thyssenkrupp: Warum es beim Stahlkonzern schon wieder kriselt
Guido Kerkhoff, der thyssenkrupp-Chef, bereitet Investoren auf weitere Belastungen im neuen Jahr vor. Der Umbau dauert länger und ist schwieriger als erhofft.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Einmal mehr wird die Geduld der Anteilseigner von thyssenkrupp strapaziert. Vor allem jener, die beim Stahl- und Industriekonzern lange an Bord sind. Ende September erst hatte Guido Kerkhoff als Interims- lenker die Pläne für die Aufspaltung der Geschäfts außerhalb der Stahlsparte in zwei börsennotierte Unternehmen vorgestellt.
Börsianer setzten bereits auf weitere Signale für eine zügige Wende zum Besseren - auch weil die lange verhandelte Ausgliederung der Stahlsparte in eine Gemeinschaftsfirma mit dem indischen Stahlriesen Tata nach Plan läuft.
Trendwende nicht in Sicht
Doch dann diese enttäuschende Bilanz nach zwei Gewinnwarnungen in Folge. Jetzt stimmt Kerkhoff die Investoren auf eine weitere Geduldsprobe ein: "Willkommen auf der Baustelle. Denn genau das ist thyssenkrupp aktuell, und davon wird auch das laufende Geschäftsjahr geprägt sein." Selbst Optimisten sind verunsichert, die Euphorie vom September ist verpufft. Der Aktienkurs rutscht deutlich ab.
Die Spuren des Geschäftsjahrs 2017/18 in der Bilanz sind tiefer als erwartet: Eine Viertelmilliarde Euro Verlust gab es im Anlagenbau, Qualitätsmängel in der Autosparte und höhere Schulden, 2,4 Milliarden Euro bei 3,3 Milliarden Euro Eigenkapital. Damit hat sich der Verschuldungsgrad, die für Ratingagenturen wichtige Kennzahl, von 58 auf 72 Prozent erhöht.
Auf der Hauptversammlung im Januar 2020 sollen Aktionäre über die geplante Strukturreform des Traditionskonzerns aus Essen abstimmen. Der dafür benötigte Spaltungsbericht soll auf der Bilanzpressekonferenz im vierten Quartal 2019 vorgestellt werden. Aus dem Konglomerat soll mit thyssenkrupp Materials ein auf Werkstoffe fokussiertes börsennotiertes Unternehmen entstehen, das den 50-Prozent-Anteil an dem Stahl-Joint-Venture mit Tata, dem Materialhandel sowie stahlnahe Bereiche wie das Schmiede- und das Marinegeschäft unter einem Dach vereint. thyssenkrupp Industrials, die zweite börsennotierte Firma, soll das Geschäft mit Aufzügen, den Anlagenbau und das Fahrzeugkomponentengeschäft zusammenfassen.
Viele Anleger setzen ihre Hoffnungen auf diese Reform als neues Kapitel bei thyssenkrupp. Im laufenden Geschäftsjahr sollen der Anlagenbau, das Geschäft mit Autoteilen und die Aufzugsparte auf höhere Rendite getrimmt werden. Kerkhoffs Ziel ist es, im künftigen Kerngeschäft im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende September) über eine Milliarde Euro operativen Gewinn (Ebitda) zu erwirtschaften - zuletzt waren es 706 Millionen Euro.
Hohe Kosten für Aufspaltung
Trotz des laufenden Sparprogramms bleibt das aber eine große Herausforderung. In der globalen Wirtschaft und speziell in der Autozulieferbranche mehren sich die Anzeichen für einen Abschwung. Und in der Branche für Rolltreppen und Aufzüge hatte Konkurrent Schindler jüngst mit schwachen Zahlen überrascht. Grund: Währungseffekte und höhere Materialkosten auch durch Strafzölle - Belastungen, die auch thyssenkrupp bewältigen muss. Die Abspaltung selbst soll zudem Cashflow und Gewinn mit einem Betrag im "höheren dreistelligen Millionenbereich" drücken.
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