VERBIO-Aktie bricht kräftig ein: VERBIO verdient wie erwartet deutlich weniger und enttäuscht mit Gewinnausblick
Hohe Energie- und Rohstoffkosten sowie gesunkene Absatzpreise haben den Biokrafthersteller VERBIO im vergangenen Geschäftsjahr stark belastet.
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Der Rückgang des operativen Gewinns fiel dabei deutlicher aus als von Analysten erwartet. Auch der Ausblick auf die kommenden Monate ist aus Sicht der Experten mau. An den gefallenen Preisen für Biodiesel dürfte das Unternehmen weiter zu knabbern haben.
An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kursrutsch.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte VERBIO seinen Umsatz um neun Prozent auf 1,97 Milliarden Euro, wie das im SDAX notierte Unternehmen am Dienstag in Leipzig mitteilte. Verantwortlich für den Anstieg seien höhere Verkaufsmengen sowohl für Biodiesel als auch für -ethanol gewesen. Im vierten Quartal fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr hingegen deutlich. "Hauptgrund hierfür sind stark rückläufige Biodieselpreise unter anderem durch mutmaßlich falsch gekennzeichnete asiatische Biodieselimporte", hieß es in der Mitteilung.
Laut VERBIO wird aus China zertifizierter Brennstoff importiert, der - so der Verdacht von Experten - eigentlich gar kein Biodiesel ist, sondern stattdessen auf Palmöl basieren soll. Dieser ist sehr viel billiger und sorgt für Preisdruck auf den Absatzmärkten. Laut VERBIO hat die Europäische Union Mitte August eine Untersuchung der Vorgänge eingeleitet. Es gehe um Beträge in Milliardenhöhe, sagte VERBIO-Chef Claus Sauter.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei in den zwölf Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwas mehr als die Hälfte auf rund 240 Millionen Euro gefallen. Damit fiel das operative Ergebnis so hoch aus, wie der Konzern zuletzt mit der im April gesenkten Prognose in Aussicht gestellt hatte. Analysten hatten allerdings im Schnitt mit einem etwas besseren Ergebnis gerechnet. Wie im Vorjahr will das Management eine Dividende in Höhe von 20 Cent je Aktie auszahlen.
Enttäuschend fiel auch der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr aus. 2023/24 peilt VERBIO einen operativen Gewinn von 200 bis 250 Millionen Euro an. Die fünf von Bloomberg erfassten Experten hatten hier hingegen bisher im Schnitt etwas mehr als 280 Millionen Euro auf dem Zettel.
Der Produktmix aus Biodiesel und Biomethan habe VERBIO zwar geholfen, die schwachen Preise für Biodiesel etwas aufzufangen, schrieb Jefferies-Analyst Martin Comtesse. Unter den Importen aus Asien werde das operative Ergebnis aber auch im Geschäftsjahr 2023/24 leiden. "Der Ausblick ist eher enttäuschend", so Comtesse.
Aktie nahe Jahrestief
Der Biokrafthersteller VERBIO hat die Anleger am Dienstag mit schwachen Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr und einem enttäuschenden Gewinnausblick vergrätzt. Viele Investoren zogen die Reißleine, zeitweise brach das Papier um mehr als 14 Prozent auf 32,94 Euro ein, womit es auf ein Tief seit Mai ging. Einen noch schlimmeren Moment hatten die Anleger Ende April erlebt, damals war die im Nebenwerteindex SDAX notierte Aktie nach bereits monatelanger Talfahrt auf ihr bisheriges Jahrestief bei 29,93 Euro gefallen. Auch seinerzeit hatte VERBIO enttäuscht und wegen seiner Probleme den Ausblick für das inzwischen abgelaufene Geschäftsjahr gesenkt.
Zum XETRA-Handelsschluss ging es noch um 5,08 Prozent auf 36,40 Euro nach unten.
VERBIO kämpft einerseits mit hohen Energie- und Rohstoffkosten, andererseits machen dem Leipziger Unternehmen sinkende Absatzpreise zu schaffen. Constantin Hesse vom Analysehaus Jefferies sprach am Dienstag von einem sehr enttäuschenden Gewinnausblick, der vor allem den gesunkenen Biodieselpreisen geschuldet sei. Aus seiner Sicht belasten vor allem Importe aus Asien, "die wahrscheinlich falsch gelabelt wurden", das aktuelle Preisniveau. Aus diesem Grund dürfte VERBIOs Betriebsergebnis im neuen Geschäftsjahr auf niedrigem Niveau bleiben, so Hesse.
Durchaus einiges Positives hatte der Branchenfachmann jedoch dem Schlussquartal des vergangenen Geschäftsjahres abzugewinnen - er sprach von soliden Erlösen, die sogar über den Erwartungen des Marktes gelegen hätten. Das operative Ergebnis sei derweil wie erwartet ausgefallen. Insgesamt im Jahr sei das Betriebsergebnis aber noch kräftiger eingebrochen als von ihm befürchtet.
Laut einem Händler liegt VERBIOs Prognose für das neue Jahr selbst am oberen Ende der Bandbreite noch weit unter den Markterwartungen. Negativ stößt vielen Investoren offenbar auch auf, dass der Biokraftstoffhersteller wegen hoher Investitionen einen klar negativen Barmittelfluss in Aussicht stellt. Dies mindert im Allgemeinen die Aussicht auf ordentliche Aktionärsrenditen.
Generell mussten VERBIO-Anleger in den vergangenen Monaten einige Enttäuschungen einstecken. Nach zwei Jahren mit fulminantem Kursanstieg geht es inzwischen konsequent wieder abwärts. Im November 2022 war die Aktie zwar noch mal dicht an ihren bisherigen Rekord von 88,10 Euro aus dem April desselben Jahres herangekommen, hat seitdem aber bis heute rund zwei Drittel an Wert verloren. Allein im bisherigen Jahresverlauf liegt das Papier nun um rund 44 Prozent im Minus, womit es zu den größten SDAX-Verlierern zählt.
/tav/ag/men
LEIPZIG (dpa-AFX)
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