Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Alles im Fluss: Wo die dicken Gewinne sprudeln

18.08.18 15:00 Uhr

Alles im Fluss: Wo die dicken Gewinne sprudeln | finanzen.net

Die Versorgung der Welt mit sauberem Nass bleibt eine Herausforderung. Das zeigt auch die aktuelle Dürre hierzulande. Die Branche wächst überproportional und bietet attraktive Investments.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Der Chemieriese BASF warnt seine Kunden vor: Bleibe es weiterhin so trocken, könne es vereinzelt zu Liefereng­pässen kommen, kündigten die Ludwigshafener Anfang der Woche an. Weil der Pegel des Rheins auf einem historischen Tief ist, können Lastschiffe nicht mehr voll beladen werden. Auch die Produktion muss der Konzern umstellen, da dem Rhein weniger Wasser als Kühlmittel entnommen werden darf.



Das ist nur ein Beispiel der Auswirkungen der Dürre, die Deutschland seit April austrocknen lässt. Die Bauern fordern Entschädigungen in Milliardenhöhe von der Regierung, weil die Ernte verdorrt. In Ortschaften im Westerwald ist nicht nur das Grillen, sondern auch das Bewässern von Gärten verboten. An der ICE-Strecke nach Köln griff ein Böschungsbrand auf acht Häuser über und verletzte 40 Menschen.

Aber eines ist sicher: In Deutschland wird es wieder regnen. Zwar nehmen Extremwetter hierzulande zu, aber der wissenschaftliche Dienst des Bundestags hat vor zwei Jahren festgestellt, dass die Zahl der Trockenperioden in Deutschland so uneinheitlich zunimmt, dass sich keine statistisch gesicherten Aussagen treffen lassen. Zudem ist die Infrastruktur an Leitungen und Abwasserentsorgung vorbildlich ausgebaut, sodass auch in Sondersituationen die Grundversorgung gewährleistet ist.

Eine Frage der Verteilung

Das ist Luxus. Indien und China investieren Milliarden, um die Bevölkerung überhaupt an ein Wassernetz anzubinden. Die Arabischen Emirate versorgen ihre Wüstenmetropolen über gigantische Entsalzungsanlagen mit Wasser. Singapur will in zehn Jahren dank wiederaufbereitetem Wasser autark in der Versorgung sein. Unternehmen wie Xylem, US-Produzent von Wasseraufbereitungsanlagen, die Schweizer Firma Sulzer, die Wasserpumpen herstellt, oder Coway, ein koreanischer Filterbauer, sind Macher der Wasserwege.

Die steigende Nachfrage nach diesen Produkten ist berechenbar, nicht nur wegen des wachsenden Bedarfs an Trinkwasser. In den USA ist der Zustand der Leitungen prekär, häufig sind die Rohre aus gesundheitsgefährdendem Blei. Wird US-Präsident Donald Trump wie versprochen sein Infrastrukturprogramm umsetzen, dürften die ohnehin zulegenden Aufträge bei US-Unternehmen wie Xylem oder Idex, Spezialist für Wasserleitungen, noch mal steigen. Im wasserreichen Nordamerika ziehen sich die Binnenseen zurück und bedrohen die zukünftige Trinkwasserversorgung, auch hier dürfte investiert werden.



Den globalen Wachstumstreiber der Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette Wasser beschreibt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der Förderbank KfW: "Wir werden Regionen haben, in denen das Wasser knapper wird. Und andere, wo mehr Regen fallen wird, was wiederum eigene Herausforderungen mit sich bringt, etwa im Hinblick auf den Schutz vor Überschwemmungen." Das Wasser wird also nicht nur knapp, sondern ist auch an den falschen Orten.

Die Versorger und Technologielieferanten können das Problem der Fehlverteilung lösen. Und sind für umweltbewusste Anleger eine Option, da sie Knappheit von Wasser beheben und nicht von dadurch steigenden Wasserpreisen profitieren. Warum sich die Subventionierung von Wasser durch Regierungen sogar negativ auf den Ausbau und die Modernisierung auswirkt, erklärt Walter Liebe, Anlagestratege bei Pictet Asset Management.

