Volkswagen-Aktie: Riskant, aber mit guten Chancen!
Der Autokonzern Volkswagen überrascht die Börse mit starken Zahlen. Vor allem die Krisenmarke VW dreht auf. Und auch die Prognosen werden mutiger.
von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Der Abgasskandal liegt noch immer wie eine dunkle Wolke über dem Volkswagen-Konzern. In den USA bestellt das Justizministerium gerade einen Aufseher, der dem Autohersteller auf die Finger schauen soll. Das ist Teil der Vereinbarung, die die Wolfsburger mit der US-Justiz geschlossen haben. Wichtiger für die Aktionäre: Im operativen Geschäft mehren sich die Anzeichen, dass der Skandal den Konzern nicht dauerhaft beschädigt hat.
Der Start in das neue Jahr ist auf jeden Fall geglückt. Im ersten Quartal verdiente der DAX-Konzern deutlich mehr Geld als erwartet. Der Betriebsgewinn stieg auf 4,4 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 3,6 Milliarden gerechnet.
Besonders wertvoll ist das überraschende Ergebnis der Hauptmarke VW, die einen operativen Gewinn von rund 900 Millionen Euro erzielte und damit mehr als 800 Millionen über dem Vorjahreswert liegt. "Der Druck, bei VW Verbesserungen zu zeigen, ist besonders groß", bekräftigen die Analysten der Barclays Bank. Volkswagen nennt drei Gründe für den gelungenen Start der Hauptmarke in das Jahr 2017: die erfolgreiche Markteinführung der Geländelimousine Tiguan, gute Ergebnisse in den westeuropäischen Märkten und Kostensenkungen.
Detaillierte Zahlen zum Quartal liegen zwar noch nicht vor, der Investmentberater Evercore ISI aber taxiert die operative Marge der Hauptmarke auf 3,5 Prozent. Das wäre fast ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Zugleich würde sich die Marke dem für 2020 anvisierten Ziel von vier Prozent nähern.
Prognose auf dem Prüfstand
Mehrere Analysten spekulieren nach den Vorabdaten darauf, dass der Konzern seine Jahresprognose noch im zweiten Quartal anheben könnte. Bislang plant Volkswagen für den Konzern mit einer operativen Rendite zwischen sechs und sieben Prozent. Ein Grund zu zögern könnte die noch etwas wackelige Erholung der Märkte in Brasilien und Russland sein.
Die VW-Aktie legte nach Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse kräftig zu, hat die Verluste durch die Dieselaffäre aber noch nicht ganz aufgeholt. Im Herbst 2015, kurz vor dem Dieselskandal, notierte das Papier bei 170 Euro. Schaut man auf klassische Kennziffern, ist die im DAX notierte Vorzugsaktie derzeit günstig. Das KGV ist selbst für Volkswagen-Verhältnisse niedrig, aber auch Ausdruck der großen Unsicherheit in der Branche. Elektroantrieb, aber auch autonomes Fahren können die Machtverhältnisse massiv verändern. Der Dieselskandal dagegen könnte bald verraucht sein.
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