Euro am Sonntag-Analyse

Bioethanol: Reich mit Resten - Das sind die Gewinner-Aktien!

01.02.17 15:00 Uhr

Bioethanol: Reich mit Resten - Das sind die Gewinner-Aktien! | finanzen.net

Benzin aus Stroh und Holzabfällen - der Mix an Tankstellen wird klimafreundlicher. Davon profitieren Chemie- und Technologiewerte.

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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

Stroh in Gold zu verwandeln, das gelang bisher nur Rumpelstilzchen im Märchen. Geht es nach der EU-Kommission, bekommt der Kobold bald Konkurrenz. Sie hat im Rahmen ihrer Klimaschutzpolitik einen Fahrplan für neue Biokraftstoffe vorgelegt, bei denen solche Reststoffe wie aus dem bekannten Märchen künftig in den Tank sollen. Ein neuer Milliardenmarkt taucht am Horizont auf.



Noch bestehen Europas Biokraftstoffe vor allem aus hochwertigen Agrargütern wie Raps, Zuckerrüben, Mais und Weizen. Doch das ist der Kommission schon länger ein Dorn im Auge. Nach ihrer 2016 präsentierten Richtlinie zu erneuerbaren Energien soll die Beimischung von Kraftstoffen, die auf Futter- und Lebensmitteln basieren, ab 2020 stufenweise auslaufen und Biokraftstoffe der nächsten ­Generation übernehmen.

Das ist vor allem Sprit aus Stroh und heimischen Holz­abfällen. Diese besitzen eine erheblich bessere Treibhausgas­bilanz. Kraftstoff aus solchen Ernteresten reduziere die CO2-­Emissionen im Vergleich zu Benzin aus Erdöl um mehr als 90 Prozent, rechnet die EU vor. Raps-Diesel schaffe nur die Hälfte dieser Einsparung.


Nach dem Willen Brüssels sollen die neuen Biokraftstoffe zu allen für Transporte auf Straße und Schiene verbrauchten flüssigen und gasförmigen Energieträgern 2020 mindestens 0,5 Prozent beitragen. Gemessen am EU-weiten Benzin- und Dieselverbrauch wären das zwei Millionen Tonnen. Das entspräche einem Marktvolumen von aus dem Stand zwei Milliarden Euro, rechnet die Schweizer Firma Clariant vor. Von derzeit null, denn noch gibt es solchen Designersprit nicht zu tanken.

Es stehen lediglich Pilotanlagen wie die von Clariant, die seit 2012 in Straubing einen Reaktor zur Herstellung von synthetischem Kraftstoff aus Weizen­stroh betreibt. "Der technologische Durchbruch ist geschafft", sagt der bei dem Spezialchemie­unternehmen für Biokraftstoffe verantwortliche Manager Markus Rarbach. "Nun geht es darum, stabile politische Rahmenbedingungen für Investitionen zu schaffen."

Ein neuer Milliardenmarkt

Die EU weiß: Die Erfolge mit Wind- und Solarstrom reichen nicht, um die Klimaschutzziele der Gemeinschaft in den kommenden Jahren zu erreichen. Auch der Verkehrssektor muss seinen Beitrag dazu leisten. Nach den jüngsten Abgasskandalen kommen neue grüne Kraftstoffe gerade recht. Und so wundert es nicht, dass erste Staaten wie Norwegen eine Quote für Designersprit beschlossen haben und auch Dänemark kurz davorsteht.


Die Firmen sind bereit: Neben Clariant wollen die dänische Dong Energy und der finnische Ölspezialist Neste von dem möglichen Boom profitieren. Während Dong synthetischen Sprit aus Abfällen gewinnen will, setzt Neste auf Holzreste - davon gibt es nicht nur in Skandinavien reichlich.

Das Wachstum ist programmiert. So soll der Anteil der neuen Qualitäten laut EU-Fahrplan schrittweise bis 2030 auf 3,6 Prozent steigen. Das wären mehr als zwölf Millionen Tonnen. Dazu kommen weitere Märkte wie Großbritannien, die Schweiz, die USA, Südamerika und Asien.

Designersprit steht damit an der Schwelle zum Multimilliar­dengeschäft, auch weil die Rohstoffe dafür alles andere als knapp sind. Allein in Deutschland fallen jährlich zwischen acht und 13 Millionen Tonnen Stroh an, die nicht weiterverwertet werden, wie das Deutsche Biomasse-Forschungszen­trum aus Leipzig erklärt. Da­raus könnte Clariant jede Menge Sprit gewinnen. Je Tonne Bio­ethanol würden vier bis fünf Tonnen Stroh benötigt, rechnet die Firma aus dem Baseler Land vor. Damit könnten rund 15.000 Kilometer gefahren werden.

Rohstoff für den Prozess in Straubing ist Weizenstroh. Es enthält Zellulose, die sich wiederum aus verschiedenen Zuckern aufbaut. Daraus kann ­Ethanol gewonnen werden, ein Alkohol, der Benzin in vielen Staaten der Welt seit Jahren aus Ökogründen beigegeben wird. Die Sorte E 10 etwa enthält einen Anteil von bis zu zehn Prozent.

