Euro am Sonntag

Aurelius: Fledermäuse im Anflug

10.04.17 16:00 Uhr

Aurelius: Fledermäuse im Anflug | finanzen.net

Leerverkäufe: Der Angriff auf die Beteiligungsfirma Aurelius war spektakulär. Warum der Zock, der mitunter Milliarden vernichtet, legal ist - und wer noch auf der Liste der Shorties steht.

Werte in diesem Artikel
Aktien

11,41 EUR 0,11 EUR 0,97%

13,56 EUR 0,37 EUR 2,81%

von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Der Name klingt nach Action: Gotham City Re­search nennt sich der Hedge­fonds, der vor wenigen Tagen eine spektakuläre Attacke auf die Münchner Beteiligungsfirma Aurelius unternahm. Gotham City, das ist die fiktive Stadt aus den Batman-Comics, die von Schurken bevölkert ist. Der Hedgefonds suggeriert, nach Batman-Manier das Böse zu bekämpfen. Die Frage ist bloß, wer Schurke und wer der Gute ist.



Laut Gotham handelt Aurelius betrügerisch, manipuliert Bilanzen und weist Gewinne zu hoch aus. "In seiner Analyse macht Gotham fundamentale intellektuelle Fehler: Es vergleicht Äpfel mit Birnen, verwechselt Zeitangaben und verwendet unvollständige Analysen. Damit kommt es zu Schlussfolgerungen, die ausnahmslos falsch sind", kontern die Münchner in ihrer jüngsten Stellungnahme.

Ob die Absicht des Hedgefonds ­dabei die Offenlegung von Missständen ist, darf bezweifelt werden. Zu offenkundig war beim Angriff auf die Aurelius-Aktie das ­eigentliche Ziel: ein Kurscrash.

Bewährte Masche

Die Methode wurde bei ähnlichen Angriffen etwa des Hedgefonds Muddy Waters auf den Werbevermarkter Ströer oder von einer gewissen Zatarra Research auf den Zahlungsdienstleister Wirecard vor gut einem Jahr benutzt: In einer Studie wird die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse oder des Geschäftsmodells des Unternehmens angezweifelt. Zugleich wird durch Verkäufe eine negative Kursbewegung in Gang gebracht. Zuvor haben die Akteure Short-Po­sitionen aufgebaut, sie profitieren dadurch von ­fallenden Kursen.

Im Fall von Aurelius waren es Leerverkäufe. Bei der Vorgehensweise locken hohe Gewinne bei überschaubarem Kapitaleinsatz: Gotham hatte sich laut Daten des Finanzdienstes Bloomberg 0,8 Prozent des Grundkapitals ge­liehen. Bei Kursen um geschätzt 65 Euro wurden Aktien im Wert von rund 16 Millionen Euro verkauft. Nach dem Crash sammelte Gotham die Papiere mit einem kräftigen Abschlag wieder ein. Je nach Höhe der Leihgebühr - sie kann in Abhängigkeit des Risikos des Verleihers und der Leihdauer stark schwanken - wurden schätzungsweise Gewinne im mittleren einstelligen Millionenbereich eingefahren.



Für die Aktionäre war die Aktion ein Desaster. In der Spitze wurden fast eine Milliarde Euro Marktkapitalisierung vernichtet. Trotz der erheblichen negativen Effekte auf andere Anleger sind solche Geschäfte erlaubt. Sie waren lediglich während der Finanzkrise in Deutschland ­zeitweise verboten, um den damals stark volatilen Handel zu beruhigen. Heute müssen Shorties die Positionen ab einer geringen Mindestgröße im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlichen.

Wirkt gegen Blasen

Leerverkäufer werden heute als Teil des Marktpreismechanismus verstanden. Sie können für Bereinigungen bei übertrieben hohen Kursen sorgen und verhindern der Tendenz nach gefährliche Kursblasen. Überdies gehen auch sie hohe Risiken ein: Schlägt eine Attacke fehl und steigt der Kurs, kann es zum "Short-Squeeze" kommen, bei dem sich die Leerverkäufer zu höheren Kursen eindecken müssen und Minus machen. Im Fall der Volks­wagen-Stammaktie etwa mussten Hedgefonds im Herbst 2008 Papiere zu extrem hohen Kursen kaufen - einige mit Milliardenverlusten.

Trotz Risiken lockt der Zock bei zahlreichen deutschen Firmen. Umfangreiche Short-Positionen gibt es immer noch bei Wirecard und Ströer, auch beim Windkonzern Nordex, dem Solartechnikspezialisten SMA Solar oder dem Düngemittelfabrikanten K + S.

Auch Aurelius bleibt im Visier. Soeben hat Gotham die Existenz schwedischer Töchter angezweifelt. Zwar hat Gotham seine Position glattgestellt. Doch weitere Shorties haben teils größere als jene von ­Gotham aufgebaut, etwa Jericho ­Capital Management aus New York. Die Fledermäuse jagen weiter.

Ausgewählte Hebelprodukte auf AURELIUS

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf AURELIUS

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: AURELIUS, arka38 / Shutterstock.com

Nachrichten zu AURELIUS

Analysen zu AURELIUS

DatumRatingAnalyst
25.09.2019AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
30.08.2019AURELIUS buyHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
09.08.2018AURELIUS buyBaader Bank
27.10.2017AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
10.08.2017AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
DatumRatingAnalyst
25.09.2019AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
30.08.2019AURELIUS buyHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
09.08.2018AURELIUS buyBaader Bank
27.10.2017AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
10.08.2017AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
DatumRatingAnalyst
16.08.2013Aurelius haltenJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
05.02.2013Aurelius haltenWarburg Research
09.08.2007AURELIUS neues Stopp-Limit beachtenFocus Money
DatumRatingAnalyst

Keine Analysen im Zeitraum eines Jahres in dieser Kategorie verfügbar.

Eventuell finden Sie Nachrichten die älter als ein Jahr sind im Archiv

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für AURELIUS nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"