dreht der BP-Chef an jeder Stellschraube: Für das laufende Jahr werden die Investitionen statt der ursprünglich einkalkulierten 24 bis 26 Milliarden Dollar auf 19 Milliarden gedrückt. Für das Jahr 2017 sind 17 bis 19 Milliarden eingeplant.
Ausgehend von einem Ölpreis von 60 Dollar wäre BP damit laut eigenen Berechnungen in der Lage, ohne neue Schulden die Dividende zumindest auf dem aktuellen Niveau zu halten. Die Aktie käme damit auf eine Dividendenrendite von fast sieben Prozent. Angesichts der Minizinsen am Kapitalmarkt ist das ein traumhafter Wert für Anleger, die es auf regelmäßige Einkünfte abgesehen haben.
Die Dividendenpläne von BP sind allerdings nur Hochrechnungen - keine Garantie. Extreme Renditezahlen sind oft ein Signal, dass Börsianer mit einer Dividendenkürzung rechnen. Skeptiker verweisen auf strukturelle Probleme bei BP: Die hohe Abhängigkeit vom russischen Markt, teure Tiefseeprojekte, die vergleichsweise schwache Stellung im lukrativen US-Schiefergasgeschäft machen BP anfällig für neue Turbulenzen.
Die Ölpreisprognose von BP von 60 Dollar liegt laut Daten des Finanzdienstes Bloomberg vier Dollar unter Analystenschätzung, ist aber wie alle Prognosen mit Vorsicht zu genießen. Eine nachhaltige Abkühlung der chinesischen Wirtschaft könnte die Nachfrage drosseln und die Preise weiter unter Druck setzen. Die Investmentbank Goldman Sachs hatte im September vor einem neuen Preisrutsch beim Öl gewarnt.
Trotz verlockender Dividendenrendite bleibt die BP-Aktie riskant. Das Papier ist eine Wette auf eine Erholung des Ölpreises. Nach dem deutlichen Kursrutsch und den neuen Finanzplänen des Konzerns besteht aber zumindest die Chance auf eine Bodenbildung.
Fazit: Die hohe Dividendenrendite ist verlockend, aber auch verdächtig. Noch fehlen Signale für eine nachhaltige Kurswende.
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Bildquellen: M DOGAN / Shutterstock.com, SeanPavonePhoto / Shutterstock.com
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29.10.2024 | BP Sector Perform | RBC Capital Markets |
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