OSRAM nach dem Kurstief: Neue Chips bringen frische Leuchtkraft

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Geduld und Gelassenheit strahlt Olaf Berlien aus. Das muss der OSRAM-Chef auch. Bei wichtigen Kunden aus der Automobilindustrie herrsche weiterhin große Unsicherheit, berichtete der Boss des Münchner LED-Spezialisten jüngst institutionellen Investoren.

Autobauer und ihre Zulieferfirmen spielen rund die Hälfte des Umsatzes der OSRAM-Chip­sparte ein. Weitere 35 Prozent der zuletzt 1,7 Milliarden Euro dieses Segments liefern Kunden aus anderen Industrien und aus dem Telekomsektor. Die verbliebenen 15 Prozent kommen aus Nischen - etwa von Gewächshausbetreibern, für die OSRAM wachstumsfördernde Beleuchtungen entwickelt.

Von Investoren positiv regis­triert wurden die mittelfristigen Wachstums- und Renditeziele, die Berlien bei der Präsentation für das kapitalintensive Geschäft der Chipsparte Opto nannte. Ab 2020 soll der Umsatz hier jährlich um ein Zehntel ­zulegen. Bei der operativen Rendite sollen es dann 23 bis 29 Prozent sein.

Verständlich, dass die Münchner bei ihren Wachstumszielen für das neue Geschäftsjahr, das im Oktober beginnt, etwas vorsichtiger sind. Schließlich gab es zuvor bereits zwei Gewinnwarnungen in Folge. 2019 soll der Umsatz um fünf bis zehn Prozent wachsen, die operative Marge zwischen 22 und 26 Prozent liegen. Zum Vergleich: In der laufenden Periode werden bei bis zu sechs Prozent mehr Erlös 24 bis 25 Prozent Umsatzrendite angepeilt.

Profitabilität und ausreichende Mittelzuflüsse aus dem operativen Geschäft haben auch 2019 Vorrang vor Wachstum. "Werden die Ziele bei Opto erreicht, ist die Bewertung des Konzerns schon durch den Wert der Sparte weitgehend abgedeckt", sagt Analyst Karsten Iltgen vom Bankhaus Lampe.

Schwierig bleibt das Geschäft mit der Autobranche. Diese Kunden investieren wegen des Handelskriegs zwischen den USA und China sehr vorsichtig. Wenn wichtige Abnehmer wie Daimler Probleme bekämen, Autos aus Amerika nach China zu verkaufen und umgekehrt, dann sei OSRAM immer mit von der Partie, gibt Berlien unumwunden zu. Die Entwicklung bis Weihnachten sei nur eingeschränkt vorhersehbar. Keiner könne sagen, wie sich die Weltwirtschaft weiter entwickelt.

Allerdings ist die ehemalige Lichttechniksparte von Siemens in ihren Marktnischen gut aufgestellt. Auffällig im jüngst präsentierten Portfolio sind 3-D-Sensoren, die ein Handyhersteller ab 2019 in die neue Generation seiner Geräte verbauen will, ­sowie Micro-LEDs. Diese Chips verbrauchen weniger Strom als Flüssigkristallanzeigen (Liquid Crystal Displays, LCDs), bieten mehr Kontrast und schnellere Reaktionszeiten. Aussichtsreich sind auch OSRAMs Komponenten für Fahrassistenzsysteme, die Laser und Radar kombinieren - Lidar ist das Kürzel für die neue Technologie.

Erleichtern dürfte Aktionäre, dass Berlien den Schrumpfungsprozess für beendet erklärt.

Der Verkauf der Tochter Siteco mit Beleuchtungskonzepten für Innen- und Außenräume mit knapp einer Milliarde Euro Umsatz soll der letzte sein. Ohne ­Siteco verbleiben gut drei Mil­liarden Euro Gesamtumsatz. ­OSRAM wolle bald wieder fünf Milliarden Euro Umsatz erreichen, sagt der Chef. Der Weg bis dahin ist nach dem Siteco-Verkauf allerdings weit. Ihren Strategieplan wollen die Münchner am 7. November vorstellen.




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