Banken erwarten 2020 BIP-Rückgang um 5 bis 6 Prozent
Deutschlands Wirtschaft erholt sich aus Sicht der privaten Banken "aktuell überraschend zügig vom Corona-Schock".
In ihrer Herbstprognose sagen die Chefvolkswirte der Banken für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5 bis 6 Prozent voraus, wie der Bundesverband deutscher Banken bekanntgab. Sie erwarteten, "dass sich das derzeitige Tempo in den nächsten Monaten nicht fortsetzen wird". Für das Jahr 2021 prognostizierten die Chefvolkswirte ein Wirtschaftswachstum von 4 bis 5 Prozent.
"Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Pandemie bleibt groß", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Christian Ossig. "Das dämpft den privaten Konsum und die Investitionen der Unternehmen." Zudem werde man mit einigen Spätfolgen der Pandemie zu kämpfen haben wie beispielsweise einer höheren Verschuldung von Unternehmen und Staaten sowie pandemiebedingten Veränderungen beim Konsum und in der Produktion.
Es werde im weiteren Verlauf der Corona-Krise "zu einem Anpassungsprozess kommen, der mutige Investitionen der Wirtschaft und weiterhin gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen erfordert". Die Wachstumsrate für 2021 profitiere noch sehr stark vom Rückenwind aus dem zweiten Halbjahr 2020. Im Verlauf des nächsten Jahres dürfte die Wachstumsrate daher nur bei 2 bis 2,5 Prozent liegen.
Ossig erklärte zudem, auch in Zukunft wollten die Banken der Wirtschaft die notwendigen Kredite bereitstellen. Hier könnte die Europäische Zentralbank helfen, indem sie beispielsweise mit einem höheren Freibetrag eine in den letzten Monaten deutlich gestiegene Belastung durch den Negativzins wieder reduziere. Auch ein Einfrieren der zuletzt kräftig gestiegenen Bankenabgabe auf dem bisherigen Stand "könnte den Banken mehr Luft geben, um die Wirtschaft weiterhin mit dem benötigten Kapitel zu versorgen".
Die jüngste Abwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro führten die Chefvolkswirte den Angaben zufolge vor allem auf die kräftigen Zinssenkungen in den USA zurück. Hinzu komme die Erwartung, dass die Leitzinsen der US-Notenbank nicht zuletzt nach der von ihr verkündeten Strategieänderung nun sehr lange auf dem Nullzinsniveau bleiben würden. Das spräche für eine allmähliche Stabilisierung des Euro-Dollar-Kurses in dem Bereich von 1,20 bis 1,25 im nächsten Jahr.
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)
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