Tele Columbus-Börsengang - Trotz hoher Schulden einen Blick wert

Der drittgrößte Kabelnetzbetreiber Deutschlands hat große Pläne: Mit einer Internetverbindung in Höchstgeschwindigkeit - satte 400 MBit/s - will Tele Columbus das Feld von hinten aufrollen und zu den beiden großen Wettbewerbern Kabel Deutschland und Unitymedia aufschließen. Denen hinkt Tele Columbus bislang nämlich deutlich hinterher. Während die beiden Marktführer längst das Komplettpaket von TV, Festnetztelefonie und schnellem Internet anbieten, ist bei den 1,29 Millionen Kunden von Tele Columbus aktuell nur jeder zweite Kabel-TV-Anschluss mit einer Internetverbindung kombiniert. Das soll sich ändern und dazu braucht das Unternehmen Geld. Geld, das nun der Tele Columbus-Börsengang am 23. Januar in die Kassen spülen soll. Firmen-Chef Ronny Verhelst schwebt dabei rund eine halbe Milliarde Euro vor.

Gute Vorzeichen für den Tele Columbus-Börsengang

Dafür will Tele Columbus bis zu 52 Millionen Titel auf den Markt werfen. Davon stammen 37,5 Millionen aus einer Kapitalerhöhung und 15 Millionen steuern Alteigentümer bei. Für eine mögliche Mehrzuteilung stünden außerdem noch 3,75 Millionen Anteile bereit.

Die Preisspanne hat Tele Columbus zwischen 8 und 12 Euro je Aktie festgesetzt. Bei einem tatsächlichen Ausgabepreis von zehn Euro betrüge das Angebotsvolumen 480 Millionen. Damit wäre Tele Columbus an der Börse dann 530 Millionen Euro schwer. Und die Vorzeichen stehen bereits gut: Auf dem Graumarkt wird die Tele Columbus-Aktie aktuell zwischen 12 und 13 Euro gehandelt und liegt damit schon oberhalb der angesetzten Preisspanne. Dabei erhält das Papier Händlern zufolge ausgerechnet vom Konkurrenten Kabel Deutschland Rückenwind. Die gute Entwicklung des deutschen Marktführers signalisiert eine steigende Nachfrage an schnellen Internetverbindungen via Kabel.

Ziele: Highspeed-Internet für Tele Columbus-Kunden und Schuldenabbau

Dieser steigenden Nachfrage nach superschnellem Internet will Tele Columbus in besonderer Weise gerecht werden - mit starken 400 MBit/s. Zum Vergleich: Ein DSL-Anbieter kann aktuell höchstens 100 MBit/s bereitstellen. Dieses neue Internetangebot wird Tele Columbus ab dem 1. April zunächst nur in der Region um Potsdam zur Verfügung stellen, wo zur Zeit 40.000 Haushalte an das Stadtnetz angeschlossen sind. Eine Ausweitung dieses Dienstes ist jedoch in Planung.

Bevor Tele Columbus allerdings seine ehrgeizigen Pläne verfolgen kann, gilt es vor allem noch einen Schuldenberg von beträchtlicher Größe abzutragen. Aktuell steht der ostdeutsche Kabelnetzbetreiber mit dem 6,3-fachen des operativen Ergebnisses in der Kreide - das entspricht etwa 550 Millionen Euro. Daher steht neben dem Netzausbau nach dem Tele Columbus-Börsengang vor allem auch die Schuldentilgung auf der Agenda. Angepeilt ist dabei ein Rückgang des Schuldenbergs auf das dann 3 bis 4-fache des operativen Ergebnisses.

Noch viel Luft nach oben für Tele Columbus

Nicht nur die Investoren scheinen der Tele Columbus-Aktie etwas zuzutrauen, auch die begleitenden Banken Goldman Sachs und J.P. Morgan haben sich bereits zuversichtlich gezeigt. Nachdem der Tele Columbus-Börsengang im Herbst noch wegen "widriger Marktumstände" verschoben wurde, scheint die aktuelle Situation am Markt zudem recht günstig. Das Unternehmen hat noch viel Luft nach oben, was den Netzausbau betrifft, und hat bereits Pläne in der Hinterhand, der stetig wachsenden Nachfrage an schnellem Internet gerecht zu werden. Ein Blick auf die positive Entwicklung der Konkurrenz in den vergangenen Jahren macht ebenfalls Hoffnung. So hat sich etwa der Kurs von Kabel Deutschland seit dem Börsendebüt vor fünf Jahren bis zum heutigen Tage verfünffacht. Sollte dem Börsenaspiranten eine auch nur ähnlich positive Entwicklung bevorstehen, kann die Tele Columbus-Aktie in eine recht rosige Zukunft blicken.

Christina Fischer, Redaktion finanzen.net