Euro am Sonntag-Analyse

Rückversicherer im Auge des Sturms: Warum sie zulegen

18.09.17 15:00 Uhr

Rückversicherer im Auge des Sturms: Warum sie zulegen | finanzen.net

Auf Hurrikan Irma folgte eine Erleichterungs-Rally an der Börse - es kam doch nicht so schlimm wie befürchtet. Wo sich der Einstieg für Anleger lohnt.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Hurrikan Irma hatte ausreichend Zeit, um über dem aufgewärmten Atlantik gewaltige Mengen Energie zu laden. Der Sturm erreichte Windgeschwindigkeiten von 300 Stundenkilometern, Meteorologen bezeichneten ihn als "gefährlichsten Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen in der Region". Die Bewohner vieler Karibikinseln und an den Küsten Kubas waren der vollen Wucht des Monsters ausgesetzt.



Durch Irma waren bereits über 40 Menschen gestorben, ehe sich der Hurrikan Floridas Küsten näherte. Auf seinem zunächst berechneten Kurs Richtung Miami drohten 200 Milliarden Dollar Gesamtschaden - es wäre ein trauriger neuer Rekord gewesen.

Amerika hatte Glück im Unglück. Irma wich vom Kurs ab, wütete im Süden Floridas über der weitgehend evakuierten Inselregion Keys und anschließend im Osten der Halbinsel, geraume Zeit über unbewohntem Gebiet.

Erleichterung treibt Kurse

Neben Zigtausenden verängstigter Menschen atmete auch die Rückversicherungsbranche auf. Der auf Schadenschätzung ­spezialisierte Dienstleister Air World­wide prognostiziert die für Versicherungen relevanten Schäden in Florida und in der Karibik auf moderate 20 bis 65 Milliarden Dollar. An den Börsen griffen Anleger bei Aktien der großen Rückversicherer ­Munich Re, Hannover Rück und Swiss Re beherzt zu. Hannover Rück stieg binnen einer Woche um gut sechs Prozent.

Die Branchengrößen verkraften die finanziellen Belastungen durch die beiden jüngsten Hurrikane Irma in Florida und zuvor Harvey in Texas gut. In den vergangenen Jahren gab es wenig Katastrophen mit hohen versicherten Schäden, so wurden ausreichend Rücklagen für außergewöhnliche Ereignisse gebildet. Rückversicherer übernehmen Risiken aus Port­folios von Erstversicherern wie der Allianz, deshalb sind sie bei Ereignissen mit hohem Schadenpotenzial zuerst betroffen.



Für die Menschen in den betroffenen Regionen bleibt der Monstersturm in Florida jedoch eine Katastrophe. In Zahlen zeigt das auch die Bilanz des versicherungstechnisch bisher heftigsten Hurrikans Katrina. Mit 125 Milliarden Dollar war der Gesamtschaden bei dem Wirbelsturm, der 2005 New Orleans heimsuchte, doppelt so hoch wie die abgesicherten Zerstörungen. Die Schätzungen nach dem Abflauen von Irma taxieren den Gesamtschaden auf 100 Milliarden Dollar. Ein ähnlich großer Unterschied zwischen Gesamt- und Versicherungsschaden wie bei Katrina ist wahrscheinlich - siehe Schätzungen von Air Worldwide.

Während in der Karibik noch Tausende Menschen ohne Strom in Trümmern ausharren, gab die Versicherungsbranche auf ihrem traditionellen Treffen in Monte Carlo abermals Entwarnung. Die zunächst auf mehr als 130 Milliarden Dollar geschätzte Belastung für die Assekuranzen wurde von ihnen selbst auf 40 Milliarden Dollar reduziert.

Große Sorgen muss sich die Branche nicht machen. Die vier größten Rückversicherer weltweit, Munich Re, Swiss Re, Hannover Rück und Scor, haben in ihren jährlichen Budgets für außergewöhnliche Belastungen nach Angaben des US-Börsendiensts Bloomberg derzeit zusammen vier Milliarden Dollar ungenutzte Mittel.

