Adyen mit Börsendebüt: Ein Chef in Champagnerlaune

von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Mit viel Euphorie haben Anleger den Börsengang von Adyen an der Euronext Amsterdam begleitet: Die zu je 240 Euro ausgegebenen rund 3,5 Millionen Aktien waren nach Angaben der Niederländer mehrfach überzeichnet. Wenige Stunden nach dem Läuten der Börsenglocke stand der Kurs vergangenen Mittwoch bei über 480 Euro. Der vor elf Jahren gegründete Bezahldienstleister hat damit seinen Marktwert von rund sieben Milliarden an einem Tag kurzfristig verdoppelt. Auch am Ende der Woche lag die Bewertung noch über dem Marktwert der Commerzbank oder der Lufthansa.

Der Emissionspreis war dabei durch die begleitenden Banken JP Morgan und Morgan Stanley nicht zu niedrig angesetzt. 2017 hat der Wirecard-Konkurrent knapp über 1,1 Milliarden Euro Umsatz ­erzielt, das operative Ergebnis (Ebitda) lag bei 99 Millionen Euro. Angesichts dieses Gewinns war der Ausgabepreis, der am oberen Ende der Emissionspreisspanne lag, mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 100 schon sehr hoch angesetzt. Der Wettbewerber Wire­card etwa ist weitaus günstiger.

Das knappe Angebot - Adyen hat nur 13,4 Prozent des Unternehmens an die Börse gebracht - war ein Grund der Kursexplosion. Treiber des Hypes ist das Geschäftsmodell - und große Deals von Adyen. Weltweit zahlen immer mehr ­Menschen bargeldlos - ob am Computer oder per Smartphone, ob im Internet oder im Laden.

Aus dem Schatten

Der Markt boomt. Anbieter wie Adyen oder Wirecard erreichen mittlerweile Millionen Verbraucher - allerdings recht unauffällig. Namentlich tauchen die Zahlungsabwickler nur auf dem Kontoauszug und in den AGB auf. Aber mit der Masse kommt der Erfolg, und mit dem Erfolg treten die Anbieter aus dem Schatten. Adyen stellt Händlern die technischen Voraussetzungen kostenpflichtig zur Verfügung, die Kunden zwischen Kreditkarten, Lastschrift oder Sofort­überweisung wählen zu lassen. Auf vier Kontinenten ist Mitgründer und Vorstandschef Pieter van der Does mit dem Fintech aktiv, Zahlvorgänge in fast allen Währungen sind mittlerweile möglich. Anders als beim Konkurrenten Paypal zahlen die Händler für die Transaktionen aber keine Gebühren.

Damit hat Adyen den US-Rivalen beim Onlinehändler Ebay ausgebootet - ein schlagzeilenträchtiger Erfolg. Bis 2020 will die ehemalige Paypal-Mutter Ebay ihre Plattform umstellen. Insgesamt betreut Ad­yen mehr als 4.500 Kunden, darunter L’Oréal, Uber, Facebook, Spotify, Netflix und Tinder. 2017 haben die Niederländer 122 Milliarden Euro transferiert, 61 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Adyen arbeitet profitabel und will 2018 den Umsatz um 40 Prozent steigern.

Das Geld aus dem Börsengang will van der Does für weiteres Wachstum einsetzen. Zunächst geht er aber erst mal Champagner kaufen. Den soll es am Freitag nach dem IPO statt Feierabendbier für die Mitarbeiter gegeben haben.



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