Dividende sinkt

WACKER CHEMIE-Aktie springt dennoch hoch: WACKER CHEMIE rechnet 2024 mit weiterem Gewinnrückgang

12.03.24 17:54 Uhr

WACKER CHEMIE-Aktie dennoch mit Kurssprung: WACKER CHEMIE sieht nach deutlichen Einbußen auch 2024 weniger Gewinn | finanzen.net

WACKER CHEMIE blickt in einem weiterhin schwierigen Geschäftsumfeld erst einmal vorsichtig aufs neue Jahr.

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Gleichwohl rechnet der MDAX-Konzern mit steigenden Absatzmengen und positiven Produktmixeffekten in den Chemiebereichen. Dem stünden niedrigere Verkaufspreise gegenüber. An der Börse kamen insbesondere die Äußerungen zum Jahresstart gut an. Die im März weiter anziehende Nachfrage überzeuge, erklärte Analyst Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan.

Der WACKER-Aktienkurs schnellte kurz nach dem Handelsauftakt via XETRA bis auf 113,55 Euro nach oben. Zuletzt führten die Papiere den Index der mittelgroßen Werte, den MDAX, mit einem Plus von noch 5,69 Prozent auf 109,65 Euro mit Abstand an. Ihr Jahresminus schmolz damit auf weniger als 3 Prozent.

Die globale Wirtschaftsentwicklung werde durch die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie den Nahost-Konflikt beeinflusst, schreibt das Unternehmen in dem am Dienstag veröffentlichen Geschäftsbericht. Zudem belasteten weiterhin hohe Energiepreise Unternehmen vor allem in Europa.

In diesem Umfeld peilt Unternehmenschef Christian Hartel nach konjunktur- und energiepreisbedingt deutlichen Einbußen im vergangenen Jahr für 2024 einen Umsatz von 6 bis 6,5 Milliarden Euro sowie einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 600 und 800 Millionen Euro an. Die durchschnittlichen Analystenschätzungen liegen beim Umsatz in der unteren Hälfte der Spanne, beim operativen Gewinn in der oberen Hälfte.

Für das erste Quartal stellt Hartel hierbei Erlöse von rund 1,5 Milliarden Euro in Aussicht, sowie einen operativen Gewinn auf dem Niveau des Schlussquartals 2023 von etwa 135 Millionen Euro.

Die Gewinnprognose für die ersten drei Monate liegt laut dem JPMorgan-Experten Udeshi deutlich über der mittleren Markterwartung. Daher dürften Analysten und Investoren den Jahresausblick des Unternehmens in der Mitte der Spanne als konservativ werten.

2023 waren der Umsatz und das operative Ergebnis des MDax-Unternehmens - wie bereits bekannt - im Vergleich zum außergewöhnlich starken Vorjahr deutlich gefallen: die Erlöse um 22 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro und das operative Ergebnis um 60 Prozent auf 824 Millionen Euro.

Die Dividende sinkt nun, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Die Anteilseigner sollen 3,00 Euro je Aktie erhalten - nach 12 Euro im vergangenen Jahr. Die Kappung überrascht allerdings nicht, da WACKER CHEMIE in der Regel rund die Hälfte des Nettogewinns aus dem fortgeführten Geschäft ausschüttet. So sackte der Überschuss 2023 um fast eine Milliarde auf 327 Millionen Euro ab.

So litt die gesamte Branche im vergangenen Jahr unter einer trägen Weltwirtschaft. Europa schwächelt und der besonders wichtige Markt China leidet unter einer schweren Immobilienkrise. Die Bauindustrie ist ein wichtiger Abnehmer von WACKERs Polymeren. Diese chemischen Verbindungen sind die Basis etwa für Klebstoffe, werden aber auch in Bodenbelägen, Farben und Beton beigemischt, um Eigenschaften zu verändern.

Zudem bekam WACKER im Geschäft mit Silikonen Preisdruck zu spüren. Diese Kunststoffe werden in der Elektronikindustrie, bei Textilherstellern, Medizintechnikunternehmen und in der Baubranche eingesetzt. Und auch das Geschäft mit Polysilizium für die Solarindustrie schwächelte wegen der Billigkonkurrenz aus China.