Munich Re warnt

Allein Primus Munich Re hat für das zweitew Halbjahr über eine Milliarde Euro zur Abdeckung von Schäden auf der ­hohen Kante. Gleichwohl meldete der DAX-Konzern überraschend, dass Harvey und Irma den Gewinn im dritten Quartal voraussichtlich aufzehren. Deshalb warnt der Vorstand, dass man die ohnehin vorsichtige Gewinnprognose für das Gesamtjahr verfehlen könnte. Angestrebt werden bisher zwei bis 2,4 Milliarden Euro Gewinn. Im Vorjahr waren es 2,6 Milliarden.

Die Nummer 3, Hannover Rück, bestätigte dagegen ihre Jahresziele. "Die Verluste dürften bequem durch unser Budget für Naturkatastrophen in den ersten neun Monaten abgedeckt sein", beruhigte Chef Ulrich Wallin. Während die Niedersachsen in der Rückversicherung weltweit auf vier bis fünf Prozent Marktanteil kommen, haben sie ihr Risiko in Florida rechtzeitig zurückgefahren und kommen dort nur auf etwa zwei Prozent des Markts.

Trotz der jüngsten Belastungen durch die Hurrikane gehen Analysten davon aus, dass die Budgets für Aktienrückkäufe und Dividenden branchenweit unverändert bleiben. Die schlechte Nachricht: Die zuletzt gestiegenen Schadenssummen führen aller Voraussicht nach nicht dazu, dass die Rückversicherer höhere Nachfrage sehen - und bei der regulären Erneuerung der Verträge höhere Preise durchsetzen können.

Die Prämien sinken bereits seit fünf Jahren. Das liegt zum einen daran, dass große Erst­versicherer wie die Allianz oder AXA weniger Rückversicherungspolicen zeichnen. Weiterer Grund: In dem Umfeld historisch niedriger Zinsen stiegen zuletzt viele Hedgefonds in das Rückversicherungsgeschäft ein. Risiken in Policen sichern die Neulinge im Geschäft über Anleihen oder Verbriefungen ab. Durch die zusätzlichen Anbieter schrumpfte die Eigenkapitalrendite der klassischen Rückversicherer im Schnitt seit 2013 von 13 auf acht Prozent.

Zu geringe Schäden

Für eine allgemeine Trendwende dürften die Versicherungsschäden durch Irma und Harvey zu gering sein. "Für den Schutz vor Naturkatastrophen in Amerika und in der Karibik dürften die Preise steigen. Außerhalb dieser Regionen werden die Auswirkungen jedoch gering sein", sagt Thorsten Jeworrek, Chef des Rückversicherungsgeschäfts im Vorstand von Munich Re. Das Business wird also auch nach Irma mühsam bleiben.

Investor-Info

Hannover Rück
Bestens gerüstet

Die Nummer 3 der Branche signalisierte, dass das Budget für die ersten neun Monate des Jahres ausreiche, um die Versicherungsansprüche aus den beiden Hurrikanen zu decken. Unter der Voraussetzung, dass mit Blick auf weitere mögliche Ereignisse auch das 825-Millionen-Euro-Budget für das Jahr ausreicht, wurde das Ziel von mehr als einer Milliarde Euro Gewinn für 2017 bestätigt. Kaufen.

Munich Re
Überraschender Dämpfer

Die Meldung, dass die Ansprüche nach den Hurrikanen Harvey und Irma voraussichtlich den Gewinn im dritten Quartal aufgezehrt ­haben und damit auch die Prognose für das Jahr - zwei bis 2,4 Milliarden Euro Gewinn - wackelt, ist für Aktionäre kein Grund zur Panik. Die Budgets des Branchenprimus für Aktienrückkäufe und Dividenden sind nicht betroffen. Haltenswert.

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Bildquellen: Marc Serota/Getty Images, Zastolskiy Victor / Shutterstock.com

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