Aixtron: Lichter der Hoffnung
Aixtron, der Hersteller von Maschinen zur LED-Produktion hat schreckliche Zeiten hinter sich. Doch jetzt wächst das Orderbuch an.
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von Peer Leugermann, Euro am Sonntag
Seit annähernd fünf Jahren ist die Geschichte von Aixtron für Aktionäre nur eins: eine bittere Enttäuschung. Seit 2011 brach der Kurs um mehr als 80 Prozent ein, der Umsatz schmolz von 783 Millionen auf 194 Millionen Euro zusammen, aus dreistelligen Millionengewinnen wurden satte Verluste. Kein Wunder, dass die Aktie des Spezialmaschinenbauers das am meisten leerverkaufte Wertpapier Deutschlands ist.
Doch bei einem Aktienpreis von 6,50 Euro könnte die Wette der Shortseller, weiter auf fallende Kurse zu setzen, erstmals schiefgehen. "Allein die Barmittel betragen 2,30 Euro je Aktie, während die Servicesparte und das Siliziumgeschäft mit seinen Maschinen zur Speicherchipproduktion ebenfalls je ein bis zwei Euro pro Aktie wert sind. Bereits die Summe der einzelnen Unternehmensteile deckt den aktuellen Kurs", erklärt Karsten Iltgen, Analyst vom Bankhaus Lampe.
Fantasielose Bewertung
Das Bemerkenswerte an der Betrachtung des Technologieexperten ist, dass sie vollkommen ohne Wachstumsfantasie für das Hauptgeschäft von Aixtron auskommt: Maschinen zur LED-Herstellung. Die kleinen Lämpchen gelten als Lichtquelle der Zukunft. Langlebig, robust und effizient verbrauchen sie über 90 Prozent weniger Energie und leuchten mit 50.000 Stunden bis zu 50-mal länger als eine klassische Glühbirne.Im Kampf gegen steigende Strompreise sollten die sparsamen Lämpchen daher ab 2010 ihren Siegeszug im Beleuchtungsmarkt antreten. Immerhin gehen in Büros, Industrie und Einzelhandel im Schnitt 22 Prozent der Gesamtstromkosten für Beleuchtung drauf, während in Europa, den USA und auch China der Verkauf stromfressender Glühbirnen schrittweise verboten wurde. Doch all die tollen Prognosen erfüllten sich nicht. Mit Preisen, die Anfangs bis zu 45-mal höher waren als für klassische Glühbirnen, verkauften sich LED-Lampen zunächst äußerst schleppend. Aufträge für neue Aixtron-Maschinen blieben damit aus.
Als 2013 chinesische Anbieter mit ihren zuvor massiv aufgebauten Kapazitäten auf den Markt kamen, wurde es auch nicht besser. Zwar waren LED-Lampen für zehn Dollar oder weniger endlich erschwinglich, doch wegen des rapiden Preisverfalls ist an ihnen kaum noch zu verdienen. "Ähnlich wie bei Solarzellen lösten die staatlich subventionierten chinesischen Anbieter einen Preiskampf aus, an dem bis heute keiner in der LED-Wertschöpfungskette Spaß hat", sagt Iltgen. Mit steigenden Aufträgen für Aixtron wurde es damit wieder nichts.
Auslastung dank Massenmarkt
Inzwischen ist die LED durch den anhaltenden Preisverfall im Massenmarkt angekommen. Weil aber der Anteil am Gesamtmarkt noch unter 20 Prozent liegt, erwarten Marktforscher, dass der weltweite LED-Lichtmarkt bis 2019 von sechs auf über neun Milliarden Dollar wächst. Die Überkapazitäten sollte das nach und nach auslasten.Gleichzeitig hat Aixtron viel getan, um sich der Lage anzupassen. Einsparungen im Betrieb senkten die Herstellungs- und Vertriebskosten um ein Viertel. Zudem wurde eine Maschinengeneration entwickelt, die dem Bedarf für die günstige Produktion von LEDs gerecht wird. Die R6 getauften Anlagen können über 60 Prozent mehr LEDs herstellen, während die Kosten für die Anlage über die gesamte Betriebszeit um mehr als 30 Prozent reduziert wurden. Dass Aixtron damit deutlich wettbewerbsfähiger im Konkurrenzkampf ist, zeigt ein Auftrag von Sanan. Das chinesische Unternehmen ist einer der weltgrößten LED-Produzenten und bezog seine Anlagen bisher vom US-Konkurrenten Veeco. Weil die Maschinen noch abgenommen werden müssen, findet sich die 100-Millionen-Euro-Order aber noch nicht im Auftragsbestand wieder.
Doch die für den Turnaround so wichtige Nachfrage scheint sich auch abseits der chinesischen Planwirtschaft zu beleben. Zum Halbjahr lag der Orderbestand mit 91 Millionen Euro so hoch wie seit 2012 nicht mehr. Vergangene Woche meldete das Unternehmen zudem einen weiteren Abschluss: Ein führender asiatischer Display-Hersteller hat eine Anlage "zur Abscheidung von OLED-Barriereschichten" geordert, die Anfang 2016 ausgeliefert werden soll. Aixtron wertet den Auftrag als großen Erfolg. Er zeige, dass das Unternehmen der Industrie "eine innovative Lösung" zur Verfügung stellen könne, die "maßgeblich zur Senkung der Herstellungskosten beiträgt".
Investor-Info
Aixtron
Heiße Turnaround-Story
Frei von Bankschulden und mit über 255 Millionen Euro Barmitteln lässt die Bilanz von Aixtron keine Wünsche offen. Der Turnaround hängt damit vor allem von der Umsatzentwicklung ab. Die zarte Nachfragebelebung muss sich nun als nachhaltig erweisen. Das Bankhaus Lampe sieht das Kursziel bei zwölf Euro. Derart optimistisch sind wir (und andere Banken) zwar nicht. Für sehr risikofreudige Anleger ist die Aktie aber als spekulative
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