Im Geschäft mit Silikonen stellt sich WACKER CHEMIE laut einer Präsentation vom Dienstag nun aber auf eine Erholung im zweiten Quartal ein. Mit Blick auf den Polymerbereich sei die Nachfrage aus der Bauindustrie zum Jahresstart derweil noch schwach gewesen, Umsatz und operativer Gewinn sollten sich im ersten Quartal im Vergleich zu Ende 2023 aber erholen.

Im Biotechnologiegeschäft dürften Wachstumsinvestitionen im ersten Quartal noch auf der Profitabilität lasten, hieß es weiter. Hier steckt WACKER unter anderem Geld in den Ausbau der Produktion rund um mRNA-Therapeutika.

Zudem fokussiert sich das Unternehmen noch mehr auf die Produktion von halbleitertauglichem Polysilizium. Mit besonders reinem Polysilizium sei künftig auch die Herstellung von 3-Nanometer-Chips und kleineren Varianten für Computeranwendungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz, für Datenzentren und autonomes Fahren möglich, hieß es. In der Polysilizium-Sparte stellt WACKER auch Solarsilizium her - ein Geschäft, das allerdings unter Preisdruck leidet. Auch daher werden die Kosten gesenkt, was der Profitabilität 2024 helfen soll.

WACKER CHEMIE für raschere Energiewende

Der Vorstandschef Christian Hartel hat für eine zügigere Energiewende geworben. "Erneuerbare Energie, insbesondere Photovoltaik, ist die mit Abstand günstigste Energie auf dem Planeten", sagte Hartel dem "Münchner Merkur" (Dienstag). Kohlenstoffbasierte Energie und Strom aus neu zu bauenden Atomkraftwerken sei teurer. Wacker ist Weltmarktführer bei Polysilizium für die Solar- und Halbleiterindustrie und zählt zu den größten Stromverbrauchern in Bayern.

In den USA entstünden riesige Solar- und Windparks. "Wir spüren das auch bei der Nachfrage für unser Polysilizium: Vergangenes Jahr wurden weltweit 450 Gigawatt Solarleistung installiert, dieses Jahr werden es 500 sein", sagte Hartel. In Texas gebe es grünen Strom für vier Cent, ohne Subventionen, "einfach weil es sich rechnet". Auch China habe die wirtschaftliche Bedeutung der erneuerbaren Energie verstanden und vergangenes Jahr über 200 Gigawatt Solarleistung installiert.

Durch den steigenden Anteil der Erneuerbaren werde es mehr Schwankungen sowohl bei der Stromversorgung als auch bei den Preisen geben. In fünf oder zehn Jahren aber könnten Elektroautos Strom speichern und abgeben und so Spitzen und Täler ein Stück weit glätten. Auch Künstliche Intelligenz helfe, mit Schwankungen zu arbeiten, sagte der Vorstandschef.

Der Bau von Stromtrassen nach Bayern für Windstrom aus dem Norden sei lange zu langsam betrieben worden. Aber jetzt zwei Preiszonen zu schaffen, wäre falsch: Die Industrie im Süden wäre wegen höherer Strompreise weniger wettbewerbsfähig, und die Windkraft-Investoren im Norden hätten weniger Abnehmer und niedrigere Preise.

In Deutschland sei es schwierig, über neue Kapazitäten für energieintensive Prozesse nachzudenken, sagte Hartel. Dazu fehle die Planungssicherheit. Grundvoraussetzung seien wettbewerbsfähige, planbare Energiepreise.

Kein Druck bei Siltronic-Beteiligung

WACKER CHEMIE sieht CEO Christian Hartel zufolge "keinerlei Druck", die Beteiligung am Waferhersteller Siltronic, an dem WACKER 31 Prozent hält, zeitnah zu reduzieren oder komplett abzubauen. Mittelfristig sei das eine interessante Beteiligung, "wir haben keinen Druck, uns davon schnell zu trennen".

Für den - politisch gewollten - Aufbau einer europäischen Waferproduktion halte er Siltronic nicht geeignet und werde seine Rolle als größter Aktionär in diese Richtung nicht spielen. Um mit der chinesischen Konkurrenz mithalten zu können, müssen vor allem Skaleneffekte erreicht werden, das sei eine riesige Herausforderung. Die Anforderungen in Europa an eine Waferproduktion seien zudem höher als in China.

MÜNCHEN (dpa-AFX / Dow Jones Newswires)

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Bildquellen: WACKER Chemie

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