Lufthansa: Pleite-Profiteur mit ungelösten Problemen
Die Kranich-Airline zählt zu den Profiteuren der sich zuspitzenden Konsolidierung in der europäischen Luftfahrt-Branche. Damit sind aber längst nicht all ihre Probleme gelöst.
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von Stephan Bauer, €uro am Sonntag
Mancher Fluggast landet in diesen Tagen unsanft auf dem Boden der Tatsachen. "Über 900 Euro für zwei Lufthansa-Tickets von München nach Hamburg und zurück, das ist Wucher", beschwert sich ein Air-Berlin-Kunde bei Facebook. Die Berliner Fluggesellschaft, seit Wochen in Insolvenz, stellte von einem Tag auf den anderen die Strecke München-Hamburg ein. Die Tickets?
Wertlos verfallen. Reisenden blieb nichts anderes übrig, als kurzfristig bei der Kranich-Airline zu buchen. Rund 100.000 Kunden von Air Berlin ging es in den jüngsten Tagen und Wochen ähnlich - sie hatten Tickets gekauft, bekamen aber letztlich keine Flüge.
Erst die Insolvenzen von Air Berlin und Alitalia, dann die Pleite des britischen Discountfliegers Monarch Air, die eine staatliche Rückholaktion für über 100.000 Touristen nach Großbritannien nach sich zog: Der europäische Airline-Markt ist in starken Turbulenzen. Die Gründe für die Konsolidierung liegen auf der Hand: Hoher Preisdruck durch die Billigkonkurrenz, schlecht ausgelastete Jets, ein lange Zeit hoher Ölpreis und daraus folgend hohe Spritpreise in den vergangenen Jahren hinterließen manche Gesellschaft finanziell im Tiefflug.
Wer die laufende Auslese überlebt, profitiert - zumindest kurzfristig. Neben den britischen Billigfliegern Ryanair und Easyjet freut sich die Lufthansa über den Aufwind. Das Papier der Kranich-Airline steht nach starkem Höhenflug kurz vor einem neuen Allzeithoch - zum ersten Mal seit etwa 20 Jahren.
Daran hat unfreiwillig auch Air Berlin Anteil. Die Lufthansa ist mit Easyjet der letzte verbliebener Bieter in den Verhandlungen um die Teile des insolventen Carriers. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat es neben Fliegern, Logistik und Mitarbeitern auch auf die Start- und Landerechte abgesehen, die sogenannten Slots. Dabei profitiert die in Köln beheimatete Kranich-Airline auch vom Überbrückungskredit der Bundesregierung. Hätte Air Berlin so wie Monarch Air plötzlich den Flugbetrieb eingestellt, wären die in Europa allein nicht handelbaren Rechte an Fluggesellschaften gefallen, welche die Flüge unmittelbar ausführen können. Es wären in erster Linie Briten gewesen.
Dicke Monopolaufschläge
Mit den Kapazitäten kann Spohr die Billigflugtochter Eurowings aufrüsten und die Marktstellung des Konzerns festigen. Die Pleiten bringen auch höhere Preise. Auf Linien wie München-Hamburg, auf denen die Lufthansa nach dem Wegfall von Air Berlin einziger Anbieter ist, macht sich das bemerkbar. Der Monopolaufschlag beträgt hier laut Vergleichsportalen im Schnitt gut zehn Prozent, kann aber vereinzelt auch deutlich höher liegen.
Damit können die Kölner ihre vergleichsweise hohen Kosten besser tragen. Denn während etwa der europäische Kostenführer Ryanair nach Schätzungen pro Passagier und Flugkilometer knapp vier Cent ausgibt, muss die Lufthansa fast dreimal so viel zahlen. Eine Ursache: die weitaus höheren Pilotengehälter. An den Lufthansa-Tarifen ändert aber auch die Konsolidierung so schnell nichts.
Investor-Info
Lufthansa
Kostspieliges Ticket
Die Konsolidierung treibt die Aktien der stärkeren Airlines - dazu zählt neben Ryanair und Easyjet auch die Lufthansa. Der deutsche Marktführer hat aber im Vergleich eine ungünstigere Kostenstruktur. Daran ändern auch die monopolgetriebenen Preisaufschläge vor allem auf innerdeutschen Großstadtlinien nichts. Die Aktie ist zuletzt sehr stark gelaufen. Das Allzeithoch über 25 Euro wirkt als Widerstand. Nicht mehr einsteigen - und auch mal Teilgewinne mitnehmen.
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Bildquellen: Robert Sarosiek / Shutterstock.com, Thomas Lohnes/Getty Images
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