Geely: Der rote Drache lernt jetzt selbst fahren
Mit Premiummarken wie Schwedens Volvo greifen die Chinesen die etablierten Autohersteller an. Nach der Elektro-Offensive folgt nun die zweite Attacke: ein Milliardendeal bei Roboter-Autos.
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von Stephan Bauer, €uro am Sonntag
Der jüngste Coup von Li Shufu hat auch an der Wall Street Eindruck hinterlassen: Mit dem Fahrdienst Uber hat der Geely-Chef ein milliardenschweres
Geschäft ausgehandelt. Die Geely-Marke Volvo liefert ab 2019 selbstfahrende Geländewagen auf Basis des Luxus-SUV X90 an die Kalifornier. 24.000 Fahrzeuge sollen binnen zwei Jahren an den Fahrdienst gehen. Es ist der bislang größte Deal mit Roboterfahrzeugen in der Autoindustrie. Die Aktie von Geely sprang in Hongkong und New York kräftig an.
Die Chinesen sind schon seit geraumer Zeit mächtig in Fahrt. Das Unternehmen aus Hangzhou in China schnappte sich 2010 die damals defizitäre schwedische Edelmarke vom angeschlagenen Ford-Konzern. Es war der Einstieg ins Premium-Segment, das den Zugang zu den anspruchsvollen Kunden in Europa und den USA garantiert. Vor wenigen Wochen schalteten die Chinesen in den zweiten Gang: Geely erwarb 49 Prozent am defizitären malaysischen Autobauer Proton - und so auch die Mehrheit an der englischen Sportwagen-Ikone Lotus.
Eigene Autos fertigen die Chinesen zwar erst seit 1998. Doch sie lernen bekanntlich rasch. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält besonders große Stücke auf die Fortschritte des Konzerns aus Hangzhou: "Geely wird der wahre Star der Chinesen", sagt der Fachmann von der Uni Duisburg. Die europäischen Autokäufer werden sich ab Anfang 2019 selbst ein Bild von der Qualität der Produkte machen können. Dann startet der Konzern den Absatz des neuen SUV 01 seiner neuen Premiummarke Lynk & Co. Anschließend folgt die Premiere in den USA.
Etablierte werden nervös
Die etablierten Hersteller in Europa und den USA dürfte weniger ein neues SUV-Modell als vielmehr der klare strategische Fokus des Konzerns nervös machen. Volvo-Chef Hakan Samuelsson, einst als Lenker des Lkw-Herstellers MAN nach der Übernahme durch Volkswagen abgetreten, zielt im Auftrag der Chinesen auf Zukunftsthemen.
Erst vor wenigen Wochen hatte Samuelsson angekündigt, dass Volvo bereits ab 2019 als Neuentwicklungen nur noch Elektroautos oder Wagen mit Hybridantrieb auf den Markt bringen will. Es ist das bislang kompromissloseste Bekenntnis eines etablierten Autobauers zum Wandel in der Branche. Das Geschäft mit Uber belegt den Fokus erneut. Denn auch beim Thema autonomes Fahren zünden die Schweden den Turbo.
Volvo positioniert sich überdies frühzeitig als Hoflieferant eines möglichen Weltmarktführers. Uber wird auf rund 70 Milliarden Dollar Wert taxiert, ist in 80 Ländern und über 700 Städten aktiv und kommt in diesem Jahr auf geschätzte sieben Milliarden Dollar Umsatz. Noch sind keine Zahlen zur globalen Kundenbasis bekannt. Es dürften aber Hunderte Millionen sein, die die Mitfahr- und Taxi-App der Kalifornier nutzen.
In den USA und Europa ist Uber damit wohl unangefochtener Marktführer - und prädestiniert dafür, in der zu Monopolen neigenden Welt digitaler Plattformen die Nummer 1 bei Mobilitätsdiensten zu werden.
Das neue Allzeithoch der Geely-Aktie war bloß die Konsequenz. Inzwischen ist das Papier im Vergleich zwar sehr teuer: Geely kommt auf ein KGV auf Basis der geschätzten Gewinne für 2018 von etwa 18, Daimler wird mit rund acht bewertet. Doch das Wachstumstempo der Chinesen bei Umsatz und Gewinn ist um ein Vielfaches höher.
Womöglich ist auch die strategische Position inzwischen nicht mehr viel schlechter als die des schwäbischen Kfz-Erfinders. Der Drache fährt jetzt schon selbst.
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Bildquellen: Geely, IgorGolovniov / Shutterstock.com
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