Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Endlich wieder feiern: Welche Aktien vom Corona-Ende profitieren

10.04.22 15:46 Uhr

Endlich wieder feiern: Welche Aktien vom Corona-Ende profitieren | finanzen.net

Deutschland hebt die meisten Corona-Beschränkungen auf. Für viele Unternehmen ist das eine Erlösung. Welche Branchen jetzt den größten Hebel haben.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Die Zeit der Stille ist vorbei: Nach zwei Jahren Corona- Zwangspause dreht Rock am Ring, Deutschlands berühmtestes Musikfestival, wieder die Verstärker auf. Mehr als 70 Bands - darunter Green Day, Placebo und Sportfreunde Stiller - wollen es am ersten Juni-Wochenende krachen lassen.

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Anfang April laufen die meisten Corona-Auflagen in Deutschland aus. Für Musikfans und Künstler ist das eine Befreiung: "Tag für Tag erhöht sich die Zahl der Veranstaltungen in unseren Ticketsystemen, ein klares Zeichen für eine wachsende Zuversicht in der Veranstaltungsbranche", berichtete Klaus-Peter Schulenberg, Chef des Ticketvermarkters und Konzertveranstalters CTS Eventim, bei der Präsentation des Geschäftsberichts seines Unternehmens in der vergangenen Woche.

Auch andere Wirtschaftszweige hoffen auf ein Comeback nach den schweren Einbußen der vergangenen zwei Jahre. "Für den Einzelhandel war der wichtigste Schritt der Wegfall der 2G- und 3G-Zugangsbeschränkungen. Die damit verbundenen Kontrollen waren enorm aufwendig und haben viele Kundinnen und Kunden vom Einkaufen abgeschreckt", erklärt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth.

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Alles klar für den Neustart? So einfach ist die Lage nicht. Die Infektionszahlen in Deutschland sind noch immer hoch. Einige Bundesländer wollen auf eigene Faust Beschränkungen verlängern. Die Vorfreude auf eine Normalisierung des Alltags wird durch neue Gefahren überlagert: Der Krieg in der Ukraine und Sanktionen gegen Russland treiben die Preise für Energie und Nahrungsmittel nach oben. Das bremst die Konjunktur und die Kauflaune der Verbraucher. Der erhoffte Impuls für die Konjunktur droht zu verpuffen.

"Der starke Konsum war bisher ein wichtiger Antrieb für die Wirtschaftserholung in der Eurozone, jetzt aber werden die Einkommen der Privathaushalte durch die Inflation gedrückt", warnt Morgan Stanley. Die Investmentbank kalkuliert für die Eurozone mit einem Lohnanstieg von 3,7 Prozent und einer Inflation von 5,3 Prozent. Damit würden die Reallöhne sinken.

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Besonders betroffen von den Preissteigerungen sind die unteren Einkommensgruppen, weil diese einen höheren Anteil ihrer Einkünfte für Energie und Nahrungsmittel ausgeben müssen. Die Bundesregierung will mit ihrem Hilfspaket gegensteuern. Teil des Programms ist eine Zahlung von 300 Euro für alle Beschäftigten und eine Senkung der Spritpreise für drei Monate um bis zu 30 Cent. Das ergibt keine dramatischen Summen, soll aber wohl vor allem einen psychologischen Effekt auf die Verbraucher haben.

Gefüllte Sparschweine

Viele Deutsche haben Reserven: Nach Schätzung der DZ Bank haben die Privathaushalte im vergangenen Jahr 15 Prozent der verfügbaren Einkommen auf die hohe Kante gelegt. 2020 waren es sogar über 16 Prozent. In den Jahren vor der Pandemie bewegte sich die Sparquote zwischen neun und elf Prozent, also deutlich niedriger. Geld wäre also vorhanden, um die neuen Freiheiten nach der Corona-Tristesse zu nutzen.

Ein wichtiger Stimmungstest wird die Urlaubssaison. "Die Menschen wollen reisen. Sie suchen und brauchen den persönlichen Kontakt - ganz besonders nach zwei Jahren Pandemie und den damit verbundenen sozialen Einschränkungen", erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Präsentation des Geschäftsberichts Anfang März, also bereits nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine.

Wie schnell die Stimmung drehen kann, zeigt sich in den Zahlen des irischen Billigfliegers Ryanair: Die Buchungen seien unmittelbar nach Kriegsbeginn um 20 Prozent gefallen, hätten sich aber erholt, so Konzernchef Michael O’Leary. Fluggesellschaften sind doppelt in Bedrängnis: Der Krieg in der Ukraine und eine anhaltende Verunsicherung durch Corona könnte die Reiselust schnell wieder drücken. Zugleich treibt der hohe Ölpreis die Spritrechnung nach oben. Für das laufende Jahr haben die meisten Airlines einen Großteil der Bestände über den Terminmarkt abgesichert. Das Problem wird dadurch aber nur aufgeschoben.

