Energiewende

Übertriebene Förderung für Erneuerbare Energien stoppen

aktualisiert 26.03.12 14:40 Uhr

Der Chef des österreichischen Versorgers Verbund, Wolfgang Anzengruber, im Interview mit €uro über falsche Anreize bei der Subvention von Erneuerbaren und wie österreische Pumpspeicherkraftwerke das deutsche Speicherproblem lösen könnten.

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Seit Januar 2009 ist Wolfgang Anzengruber Vorstandsvorsitzender des ­größten österreichischen Versorgers, der Verbund AG. Der Konzern, seinen Strom nach eigenen Angaben bis zu 90 Prozent aus Wasserkraft gewinnt, könnte in seinen Pumpspeicherkraftwerken auch überschüssigen Strom ­aus Deutschland zwischenspeichern Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber im Interview mit Sabine Gusbeth, €uro.

Euro: Herr Anzengruber, Österreich deckt seit Jahrzehnten über 70 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien. Wie sehen Sie den Atomausstieg in Deutschland?
Wolfgang Anzengruber:
Ich persönlich finde die Entscheidung gut. Auch weil sie eine große Chance für die deutsche Wirtschaft bedeutet, durch Innovationen im Bereich Energieerzeugung, aber auch Energieeffizienz zu wachsen. Das große Problem ist aber, dass die ­Politik durch Subventionen falsche ­Anreize setzt, wie das Ziel erreicht ­werden soll.

Euro: Sie meinen die Solarbranche?
Anzengruber:
Ja. Es wäre besser, dem Markt zu überlassen, welche Technologien sich mit ehrlichen Kosten durchsetzen, weil sie sich am meisten rentieren. Durch starke Förderung einzelner Technologien wie der Solarkraft wurde die Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt. Subventionen sind Gift für den Wettbewerb.

Euro: Welche Folgen hat das?
Anzengruber:
Das führt zum einen dazu, dass zwar die Erneuerbaren stark ausgebaut werden, nicht aber die Übertragungsmöglichkeiten, sprich die Netze. Und die privaten Investoren bleiben aus. Das sieht man im Moment deutlich im Bereich Gas. Jeder sagt, dass Gaskraftwerke nötig sind, um die stark schwankende Energieerzeugung aus Erneuerbaren auszugleichen. Aber keiner baut sie — weil es sich nicht lohnt.

Euro: Welche Lösung sehen Sie?
Anzengruber:
Erstens: Übertriebene Förderungen für erneuerbare Energien müssen gestoppt werden. Es muss mehr Wettbewerb herrschen. Dabei sind aber die tatsächlichen Kosten zu berücksichtigen, also auch die Kosten der Endlagerung von Atommüll und die der Luftverschmutzung beim Einsatz fossiler Brennstoffe.

Euro: Und zweitens?
Anzengruber:
Bei den Erneuerbaren muss die benötigte Ausgleichsenergie, etwa Gas- oder Kohlekraftwerke, dazugerechnet werden. Denn diese braucht man, um eine stabile Stromversorgung sicherzustellen, wenn der Wind mal nicht bläst oder die Sonne nicht scheint. Erst dann werden sich private Investitionen wieder lohnen. Die politischen Weichenstellungen dafür müssen in den nächsten Monaten getroffen werden. Denn ein Kraftwerk zu bauen, dauert im günstigsten Fall fünf Jahre.

Euro: Nach einer schnellen Lösung sieht es aber im Moment nicht aus. Alle Politiker sind mit der Eurokrise beschäftigt. An die Energiewende denkt da doch keiner.
Anzengruber:
Das stimmt leider. Die Eurokrise hat das Thema Energiewende von der Tagesordnung gefegt. Das Problem ist allerdings: Je länger wir warten, desto teurer wird es. Im Übrigen brauchen wir für die Energiewende mehr Europa, nicht weniger.

Euro: Dennoch scheint eine europä­ische Energiepolitik derzeit völlig ­außer Reichweite.
Anzengruber:
Solange es keine europäische Lösung gibt, sollten wir durch bi- oder trilaterale Verträge die Versorgung Europas sicherstellen. Deutschland hat hier eine Vorreiterfunktion. Zum einen, weil die Deutschen mit dem beschlossenen Atomausstieg den Rest Europas vor vollendete Tatsachen gestellt haben. Und zum anderen, weil Deutschland als Industriestandort natürlich selbst auf eine sichere Energieversorgung angewiesen ist.

Euro: Wie könnten solche Verträge aussehen?
Anzengruber:
Nehmen wir als Beispiel Deutschland und Österreich: Die Deutschen könnten für die Österreicher Windkraftanlagen an der Küste bauen — wir haben ja kein Meer — und auf diese Weise Strom erzeugen. Die Österreicher könnten im Gegenzug Speichermöglichkeiten für Deutschland schaffen, etwa durch Pumpspeicherwerke in den Bergen, davon haben wir wiederum mehr als genug.

Euro: Das käme natürlich auch dem Verbund mit seinen 21 Speicherkraftwerken zugute.
Anzengruber:
Alle würden profitieren, eine klassische Win-win-Situation.

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07.09.2012Verbun a outperformExane-BNP Paribas SA
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