Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Varta: Die Aktie mit der vollen Power

14.09.18 15:00 Uhr

Varta: Die Aktie mit der vollen Power | finanzen.net

Mit massiven Investitionen in seine Fertigung will der Batterie-Hersteller Varta nicht nur von globalen Megatrends profitieren, sondern dank Skaleneffekten an dem Marktwachstum auch kräftig verdienen.

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von Peer Leugermann, Euro am Sonntag

Wenn Herbert Schein hört, Batterien seien ein ein­faches Massenprodukt, kommt der Varta-Chef in Fahrt: "Der Akku ist heute und in den zukünftigen Geräten meist die strategische Komponente. Das gilt vom schnurlosen Headset bis zur Elektromobilität. Bei einem Akkuschrauber zum Beispiel werden Größe, Leistung, Gewicht und Nutzungsdauer von der Batterie bestimmt", erklärt Schein. Der Enthusiasmus des 53-Jährigen ist berufliche Pflicht und private Überzeugung. Varta ist Weltmarktführer für Hörgerätebatterien, und Schein fing vor über 25 Jahren als studierter Elektroingenieur in der Produktentwicklung der Schwaben an.



Wegen des Einflusses, den Batterien auf wesentliche Fähigkeiten der Geräte haben, die sie betreiben, kann Varta seinen Umsatz und Ertrag zuverlässig steigern. Seit 2015 legten die Jahreseinnahmen stets um über zehn Prozent auf zuletzt 242,2 Millionen Euro zu. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich im selben Zeitraum insgesamt um fast 71 Prozent auf 39,1 Millionen Euro. Die gute Entwicklung hält an (siehe Investor-Info). "Der Gewinn wird auch in diesem Jahr überproportional zum Umsatz wachsen", verspricht Schein.

Hörgeräte und kluge Armbänder

Die Zuversicht des Managers wird von gleich zwei strukturellen Treibern gespeist: den alternden Bevölkerungen des Westens und der steigenden Nutzung kabelloser Kopfhörer, Bluetooth-­Headsets oder Fitnessarmbändern. Während der Bedarf für Hörhilfen Schätzungen zufolge jährlich um vier bis fünf Prozent wächst, soll die Nachfrage nach den smarten Technikhelferlein im Schnitt um 40 Prozent zulegen.



Weil Varta schon heute fast voll ausgelastet ist, weitet das Unternehmen seine Kapazitäten massiv aus. Bis 2020 soll die Produktion für Hörgerätebatterien um ein Viertel vergrößert und die Fertigung von Lithium-Ionen-Akkus für Wearables verdreifacht werden. Doch das Unternehmen will nicht nur mehr, sondern auch profitabler produzieren.

Dazu setzt Varta auf sein Produktions-­Know-how, schließlich werden Maschinen und Werkzeuge komplett selbst gebaut. So stehen in den Werkshallen in Ellwangen Anlagen, die jeweils eine Million Hörgerätebatterien pro Tag herstellen und dabei von nur zwei Mitarbeitern bedient werden. Auch die Fertigung der Lithiumakkus wurde wesentlich automatisiert. In der Zellproduktion erfolgen 50 Prozent der Prozessschritte in einer einzigen Maschine.


Ein Wettbewerbsvorsprung, den kaum ein Konkurrent einholen dürf- te, immerhin hat Schein "eine Hoch­geschwindigkeitsfertigung wie bei un­seren Hörgeräte-Batterien woanders noch nicht gesehen". Mit den Hightechmaschinen will Varta seine Geschäfte skalieren, sprich die Fixkosten lang­samer steigen lassen als den Umsatz.

Aber Varta fertigt nicht nur schnell, sondern baut dabei auch extrem zuverlässige Akkus - ein laut Schein entscheidender Vorteil in der Wearables-Industrie. Weil die Geräte schrumpfen und mehr können, müssen die Batterien bei immer geringerer Größe immer mehr leisten. In der jüngsten Generation seiner Akkus hat Varta die Energiedichte daher erneut um 20 Prozent erhöht. Gleichzeitig werden die Batterien meist fest verbaut. "Funktioniert der Akku nicht zuverlässig, ist das gesamte Gerät komplett wertlos. Dieser Fokus auf Zuverlässigkeit und Qualität ist ein echter Rückenwind für uns", sagt Schein.

Neben den Mini- baut Varta auch ­Maxistromspeicher. Noch ist das Geschäft mit Akkupacks für kabellose Werkzeuge, Haushalts- und Gartengeräte sowie Energiespeicher eher klein, dafür aber ist das Segment seit Anfang des Jahres profitabel. Und besonders der Markt für die Sonnenstromspeicher könnte erst am Anfang seiner Entwicklung stehen. Grund: In zwei bis drei Jahren laufen die ersten Einspeisevergütungen aus. Weil die Strompreise heute deutlich unter den vor 20 Jahren gesetzlich garantierten Tarifen liegen, dürfte sich der Stromverkauf gegenüber dem Eigenverbrauch nicht mehr rechnen. Dann könnten etliche Besitzer von Solar­anlagen Varta-Batterien nicht nur für ihre Kopfhörer, sondern gleich für ihr ganzes Haus kaufen.

Investor-Info

Varta
Gewinn wächst stärker

Die Investitionen kosten rund 80 Millionen Euro. Die Mittel stammen aus dem Börsengang vergangenen Oktober. Bei dem IPO wurden 150 Millionen Euro eingesammelt. Der Absatz wird von Megatrends getrieben, Ska­len­effekte verbessern die Marge. So stieg das bereinigte Ebitda im ersten Halbjahr 2018 um 33 Prozent auf 25,8 Millionen Euro, während der Umsatz nur um zwölf Prozent auf 134 Millionen Euro zulegte. Daher trotz hoher Be­wertung für langfristige Anleger interessant.




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