Designierte EZB-Chefin Lagarde verspricht Agilität bei neuen Herausforderungen - Klimarisiken sollten nicht ignoriert werden
Christine Lagarde will als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) dafür sorgen, dass die EZB die gleiche Agilität bei der Anpassung an neue Herausforderungen an den Tag legt, wie sie das in Reaktion auf frühere Krisen getan hat.
In ihrer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments (EP) sagte Lagarde: "Als Präsidentin würde ich mich an diese gesunden Prinzipien halten, an das Mandat und an die Agilität, die bei der Anpassung an die Umstände notwendig ist."
Lagarde bekräftigte ihre Aussage, dass sie eine akkommodierende Geldpolitik für längere Zeit notwendig halte. Zugleich plädierte sie dafür, die Nebenwirkungen der Geldpolitik nicht aus den Augen zu verlieren und auch auf die Sorgen der Menschen zu hören.
Lagarde sagte, Zentralbanken müssten ihren geldpolitischen Handlungsrahmen und das Kosten-Nutzen-Verhältnis ihrer Maßnahmen überprüfen. Dabei sei eine globale Kooperation angebracht. Im Hinblick auf das 2003 präzisierte Inflationsziel der EZB von "unter, aber nahe 2 Prozent" sagte Lagarde: "Seit 2003 ist viel Zeit vergangen, und vieles hat sich verändert. Die Bank of Canada prüft ihren geldpolitischen Handlungsrahmen alle fünf Jahre und die Federal Reserve tut es gerade." Die stärkere Betonung von Symmetrie beim EZB-Inflationsziel sei bereits ein Schritt in diese Richtung.
Lagarde: EZB-Portfolio sollte Klimarisiken nicht ignorieren
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sollte nach Aussage ihrer designierten Präsidentin Christine Lagarde die Risiken beachten, die mit dem Klimawandel zusammenhängen. Lagarde sagte in ihrer Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments, ihre persönliche Meinung sei, dass Klimarisiken zum Kern der Mission jeder Institution gehören müssten.
Die EZB könne vielleicht nicht ihr gesamtes Wertpapierportfolio "grün" investieren, aber wenn sie den Märkten signalisiere, dass sie diesem Thema Beachtung schenke, dann würde das sicher bemerkt werden. Auch für Zentralbanken stelle der Klimawandel eine Herausforderung dar.
Lagarde hofft ohne "Whatever it takes" auszukommen
Christine Lagarde hofft, als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) niemals versprechen zu müssen, alles innerhalb des EZB-Mandats Mögliche zur Bewahrung des Euro zu tun. "Ich hoffe wirklich, dass ich das nie tun muss. Denn das würde bedeuten, dass andere wirtschaftspolitische Akteure nicht das tun, was sie tun müssen", sagte sie in ihrer Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments.
Lagarde verwies darauf, dass Mario Draghis Versprechen in der Zusage zu Outright Monetary Transactions (OMT) mündete, die jedoch nie aktiviert wurden. "Was aber sehr wirksam war, das war der Rettungsfonds ESM", sagte Lagarde. Sie hoffe sehr, dass die Auslösung von Maßnahmen durch den ESM nicht durch zu rigide Mechanismen behindert werde.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
Weitere News
Bildquellen: einstein / Shutterstock.com, Albert H. Teich / Shutterstock.com