Die Schweizer Vermögensverwaltung hat mit dem 4,6 Milliarden Euro schweren Fonds Pictet Water den größten der insgesamt 15 in Deutschland verfügbaren Aktienfonds mit Schwerpunkt Wasser unter den Fittichen. "Die Bereitstellung von Wasser braucht einen Preis, um Verschwendung zu vermeiden", sagt Liebe. Nur wenn Versorger ausreichend Rendite erwirtschaften, können sie die In­frastruktur an die neuen Herausforderungen, die durch den Klimawandel entstehen, anpassen und ausbauen. "Wasser einen Preis zu geben bedeutet nicht, Menschen in Ländern wie Kenia oder Äthiopien die kostenlose Versorgung mit Wasser zu verwehren", sagt Liebe. Der Preis müsse bezahlbar sein.

Trend zu Ausrüstern

Dabei zahlten die Deutschen trotz der öffentlichen Versorger schon heute einen ausreichenden, teils sogar hohen Preis dafür, dass ihr Trinkwassersystem auch bei extremem Wetter funktioniert. Im Gegensatz zu den Einwohnern der Arabischen Emirate, wo Meerwasser aus mit Öl befeuerten Entsalzungsanlagen gratis verteilt wird, etwa, um das Grün von Golfplätzen zu erhalten.

Allerdings geht die Wasserversorgung zunehmend wieder in den öffentlichen Bereich über. Das zeigt sich nicht nur am Beispiel Hamburg. Das Land hat im vergangenen Jahr die Wasserversorgung wieder zurückgekauft. In Großbritannien hat sich nach der Privatisierung des Sektors nach der Jahrtausendwende die Zahl börsennotierter Versorger von 18 auf drei reduziert. Ein Blick auf die mauen Gewinn- und Kursentwicklungen von Thames Water, der französischen Konkurrenz Veolia oder der Brasilianer von Sabesp zeigt: Der Preis des Wassers ist nicht so hoch, dass es für Anleger attraktiv ist.

Zeitgleich ist die Zahl der Infrastrukturlieferanten an den Aktienmärkten gestiegen. Und die haben einiges zu bieten. Die Marktforscher von Global Water Intelligence schätzen, dass der globale Wassermarkt derzeit ein Volumen von 770 Milliarden US-Dollar aufweist, das Wachstum liegt mit 5,7 Prozent pro Jahr über dem der Weltwirtschaft. Bis 2023 soll der Markt auf 914 Milliarden US-Dollar angeschwollen sein. Das Wachstumspotenzial sei zwar nicht mit Techwerten vergleichbar, meint Pictet-Stratege Liebe. "Aber die Aktien im Wasseruniversum verhalten sich defensiver als der Weltaktienmarkt." Zudem erhöhe sich die Zahl der Hersteller von Infrastruktur. In volatileren Zeiten bringen Wasseraktien also Stabilität - plus eine üppige Dividendenrendite - ins Portfolio.

Investor-Info

Xylem
Wasser marsch

Die Zahlen des zweiten Quartals trieben die Aktie des US-Konzerns Xylem in der Spitze um zehn Prozent nach oben. Der Umsatz stieg um mehr als 13 Prozent auf 1,32 Milliarden US-Dollar, der bereinigte ­Gewinn legte um 23,7 Prozent auf 131 Millionen Euro zu. Börsianer honorierten, dass ­Xylem Preissteigerungen durchgesetzt hat. Wer jetzt einsteigt, setzt darauf, dass der Wasseraufbereitungskonzern über­propor­tional vom angekündigten US-­Infra­strukturprogramm profitieren wird. ­Attraktiv.bih

Sulzer
Saubere Gewinne

Der Schweizer Pumpenbauer hat im vergangenen Dezember den US-Abwasserspezialisten JWC Environmental gekauft. Dass die Übernahme den Zugang zum US-Markt verbessert, zeigt der Auftragseingang des zweiten Quartals: Die Orders aus den USA wuchsen organisch um 15 Prozent. Die Übernahme ist Teil einer langjährigen Neuausrichtung, die schon 2018 Früchte tragen dürfte.

Pictet Water
Bewährtes Portfolio

Der im Januar 2000 aufgelegte Pictet-Fonds zählt zu den ältesten Themeninvestments in der Kategorie Wasser. Etwas mehr als die Hälfte des Portfolios entfällt auf Investments aus den USA, mit Xylem zählt auch unser ­Aktienfavorit zu den größten Positionen im Fonds - neben Dauerbrennern wie American Water Works und Veolia Environment. Wermutstropfen sind die hohen Gebühren.




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19.09.2012Veolia Environnement holdSociété Générale Group S.A. (SG)
27.08.2012Veolia Environnement neutralGoldman Sachs Group Inc.
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