Die meisten Unternehmen bleiben in ihren Prognosen vorsichtig. Hoffnungen auf ein Comeback wurden immer wieder durch neue Infektionswellen erstickt. Auch am Aktienmarkt gab es bei den potenziellen Neustartprofiteuren schmerzhafte Fehlstarts. Die inzwischen relativ hohen Impfquoten, die vom Krankheitsverlauf weniger gefährlichen Covid-Varianten und Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland machen Hoffnung, dass das Comeback dieses Mal gelingt.

Große Erleichterung herrscht bei Borussia Dortmund. Das börsennotierte Fußballunternehmen meldete für das Heimspiel gegen Leipzig an diesem Wochenende erstmals wieder ein ausverkauftes Stadion. 81.365 Tickets wurden abgesetzt. Über die vergangenen zwei Jahre musste die Bundesliga-Mannschaft vor begrenzter Kulisse oder gar komplett leeren Tribünen spielen.

Die Folgen für die Finanzen der Borussia waren dramatisch: In der Saison 2019/20, der ersten im Schatten der Pandemie, erwirtschaftete der BVB-Konzern einen operativen Verlust von knapp 44 Millionen Euro. In der Saison 20/21 stand sogar ein Minus von fast 73 Millionen in den Büchern. Dank der im Profisport ungewöhnlichen Börsennotierung konnte sich der BVB relativ schmerzfrei stabilisieren: Über eine Kapitalerhöhung wurden 86,5 Millionen Euro eingespielt. Die Borussia wird also geschwächt aus der Pandemie hervorgehen, ist im Vergleich zu vielen Rivalen aber in einer guten Verfassung.

Der BVB ist ähnlich wie CTS Eventim stark vom Heimatmarkt und damit der Pandemie-Lage in Deutschland abhängig. Die meisten börsennotierten Unternehmen haben einen größeren Bewegungsradius. Neben dem Krieg in der Ukraine bereitet insbesondere die Corona-Lage in Asien Sorgen. Die chinesische Wirtschaftsmetropole Shanghai verhängte nach Covid-Fällen gerade massive Beschränkungen über die Stadt. Ein längerer Lockdown und eine Ausweitung der Krise über den Rest des Landes würde die chinesische Wirtschaft bremsen und damit auch viele westliche Unternehmen treffen. Die Einkaufsmanagerindex für Industrie und Service-Sektor in China sind im März unter 50 gefallen. Werte über dieser Schwelle signalisieren Wachstum.

In Shanghai mussten der Elektroautohersteller Tesla und der Apple-Zulieferer Foxconn die Produktion am dortigen Standort vorübergehend stoppen. Bei General Motors schliefen laut eines Reuters-Berichts Mitarbeiter auf dem Fabrikboden, um die Produktion aufrechterhalten zu können. Die Container- Reederei Mærsk, die zweitgrößte der Welt, warnte aufgrund der Lage in Shanghai bereits vor steigenden Transportkosten.

Disney schloss vorübergehend seinen Freizeitpark in Shanghai. Für die Micky-Maus-Mutter war die Pandemie Fluch und Segen zugleich. Profiteur war die Ende 2019 gestartete Online-Videothek Disney+, mit der der weltgrößte Unterhaltungskonzern nach dem Vorbild Netflix Filme und Serien über das Internet direkt an die Zuschauer vermarktet. Zum Jahreswechsel hatte Disney+ bereits knapp 130 Millionen Abonnenten.

Den größten Hebel für Disney dürften die Freizeitparks haben. Disney hat die Pandemie-Auszeit für Innovationen dort genutzt. So können Besucher mit einem neuen Reservierungssystem die Wartezeiten verkürzen. Das lässt mehr Zeit, um Geld auszugeben. In den Monaten Oktober bis Dezember erreichten die Parks bei Umsatz und Marge bereits wieder die alten Bestwerte. Und das, obwohl in Disneys US-Attraktionen viele der finanziell besonders lukrativen ausländischen Touristen noch nicht zurückgekommen sind, die in norma- len Zeiten ein Fünftel des Besucheraufkommens ausmachen.

Auch in den ganz normalen Berufen kehrt die Normalität zurück: Immer mehr Angestellte kehren in die Büros zurück. Das bedeutet auch: Mehr Betrieb in den Kantinen, mehr Arbeit für Reinigungsdienste und Instandhaltung. Das sind Arbeitsgebiete des französischen Catering- und Dienstleistungskonzerns Sodexo, der in Deutschland vor allem durch seine Essensgutscheine bekannt sein dürfte. Sodexo erzielt rund 95 Prozent seines Umsatzes mit Dienstleistungen vor Ort beim Kunden, davon etwas mehr als die Hälfte mit Services rund um das Essen. Kunden sind vor allem Unternehmen, Universitäten und Schulen.

