Nach Corona-Ausbruch: Ist das US-chinesische Teilabkommen in Gefahr?
Angesichts der in der chinesischen Stadt Wuhan ausgebrochenen Lungenkrankheit befindet sich das Land im Ausnahmezustand. Immer mehr Unternehmen schließen vorsichtshalber Filialen in ganz China. Vor diesem Hintergrund kommt nun die Frage auf, ob der Ausbruch auch das frisch unterzeichnete Phase-Eins-Abkommen zwischen den USA und China gefährden könnte.
• Coronavirus weiterhin noch nicht eingedämmt
• Behörden und Unternehmen ergreifen Maßnahmen
• Folgen für das sino-amerikanische Handelsabkommen im Blick
Der Ausbruch des Coronavirus hat sich seit dem ersten Auftreten der Lungenkrankheit Ende 2019 zu einer echten Krise weiterentwickelt. Längst sind die Infizierten nicht mehr nur auf China beschränkt - die Liste der betroffenen Länder wird nahezu täglich länger. Nach Informationen der Deutschen Presseagentur gibt es weltweit 8.100 Fälle, die Zahl der Toten stieg derweil auf 170 (Stand ist der 30. Januar 2020). Ganze Städte stehen zum Teil vollständig unter Quarantäne.
Immer mehr Unternehmen ergreifen Maßnahmen
Doch nicht nur die chinesischen Behörden ziehen die Reißleine, um die Krankheit, für die es noch immer weder Impfung noch Behandlung gibt, endlich in den Griff zu bekommen. Auch immer mehr internationale Unternehmen, die zu ihren Standorten auch China zählen, ziehen Konsequenzen. So strich die Lufthansa, nachdem es einen Verdachtsfall in einer zum Unternehmen gehörigen Maschine gab, alle Flüge von und nach China. Der deutsche Autoriese Volkswagen gab bekannt, Dienstreisen nach China einzuschränken und schickte seine 3.500 Mitarbeiter in Peking für zunächst zwei Wochen ins Home Office. Auch viele andere Unternehmen entschieden sich jüngst, Filialen geschlossen zu halten bzw. wenn möglich Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten zu lassen bzw. zu beurlauben.
Teilabkommen mit den USA in Gefahr?
Insgesamt wirft der Corona-Ausbruch die Frage auf, inwieweit China noch in der Lage sein wird, das erst vor wenigen Wochen unterzeichnete Phase-Eins-Abkommen mit den USA einhalten zu können. Immerhin hatte sich die Volksrepublik mit dem Deal dazu verpflichtet, seine US-Importe in kurzer Zeit massiv zu steigern. So sollen innerhalb von zwei Jahren die US-Einfuhren im Vergleich zu 2017 um 200 Milliarden US-Dollar zunehmen. Die Aufschlüsselung in verschiedene Bereiche soll dabei wie folgt ausfallen: 75 Milliarden US-Dollar für Industrieprodukte, mindestens 32 Milliarden für landwirtschaftliche Erzeugnisse, 50 Milliarden US-Dollar für Energieprodukte und 38 Milliarden US-Dollar sollen zum Dienstleistungssektor hinzukommen.
Die Erreichung dieses Ziels könne jedoch durch "eine verlängerte Nachfrage-Unterbrechung" schwierig werden, heißt es in einem Bericht des Analysehauses Panjiva Research, der CNBC vorliegt. Schließlich führt die Angst vor dem Virus dazu, dass chinesische Verbraucher eher zu Hause bleiben, anstatt zu konsumieren. Daneben wurde die Feiertagspause anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes bis zum Sonntag, dem 2. Februar, verlängert. Bisher ungeklärt ist, ob sie die Zwangsferien auch über diese Frist hinaus noch aufrechterhalten werden oder wann genau die Quarantäne der betroffenen Städte endet.
Chinas Wirtschaftsleistung könnte leiden
Nick Marro von der Economist Intelligence Unit sieht deshalb die chinesische Wirtschaftsstärke durch die Lungenkrankheit gefährdet. So dürfte das Wachstum in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres in China bereits durch das Coronavirus in Mitleidenschaft gezogen werden, wie die Tagesschau Marro wiedergibt: "Das ist problematisch, weil sich die chinesische Wirtschaft gerade erst stabilisiert hat". Es scheint demnach erst einmal unwahrscheinlich, dass das Teilabkommen von chinesischer Seite aus erfüllt werden könne.
Analysten der Commerzbank betonen in diesem Zusammenhang, dass es bislang auch noch nicht einen Hinweis darauf gab, dass China im Zuge des Teilabkommens mehr US-Importe ins Land gelassen hätte: "Es ist allen voran die Unsicherheit über das sich immer weiter verbreitende Coronavirus sowie die Umsetzung des von den USA und China ausgehandelten Phase-Eins-Abkommens, die auf die Stimmung drückt", zitiert Fortune die deutsche Investmentbank, "bisher gab es noch keine US-Berichte über bedeutende chinesische Käufer".
Sollte China die US-Importe allerdings nicht wie vereinbart steigern, drohen seitens der USA neue Strafzölle. Ob es Regelungen für Ausnahmefälle wie die derzeitige Corona-Pandemie gibt, ist fraglich.
Redaktion finanzen.net
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