Continental-Aktie: Hier blühen die Visionen!

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Wer schafft es zuerst, das vernetzte Roboterauto mit Elektroantrieb auf die Straße zu bringen? Auf diese Frage geben nicht mehr die großen Automobilmessen wie die IAA Antworten, sondern die weltgrößte Elektronikmesse CES in Las Vegas, die sich immer stärker zum Showroom für die Automobilbranche wandelt. Da ist es kein Zufall, dass Continental-Chef Elmar Degenhart die CES als Rahmen wählte, um die Eckdaten für 2017 vorzulegen.

Im vergangenen Jahr zogen die Erlöse des Reifenherstellers und Automobilzulieferers um gut acht Prozent auf 44 Milliarden Euro an. Mit einer bereinigten operativen Marge (Ebit) von rund 10,8 Prozent übertraf der DAX-Konzern seine selbst gesetzten Jahresziele. "Unsere Innovationsstärke in den Bereichen assistiertes und automatisiertes Fahren, der Vernetzung sowie Elektrifizierung verhalf uns erneut zu überdurchschnittlichem Wachstum", kommentiert Degenhart die Ergebnisse. Fürs laufende Jahr stellt der Continental-Chef ein Umsatzplus auf rund 47 Milliarden Euro und eine bereinigte operative Marge von etwa 10,5 Prozent in Aussicht.

Aufspaltungsfantasie

Aber es waren nicht die Zahlen, welche die Aktie auf ein neues Rekordhoch katapultierten. Vielmehr sorgte Conti mit Plänen über eine mögliche Aufspaltung für einen Paukenschlag. Auf erste Gerüchte reagierten die Niedersachsen prompt mit einer Pflichtmitteilung. Demnach spielt der Autozulieferer angesichts des rasanten Umbruchs in der Automobilindustrie Szenarien durch, um die "Organisation noch flexibler auszurichten". Ob es zu einer Änderung im Konzerngefüge kommt, ist derzeit allerdings völlig offen.

Im nächsten halben Jahr wolle der Vorstand weitere Informationen mitteilen, sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer der Nachrichtenagentur Reuters. Schäfer verwies mit Blick auf mögliche Aufspaltungspläne auf neue Geschäftsmodelle, die sich aus den Trends autonomes Fahren und Elektrifizierung ergeben. Die Frage sei, ob Conti in der derzeitigen Struktur flexibel genug ist, um auf die Umwälzungen zu reagieren.

Eine Möglichkeit ist Gerüchten zufolge offenbar die Gründung einer Holding, unter deren Dach die einzelnen Geschäftsfelder operieren. Durch eine Holdingstruktur könnte der Konzern seine Flexibilität, was Zukäufe oder Verkäufe von Unternehmensteilen betrifft, erhöhen, schreiben die Analysten der LBBW. Continental könnte aber auch einzelne Sparten an die Börse bringen, was den Kurs weiter anschieben dürfte.