Doch anders als die bisher ­dafür verwendeten Zucker aus Nahrungs- und Futtermitteln wie Rüben oder Zuckerrohr sind die Bausteine im Stroh komplizierter zu erschließen. Firmen und Hochschulen mussten über Jahre Millionen in die Forschung investieren. Clariant hat es nach eigner Auskunft geschafft, die Zucker mit speziell entwickelten Enzymen aufzuspalten, um daraus wirtschaftlich Ethanol zu gewinnen. Das funktioniere im Übrigen mit allen erdenklichen Agrarresten: mit Reisstroh in Asien, Zuckerrohrstroh in Lateinamerika oder Maisblättern in den USA.

Doch Stroh kann mehr als nur Grundlage für Bioethanol sein. So hat die französische Biotechfirma Global Bioenergies zusammen mit Fraunhofer-Instituten im sachsen-anhaltinischen Leuna eine Anlage zur Produktion eines Hochleistungsbio­benzins realisiert, das klassischem Benzin in deutlich höheren Dosen beigemischt werden könnte als Ethanol.

Keine Gefahr fürs Auto

Denn wie vielen Autofahrern aus der Einführung von E 10 in leidvoller Erinnerung ist, kann der Bioalkohol nicht in beliebiger Menge den klassischen Kohlenwasserstoffen des Benzins beigemischt werden. Es drohen Schäden etwa an den Benzin­leitungen.

Global Bioenergies hat wie­derum einen Weg gefunden, mithilfe von Bakterien aus Zuckern eine Grundchemikalie herzustellen, die dann zum ­Kohlenwasserstoff Isooktan ­verwandelt wird. Ein solcher Biokohlenwasserstoff könnte die Basis ­eines synthetischen Hochleistungsbenzins mit einem Anteil von 70 Prozent stellen, so das Unternehmen.

Autobauer und Mineralölindustrie setzen außerdem auf einen weiteren EU-Trend: grünen Wasserstoff. So will Brüssel mit regenerativem Strom erzeugten Wasserstoff grundsätzlich als Biokraftstoff zulassen.

Dieser könnte konventionellen Wasserstoff aus Erdöl ersetzen, der zum Beispiel Diesel zur Qualitätssteigerung zugesetzt wird. In Deutschland entscheidet die Bundesregierung über eine Anerkennung von grünem Wasserstoff aus regenerativem Strom im Lauf des Jahres. Kommt grünes Licht, rechnet der Deutsche Wasserstoff- und Brenn­stoffzellenverband mit ­einem Raffinerie-Boom. Der Stromkonzern Uniper erwartet in diesem Fall, dass binnen Kurzem eine elektrische Leistung von 1.000 Megawatt an deutschen Raffinerien installiert wird. Damit könnte die Ölindustrie ein Sechstel der bis 2020 notwendigen Einsparungen an Treibhausgas-Emissionen ihrer Kraftstoffe erbringen.

Attraktiv für Firmen wie Uniper und Innogy: Sie könnten dafür die Energie, zum Beispiel Windstrom, liefern. Der Rohstoff für grünen Wasserstoff ist übrigens Wasser und damit ­problemlos verfügbar - ähnlich wie Stroh.

Investor-Info

Neste Oyj
Sicher mit Biokraftstoffen

Das finnische Unternehmen unterhält als Anbieter von klassischen Erdölprodukten eigene Raffinerien und die weltweit größte Produktion für Biodiesel. Neste ist somit auch der einzig relevante Großanbieter von Bio­kerosin für die Flugzeugindustrie. Mit der Strategie, alles aus einer Hand anzubieten, ist Neste für den Zukunftsmarkt der Biokraftstoffe ideal positioniert und bietet durch das klassische Ölgeschäft eine Absicherung gegen die Risiken daraus. Die Firma zahlt zudem Dividende an ihre Anleger.

Global Bioenergies
Biotech für Biobenzin

Der französische Biotechkonzern bringt Bakterien dazu, aus Holz und Stroh die Grundchemikalie Isobuten zu produzieren - einen Basisstoff für zig weitere Produkte der Chemieindustrie. Daraus hergestelltes Iso­oktan könnte künftig fossiles Benzin ersetzen. Der schwedische Spezial­ölproduzent Aspen und Audi kooperieren hier mit der Firma. 2019 soll die erste Fabrik für Bio-Isobuten in Betrieb gehen. ­Dann könnte das Unternehmen die Gewinnzone erreichen. Spekulativ!

Verbio
Stroh zu Erdgas

Die mittelständische Firma aus Sachsen-Anhalt hat sich als ein führender Produzent von Biokraftstoffen in Europa etabliert. Daneben hat Verbio ein Verfahren zur Produktion von Bioerdgas für Kraftfahrzeuge aus Stroh entwickelt. Hier bestehen ebenso Wachstumsmöglichkeiten wie aus der geplanten Expansion ins Ausland. Das Unternehmen schreibt solide schwarze Zahlen und zahlt Dividende.

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Bildquellen: 123RF, andrea lehmkuhl / Shutterstock.com

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