Neue Melodie

Besonders extrem hat die Pandemie in das Geschäft von CTS Eventim eingegriffen. Konzerte sind der Albtraum von Virologen: Viele Menschen drängeln sich auf engem Raum, singen laut die Lieder - ein perfektes Umfeld für ein Virus. Entsprechend hart waren die Auflagen in der Pandemie. Der Umsatz von CTS Eventim brach 2020 um 82 Prozent ein. Im vergangenen Jahr gab es positive Signale. So wurden für die Europa-Tournee von Ed Sheeran nach Beginn des Vorverkaufs Ende September über eine Million Tickets abgesetzt.

Auch CTS-CEO Schulenberg hat die Krise genutzt, um das Unternehmen zu verstärken: So stieg CTS in den nordamerikanischen Ticketing-Markt ein. Preiserhöhungen und ein steigender Anteil von Onlinetickets dürften die Profitabilität des Unternehmens mittelfristig verbessern. Laut Analysten könnte CTS im Jahr 2023 das Vorkrisenniveau übertreffen. Wenn das gelingt, würde das bedeuten, dass Deutschland in der Tat wieder feiern kann.


INVESTOR-INFO

Borussia Dortmund

Die Fans sind zurück

Vier Millionen Euro sind dem BVB mit jedem Heimspiel vor leeren Tribünen im Schnitt entgangen. Dank Kapitalerhöhung kann die Borussia trotz Covid-Belastungen weiter investieren. Für einen Pokal wird es in diesem Jahr nicht reichen. Wichtiger ist, dass die Qualifikation für die finanziell lukrative Champions League der kommenden Saison gelingt. Die Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg macht die Aktie riskant. Auf aktuellem Niveau könnte die Bodenbildung gelingen.

CTS Eventim

Raus auf die Bühne

Die Pandemie hat das Geschäft des Ticketvermarkters und Konzertveranstalters quasi zum Stillstand gebracht. Jetzt sollte es sich deutlich erholen. Viele Künstler wollen endlich wieder auf die Bühne. Schwer vorauszusagen ist, wie viele Fans zu den Konzerten kommen. Im Streit um die gescheiterte deutsche Pkw-Maut kann CTS auf eine Entschädigung hoffen. Die Aktie hat allerdings bereits wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Wir stufen das Papier als Halteposition ein.

Lufthansa

Wackelige Erholung

Nach zwei Jahren mit hohen Verlusten rechnet die Lufthansa für 2022 mit einer Erholung. Analysten trauen dem Kranich zumindest beim Ebit eine schwarze Zahl zu. Die entspannte Corona-Lage in den USA hilft auf der lukrativen Transatlantikroute. Gegenwind gibt es durch den Ölpreis. Die im MDAX notierte Lufthansa-Aktie ist riskant, sollte aber in einem positiven Gesamtmarkt überdurchschnittliche Chancen bieten.

Ryanair

Ab in den Urlaub

Die irische Billigflieger ist berühmt für seine Kostendisziplin. Das hilft besonders in schweren Zeiten. Durch den Fokus auf die Strecken innerhalb Europas ist die Urlaubssaison besonders wichtig für die Airline. Analysten kalkulieren, dass die Iren in dem bis März 2023 laufenden Geschäftsjahr den Weg zurück in die Gewinnzone finden. 80 Prozent des Treibstoffbedarfs sind abgesichert. Die Aktie von Ryanair ist dank der niedrigen Kosten Topwert unter den Airlines.

Sodexo

Comeback serviert

Am Freitag, direkt zum Start in den April, legt der französische Catering-Dienstleister seine neuen Geschäftszahlen vor. Die Analysten von Bernstein erwarten zu diesem Anlass einen zuversichtlichen Ausblick des Sodexo- Managements. Nach einem deutlichen Verlust im Geschäftsjahr 2020 wurde 2021 bereits wieder Gewinn gemacht und Dividende gezahlt. Für das bis Ende August laufende Geschäftsjahr erwarten Analysten eine Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Walt Disney

Entfesselte Maus

Der US-Medienriese hat mit seinen Freizeitparks gezeigt, dass der Hebel im operativen Geschäft groß ist. Die Konsensschätzung für die Sparte dürfte noch immer zu defensiv sein. Derweil profitiert der Streamingdienst Disney+, der die Aktie in der Pandemie gestützt hat, davon, dass die Filmstudios befreit von Covid-Auflagen mit voller Kraft neue Programme produzieren können. Auch an den Kinokassen dürften die Einnahmen der Disney-Produktionen steigen. Die Aktie mit der Maus bleibt ein Basisinvestment.











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Bildquellen: CTS Eventim AG, salajean / Shutterstock.com

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07.01.2025Lufthansa Market-PerformBernstein Research
16.12.2024Lufthansa Market-PerformBernstein Research
16.12.2024Lufthansa HoldJefferies & Company Inc.
11.12.2024Lufthansa HaltenDZ BANK
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29.10.2024Lufthansa BuyUBS AG
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07.10.2024Lufthansa BuyUBS AG
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07.01.2025Lufthansa Market-PerformBernstein Research
16.12.2024Lufthansa Market-PerformBernstein Research
16.12.2024Lufthansa HoldJefferies & Company Inc.
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