Dividende für 2020

AIXTRON-Aktie gewinnt zweistellig: Digitalboom soll AIXTRON zu Wachstumssprung verhelfen

25.02.21 20:07 Uhr

AIXTRON-Aktie gewinnt zweistellig: Digitalboom soll AIXTRON zu Wachstumssprung verhelfen | finanzen.net

Der Hunger von Industrie und Menschen nach immer schnellerer Datenübertragung und neuester Unterhaltungselektronik treibt den LED- und Chipindustrieausrüster AIXTRON an.

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Das Unternehmen, dessen Anlagen bei der Herstellung von LEDs für Displays, 3D-Sensoren und Energiemanagementchips helfen, will das Wachstum 2021 stark beschleunigen. Zudem sollen die Anteilseigner erstmals seit fast einem Jahrzehnt wieder eine Dividende erhalten - und zwar 11 Cent je Aktie, wie das Unternehmen am Donnerstag in Herzogenrath mitteilte. Der Kurs der im MDAX notierten Aktie schoss prozentual zweistellig nach oben.

Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank sprach in einer ersten Reaktion von den erwartet guten Zahlen für 2020. Positiv überrascht hätten allerdings der starke Auftragsanstieg und die Dividendenankündigung. Das Management erwartet für das laufende Jahr ein Umsatzwachstum von bis zu gut einem Drittel auf 320 bis 360 Millionen Euro. 2020 hatte das Plus dank eines starken Schlussquartals vier Prozent auf rund 269 Millionen Euro betragen.

Der Optimismus der Konzernvorstände Bernd Schulte und Felix Grawert fußt auf der gerade im Schlussquartal deutlich verbesserten Geschäftsdynamik, einem Auftragsbestand von knapp 151 Millionen Euro per Jahresende sowie einem erwarteten Anstieg des Ordereingangs auf 340 bis 380 Millionen Euro im neuen Jahr. Analysten hatten für 2021 zuletzt im Durchschnitt einen Umsatz eher am unteren Ende der Bandbreite auf dem Zettel.

"Im Jahr 2020 sind wir einen großen Schritt bei der Stärkung unserer Wettbewerbsposition in den relevanten Wachstumsmärkten vorangekommen", betont Manager Schulte laut Mitteilung. Mit Blick auf die Geschäftstreiber verweist sein Kollege Grawert auf die E-Mobilität, den Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes sowie den "wachsenden Anspruch unserer Kunden in der Halbleiterindustrie, energieeffiziente Lösungen einsetzen zu können."

Vom Umsatz sollen im laufenden Jahr rund 16 Prozent als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) hängen bleiben, nach 13 Prozent 2020. Mit Blick auf die aktuelle Analystenschätzung müsste AIXTRON 2020 einen Umsatz in der oberen Hälfte der avisierten Umsatzspanne erreichen, um die Konsenserwartung zu erfüllen.

Absolut erwirtschaftete der MDax-Konzern 2020 ein operatives Ergebnis von 34,8 Millionen Euro und damit elf Prozent weniger als noch 2019. Das lag aber auch an höheren Ausgaben für die Weiterentwicklung der Technologie. So steckte AIXTRON in etwa jeden fünften Umsatz-Euro in die Forschung und Entwicklung. Mehr als ein Drittel der zuletzt knapp 730 Angestellten ist mit diesem Bereich befasst. Unter dem Strich blieben mit 34,5 Millionen Euro zwei Millionen mehr hängen als im Jahr zuvor.

Die Erwartungen für 2021, die unter dem Vorbehalt keiner signifikanten Corona-Auswirkungen stehen, beinhalten auch die Tochter Apeva. Die hatte Ende 2020 mit dem Abschluss eines Oled-Entwicklungsprojekts einen lange erhofften, großen Fortschritt gemacht. Der Kunde, laut AIXTRON einer der weltweit größten Displayhersteller, nahm eine entsprechende Anlage nach langen Tests ab.

In diesem Zusammenhang war die Rede davon gewesen, Gespräche über die Machbarkeit eines abschließenden Qualifizierungsprojekts anzustreben. Dieser manchmal langwierige Verlauf ist typisch für die Branche, da nicht nur die grundsätzliche Tauglichkeit der komplizierten Technik geprüft werden muss, sondern auch deren Anwendung im industriellen Maßstab. Nähere Angaben zu dem Kunden für Anlagen zur Aufbringung ultradünner Schichten organischer Materialien für Oled-Displays macht AIXTRON nicht, laut Branchenexperten könnte es sich um Samsung handeln.

