Macy`s: Warum die Aktie plötzlich gefragt ist

von Florian Westermann, €uro am Sonntag

Die Weihnachtssaison in den USA ist eröffnet. Dabei boomt vor allem der Internethandel. Am - seit einigen Jahren auch in Deutschland populären - Cyber Monday, an dem Onlinehändler mit hohen Rabatten locken, sprengten die Erlöse im Internet mit 6,6 Milliarden Dollar alle Rekorde in den Staaten.

Als unangefochtener Marktführer profitiert davon vor ­allem der weltgrößte Onlinehändler Amazon, während die großen Kaufhausketten unter der Internetkonkurrenz, Kundenschwund und Preisdruck leiden. Trotz des Wettbewerbs musste in den vergangenen ­Jahren kein einziger großer Kaufhausbetreiber in den USA seine Pforten schließen. Mit der Kaufhauskette Bon-Ton Stores könnte sich das ändern. Seit Tagen machen Gerüchte um eine Insolvenz die Runde.

Einer der Profiteure einer Marktbereinigung wäre der ­führende US-Kaufhauskonzern Macy’s, spekulieren Anleger. Nach einer langen Durststrecke - seit Mitte 2015 verloren die Titel in der Spitze 75 Prozent - greifen die Anleger wieder zu. Selbst eine Panne im Onlinebezahl­system, ausgerechnet am Black Friday, konnte den Aufwärtstrend nicht stoppen. Viele Leerverkäufer, die massiv auf weiter fallende Kurse spekulieren, dürften sich in den vergangenen Tagen notgedrungen mit Aktien eingedeckt und den Kurs so weiter in die Höhe getrieben haben.

Dass zahlreiche Investoren bei Macy’s auf Kursrückgänge wetten, verwundert kaum. Seit nunmehr elf Quartalen in Folge verbucht der Handelsriese sinkende Erlöse. In den vergangenen drei Jahren fiel der Umsatz von 27,5 Milliarden auf 24,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn ging sogar um die Hälfte zurück.

Enorme Immobilienwerte

Ein Lichtblick ist der Immo­bilienbestand des Traditions­unternehmens. Allein der Wert des Haupthauses in New York, das zu den meistbesuchten ­Attraktionen der Millionen­me­tropole zählt, wird auf vier Milliarden Dollar geschätzt. An der Börse kostet der gesamte Konzern 7,5 Milliarden Dollar. Auch das Internetgeschäft, das fast ein Fünftel zum Gesamtumsatz beiträgt, sorgt für gute Stimmung bei den Anlegern. Macy’s ist immerhin die Nummer 6 im US-Onlinehandel. Das Unternehmen soll als Gewinner aus dem Umbruch in der Branche hervorgehen, gab Firmenchef Jeff Gennette unlängst aus.

Gennette leitete Maßnahmen ein, um den Warenhausriesen auf Kurs zu bringen. Leer stehende Gebäude, einst Tempel des Konsums, und riesige Parkplätze, auf denen kein Auto mehr steht, zeugen von der Schrumpfkur. Nicht profitable Standorte werden geschlossen, Tausende Mitarbeiter entlassen. Gleichzeitig testet der Macy’s-Boss ein Konzept, mit dem weniger, aber dafür streng ausgewählte Waren angeboten werden - aufgeräumte Kaufhäuser und persönliche Verkaufsberater, die Kunden zurück in die Geschäfte locken. Mit Erfolg, wie erste Auswertungen zeigen.

Um wachsender Konkurrenz von Discountern wie T. J. Maxx zu begegnen, schafft der Konzern innerhalb seiner Geschäfte zudem spezielle Sonderverkaufsflächen. Schnäppchenjäger können diese gezielt ansteuern, während Macy’s das übrige Sortiment von den Rabatten ausnehmen kann. Sportartikelhersteller Nike etwa kündigte unlängst an, der Preisschlacht im Einzelhandel nicht mehr tatenlos zuzusehen und seine Produkte verstärkt in den eigenen Geschäften zu verkaufen. Mit dem Schritt hin zu separaten Sonderverkaufsflächen kommt Gennette auch den Markenherstellern entgegen, die um ihr Prestige fürchten und kein Interesse daran haben, ihre Waren auf dem Wühltisch zu sehen.