So reagiert die AIXTRON-Aktie

Die Anleger sind am Donnerstag bei AIXTRON dank der Nachfrage aus der LED- und Chipindustrie in Euphorie geschwelgt. Starke Quartalszahlen und ein ebenso starker Ausblick des Anlagenbauers ließen den Kurs erstmals seit 2011 wieder über die 20-Euro-Marke schnellen. Nach einem Spitzenplus von 18,5 Prozent stand am Ende noch ein Kurssprung um 13,6 Prozent auf der XETRA-Kurstafel. Die Aktien schlossen damit bei 19,50 Euro.

Der Optimismus von AIXTRON für das Jahr 2021 fußt auf der im Schlussquartal deutlich verbesserten Geschäftsdynamik, einem Auftragsbestand von knapp 151 Millionen Euro per Jahresende sowie einem erwarteten Anstieg des Ordereingangs auf 340 bis 380 Millionen Euro im neuen Jahr. Wie das Management betonte, steigt die Nachfrage nach Halbleitern derzeit wegen Themen wie Breitbandausbau, E-Mobilität und Energieeffizienz.

Olivia Honychurch von Liberum Research stimmte vor allem auf die Auftragsentwicklung eine Lobeshymne an. Aufträge im Wert von 92 Millionen Euro allein im Schlussquartal seien der Höchstwert seit 2011, schrieb die Expertin. Insgesamt habe AIXTRON 2020 damit Aufträge im Wert von rund 300 Millionen Euro an Land gezogen - ein unerwartet hoher Wert. Die Stärke könnte bis ins Jahr 2022 anhalten.

Auch der Barclays-Analyst Andrew Gardiner, Malte Schaumann von Warburg Research und Harald Schnitzer von der DZ Bank lobten den starken Auftragsanstieg. Gardiner blickt deshalb weiter optimistisch auf die Aktien, auch wenn diese nach einem zuletzt überdurchschnittlich gutem Lauf mittlerweile mit einem Aufschlag bewertet würden.

Für die Anteilseigner kam als Schmankerl hinzu, dass sie erstmals seit fast einem Jahrzehnt wieder eine Dividende erhalten sollen - und zwar elf Cent je Aktie. Darin sieht der DZ-Experte Schnitzer eine zweite positive Überraschung. Er kündigte am Morgen eine Überarbeitung seines Bewertungsmodells an. Schnitzer rät weiter zum Kauf - genauso wie die Liberum-Expertin Honychurch, die auch ihr Kursziel überprüfen will.

Die Branche von AIXTRON ist seit einigen Wochen im Aufwind, weil Chips zum Beispiel in der Autoindustrie knapp sind und so Kapazitäten aufgebaut werden müssen. Hinzu kommt die immer rasantere Digitalisierung der Welt, 5G-Mobilfunk und 3D-Sensorik. Die Chipproduzenten kommen mit der Produktion nicht hinterher und rüsten daher kräftig auf.

AIXTRON, dessen Anlagen bei der Herstellung von LEDs für Displays, 3D-Sensoren und Energiemanagementchips helfen, profitiert von diesem Trend ebenso wie ASML oder die US-Konzerne Applied Materials und Lam Research. Die Papiere dieser drei Wettbewerber eilten bis zuletzt an den Pariser und New Yorker Börsen von einem Rekord zum anderen. Am Donnerstag aber folgten sie eher dem jüngsten Ausverkauf bei Technologiewerten.

Bei den AIXTRON-Papieren ist es derweil bis zu einer Bestmarke noch ein langer Weg. Auf dem aktuellen Niveau bei 20 Euro haben sie sich zwar binnen vier Monaten mehr als verdoppelt. 2011 waren sie in der Spitze aber noch jenseits der 34 Euro gehandelt worden und im Jahr 2000 zu Zeiten der Dotcom-Blase sogar zu fast 90 Euro.

/tih/mis/fba/he

HERZOGENRATH (dpa-AFX)

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